Lustnächte
stieß er zu, drückte sie fest gegen die raue Wand. Als sie laut aufstöhnte, verlor er die Beherrschung. Seine Stöße wurden unkontrolliert. Sie schrie. Es war ihr längst egal, wo sie sich befand. Alles um sie herum löste sich in einem Inferno von Gefühlen auf. Pierre kam gleichzeitig mit ihr. Oh Gott, war das gut. War das … Oh Gott … Als er erschöpft über sie sank, schluchzte sie und versuchte krampfhaft, wieder zur Besinnung zu kommen.
Erschöpft von endlosen weiteren Liebesbezeugungen in dieser Nacht schlief Beatrix noch immer, als Pierre am Morgen in aller Herrgottsfrühe seinen Laptop aufbaute und die Bilder des Tagebuchs von der Kamera überspielte. Aufmerksam las er Saunières Eintragungen, markierte diejenigen, die bedeutsam erschienen, und kopierte sie auf eine separate Seite. Dort verblieben unter anderem vier interessante Eintragungen, die Saunière zu der Zeit gemacht hatte, als er gerade mit der Renovierung von Sainte Marie-Madelaine begonnen hatte:
„21.09.1891 – Brief von Cranès, Grab entdeckt, am Abend Regen.“
„28.09.1891 – Reise nach Carcassonne.“
„29.09.1891 – Sah den Curé von Névian – bei Gélis – bei Carrière – sah Cros und Geheimnis.“
„04.10.1891 – Treffen mit vier Confrères.“
Pierre nahm die Brille ab und rieb sich die Augen. Zwischen dem 21. September und dem 4. Oktober 1891 musste genau das passiert sein, wodurch Saunière zu Geld gekommen war. Aber was? Warum konnte sich dieser Mann nicht vernünftig ausdrücken? Von welchem Grab redete er? Von dem, das sich in der Kirche vor dem Altar unter der Grabplatte der Ritter befunden hatte? Oder redete Saunière von dem Grab der Marquise d’Hautpoul? Und welches Geheimnis hatte er ein paar Tage später gesehen? Herrgott noch mal. Was war denn so geheim, dass er es nicht einmal seinem Tagebuch anvertrauen konnte? Konnte man auf dem Umweg über die vier Kollegen etwas herausfinden, die er erwähnte? Langsam machte die Sache ihn neugierig. Und darüber hinaus galt es sowieso, noch Zeit zu schinden. Seine Firma lief auch ohne ihn, solange Marc da war. Er brauchte einfach mehr Zeit. Wenn er es selbstkritisch betrachtete, war er kaum einen Schritt weitergekommen, was Beatrix betraf. Er schlief mit ihr. Ja. Und sie hatte Spaß daran. Aber mehr? Offensichtlich nicht. Hatte sie je gesagt, „Ich liebe dich“? Nicht ein einziges Mal. Und er hätte etwas darum gegeben, es zu hören. Es erschien ihm mit einem Mal so wichtig. Nachdenklich ging er zum Bett hinüber und setzte sich auf die Kante. Beatrix schlief ruhig, die Arme um ihr Kopfkissen geschlungen. Ihre braune Haut hob sich deutlich von der weißen Bettwäsche ab. Sie wirkte so verletzlich, dass er sie für den Rest seines Lebens beschützen wollte. Gott, wieer sie liebte. Eigentlich wusste er es schon, seit er sie aus dem Auto gezogen hatte. Inzwischen war er sich sicher. Genauso, wie er sicher war, dass er nicht wiedergeliebt wurde. Es war ein grenzenloses Elend. Aber die Zuneigung einer Frau zu wecken war nun mal ein Gebiet, auf dem er sich nicht auskannte. Etwas, das er in seinem ganzen Leben noch nicht für nötig gehalten hatte. Was um alles in der Welt sollte er nur tun? Er wollte Beatrix. Für immer. Das hier war kein vorübergehendes Abenteuer. Das hier war eindeutig Liebe. Empfand sie nur einen Bruchteil dessen für ihn, was er fühlte? Oder amüsierte sie sich nur vorübergehend mit ihm? Die Angst, sie könnte ihn verlassen, schnürte ihm die Kehle zu. Eine Angst, die er nie gekannt hatte. Er fühlte sich hundeelend. Er legte sich neben sie und zog sie samt Kissen und kratzender Bettwäsche dicht heran. Beatrix wachte nicht auf. Er legte einen Arm um sie, bettete seinen Kopf auf ihre Locken und schlief irgendwann ein.
Beim Frühstück ging es seinem Ego um einiges besser. Nach dem Aufwachen hatten sie sich ausgiebig geliebt. Über eine gemeinsame Zukunft zu reden wagte er nicht. Die Reaktion auf seine letzte Andeutung in dieser Richtung war ihm noch deutlich in Erinnerung. Der morgendliche Anflug von Selbstmitleid war fast ganz verschwunden, als sie in seinen Armen gestöhnt und geschrien hatte. Er liebte es, ihr zuzusehen, wie sie kam. Es war ein herrliches Gefühl, sie so weit zu bringen. Seine Zufriedenheit hielt auch noch beim Frühstück an. Beatrix’ Gedanken schienen sich dagegen schon wieder ganz auf die Schatzsuche zu konzentrieren. Also tat er ihr den Gefallen und riss sich von den Erinnerungen an die morgendlichen
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