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Lustnächte

Lustnächte

Titel: Lustnächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara DuMont
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wohlhabender Mann, aber mit dem Reichtum seines Kollegen konnte er weiß Gott nicht mithalten.“
    „Weil der Abbé diesen Schatz gefunden hatte?“
    „Ach, Fräuleinchen, glauben Sie doch nicht alles, was man so erzählt. Das sind die Geschichten, die man sich sehr viel später ausgedacht hat, um den plötzlichen Reichtum Abbé Saunières zu erklären. Aber das ist vollkommener Unsinn.“
    Mademoiselle Hélène schüttelte missbilligend die grauen Löckchen. Glaubte denn kein Mensch hier an den Schatz? Wie erklärten sie sich dann den plötzlichen Reichtum dieser Kirchenmänner? Zumindest Saunière hatte ihn ja unverhohlen zur Schau gestellt.
    „Die Pfarrer in dieser Gegend scheinen alle nicht unter Armut gelitten zu haben. Wurden sie denn so gut von der Diözese bezahlt?“
    „Das wohl nicht gerade. Aber Onkel Henri schrieb ja wissenschaftliche Berichte und dann waren da noch seine Bücher.“
    Die der Bischof alle hatte einstampfen lassen. Daher konnte kein Geld gekommen sein. Aber niemand hier schien je Fragen gestellt zu haben. Erstaunlich.
    „Onkel Henri hatte auch Verbindungen zu gewissen Leuten in Paris. Alles Gelehrte wie er. Er brachte auch Abbé Saunière mit ihnen in Kontakt. Er fuhr im Laufe der Jahre sehr oft nach Paris, um sich mit ihnen zu treffen, Abbé Saunière, meine ich.“
    Aha. Das brachte sie jetzt schon näher zu dem, was sie wissen wollte. Aber Gelehrte? Emma Calve war wohl kaum als solche zu bezeichnen. Beatrix erwähnte wie beiläufig die Operndiva.
    „Oh ja, sie gehörte auch zu diesem Zirkel. Böse Zungen behaupten, der Abbé habe ein verbotenes Verhältnis mit ihr gehabt. Aber das glaube ich nicht.“
    Beatrix konnte es sich sehr gut vorstellen. Mit seinem Aussehen hatte Saunière eher wenig Schwierigkeiten in dieser Richtung gehabt. Was ja Marie Dénarnaud zu Genüge belegte. Aber Mademoiselle Boudet gehörte noch zu einer Generation, die Pfarrer als geschlechtslose Wesen betrachtete. Hatte sie nicht gelesen, dass Boudet einen erbitterten Streit mit Saunière gehabt hatte, in dessen Verlauf er ihm einen unziemlichen Lebenswandel vorgeworfen hatte? Der Grund konnte sehr gut sein Verhältnis zu Emma Calve gewesen sein. Ohne Zweifel war es über Jahre aufrechterhalten worden. Neben dem mit seiner Haushälterin. Sodom und Gomorrha!
    „Sie gehörte einfach nur zu dem gleichen Zirkel, dem ja auch Onkel Henri angehört hat.“
    „Was war das für ein Zirkel?“
    „Oh, irgendetwas Wissenschaftliches. Genaueres weiß ich nicht darüber.“
    Zu schade. Saunière war genau zu dem Zeitpunkt mit ihnen in Verbindung gekommen, als er dieses Grab entdeckt hatte. Und Bischof Billard war es gewesen, der ihn nach Paris geschickt hatte. Hatte nicht Madame Junot das erwähnt? Richtig. Und Boudet hatte also Verbindungen zu diesem Zirkel gehabt. Er war die Verknüpfung zu allen dreien. Sie musste diesen wichtigen Punkt im Hinterkopf behalten und versuchen, an anderer Stelle etwas darüber herauszufinden.
    „Hier, sehen Sie.“ Mademoiselle Hélène nötigte sie wieder, sich zu setzen. Sie hatte eine Holzkiste mit eisernen Beschlägen hereingeschleppt. „Das hier sind noch Dinge aus dem Nachlass von Onkel Henri. Und hier ist auch noch eines seiner Bücher.“
    Neugierig schlug Beatrix es auf, musste aber enttäuscht feststellen, dass sie nur wenig damit anfangen konnte. In erster Linie beschäftigte Boudet sich darin mit einigen Thermalquellen in der näheren Umgebung und Berechnungsformeln, um deren tiefsten Punkt festzustellen, erwähnte geologische Besonderheiten in der Umgebung. Es enthielt auch einige Karten. Wie ärgerlich, dass Pierre nicht hier war. Er hätte gewiss mehr damit anfangen können. Er und Jean-Luc mussten es sehen.
    „Mademoiselle, könnte ich dieses Buch ausleihen, um es meinem Mann zu zeigen?“
    Als Mademoiselle zögerte, setzte sie schnell hinzu: „Ich würde es Ihnen auch gleich in den nächsten Tagen wiederbringen.“
    „Nun gut. Dann kann ich mich wenigstens auf einen weiteren Besuch von Ihnen freuen.“ Sie lächelte glücklich.
    Die weitere Hinterlassenschaft von Abbé Boudet enthielt nichts Interessantes mehr und Beatrix verabschiedete sich bald mit ihrer Beute.
    Egal, wie fest Pierre sich vorgenommen hatte, mit seinem Freund zu reden, er brachte den Mund nicht auf. War es denn so schwer, sich von einem Freund auslachen zu lassen? Vielleicht hatte er ja auch Verständnis dafür. Aber darauf war bei Jean-Luc nicht wirklich zu hoffen. Wie auch? Wenn Pierre jemand vor

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