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Lustnebel

Lustnebel

Titel: Lustnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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sofort wieder verwarf.
    „Eine Ewigkeit“, antwortete Alice und tätschelte Wilson. „Wenn man es genau nimmt, sind wir seit unserer Kindheit zusammen.“ Sie lachte geheimnisvoll und zwinkerte Rowena verschwörerisch zu.
    „Wie lang lebt Ihr bereits bei Finsthworth? Es ist ein großer Unterschied zum Leben in einer pulsierenden Stadt wie London, nicht wahr?“, wechselte Rowena das Thema. Obwohl die Cuthberts nett und zugänglich wirkten, hatte die Atmosphäre etwas Steifes, und Rowena überlegte, sich so bald wie möglich zu verabschieden.
    „Man kann sagen, wir sind noch frisch verliebt in den District und unser Cottage. Wir entdecken keine Nachteile am Landleben“, plauderte Alice munter drauflos. „Wobei ich mich natürlich dafür interessiere, welchen Vergnügungen andere Leute nachgehen. Womit vertreibt Ihr Euch die Zeit, liebste Rowena?“
    Sie hob ratlos die Schultern. „Da erkundigt Ihr Euch bei der Falschen. Ich bin neu in der Gegend und überdies zu sehr mit den Arbeiten an unserem Heim beschäftigt, als dass ich mich um Amüsement und Tanz kümmern könnte. Allerdings werde ich künftig meine Morgenspaziergänge wieder aufnehmen. Die Landschaft ist wundervoll, und ich begeistere mich für ausgedehnte Wanderungen. Die Umgebung ist traumhaft“, führte sie aus und leerte ihre Teetasse.
    „Spaziergänge“, sinnierte Wilson und fixierte Rowena interessiert.
    „Eine Leidenschaft, die wir vielleicht teilen?“, fragte sie und rang ihren Widerwillen gegen Wilson nieder, der ihr immer unsympathischer wurde.
    Alice beugte sich vor, und schneller, als Rowena reagieren konnte, hatte sie ihr eine weitere Tasse Tee nachgegossen.
    „Wilson zieht die schönen Künste vor“, beeilte sich Alice zu sagen. „Gebt ihm ein Buch und Ihr werdet ihn stundenlang nicht mehr ansprechen können.“
    Rowena nickte und versuchte, einen großen Schluck von ihrem Getränk zu nehmen. Prompt verbrannte sie sich die Lippen. Sie stellte die Tasse vor sich ab.
    „Kennt Ihr Abigail Cockreign? Soweit ich weiß, verkehrt sie im Ton . Sie ist die Witwe des jüngsten Sohns von Viscount Sedbergh. Ihr müsst sie kennen, eine unwahrscheinlich warmherzige Person. Und mildtätig!“, schwärmte Alice.
    Der Name brachte etwas in Rowena zum Klingen, doch sie erinnerte sich trotz aller Konzentration nicht an die Umstände, unter denen ihr Mrs. Cockreign begegnet war. „Nein, tut mir leid. Wir wurden einander nie vorgestellt“, bedauerte sie. „Vielleicht begegne ich ihr, wenn mein Gatte und ich wieder in London sind …“
    Wilson gluckste. „Das ist schwer vorstellbar.“ Er zwirbelte seinen Bart und lehnte sich in Alices Richtung. „Abigail Cockreign ist tot. Erinnerst du dich nicht, Bella? Die Zeitung berichtete ausführlich darüber. Es heißt, es wäre Mord.“
    „Nein! Das arme Ding!“, rief Alice aus und warf Rowena einen Blick zu, den diese als lauernd empfand, ohne sich erklären zu können, warum.
    Eiseskälte erfüllte Rowena. Sie drängte die Übelkeit nieder, die in ihr aufsteigen wollte, und trank einen Schluck Tee. Tatsächlich half das Getränk, ihre Lebensgeister zu wecken. Sie legte ihre Hände um die Tasse und genoss die Wärme des Porzellans, die durch ihre Handflächen sickerte. Sie hoffte, dass die wohltuende Empfindung auch ihre Seele ergriff. Sie zwang sich, Interesse und Unwissen zu heucheln. „Nein, wie grauenvoll!“ Sie schüttelte den Kopf.
    „Er scheint es auf Blondinen abgesehen zu haben“, meinte Wilson wenig anteilnehmend. „Abigail Cockreign, Claire Salinger, sie stellten sich als Blondinen heraus, kein Grund zur Sorge für Euch, Mylady. Das dunkle Haar mag Eure Rettung sein.“
    Rowena biss die Zähne zusammen und presste die Lippen aufeinander, um die Worte nicht hervorbrechen zu lassen, die nach draußen drängten. Das Geständnis, dass sie sehr wohl um die Morde wusste. Dass Claire ihre beste Freundin gewesen war und dass sie seit ihrem grauenvollen Ende Alpträume heimsuchten.
    Rowena zwang die Tasse an ihre Lippen und leerte sie bis auf den Grund.
    Alice gab ihm einen Klaps auf den Unterarm. „Du versetzt Rowena in Angst“, tadelte sie ihn. Sie wandte sich an Rowena. „Hier auf dem Land sind wir sicher. Was auch immer ihn dazu treibt, unschuldige Frauen zu metzeln, auf dem Land fiele ein Fremder auf. Kein Anlass zur Beunruhigung.“ Die Art, wie Alice das sagte, steigerte Rowenas Unbehagen. Ein flaues Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus.
    „Vielleicht hatten die Frauen

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