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Lustnebel

Lustnebel

Titel: Lustnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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ihr. Es miaute und schien geduldig auf Rowena warten zu wollen. Erst als diese ein paar Schritte auf das Tier zumachte, stolzierte es weiter.
    „Verrückt“, schalt sich Rowena leise. Die Katze verstand gar nicht, was Rowenas Problem war, was sie von ihr verlangte. Und doch folgte sie dem Stubentiger, als würde es sie hinausführen können.
    Ihre robusten Lederschuhe widerstanden der Bodennässe nicht länger, und so sickerte Brackwasser in die Schuhe, und ihre Strümpfe sogen sich langsam bis zu den Knien hinauf mit der Flüssigkeit voll.
    Der schwarze Schwanz der Katze ließ sich im weißen Nebel mühelos ausmachen. Er ragte wie ein Fragezeichen im Gras empor, und die leichten Schritte glitten nur gemächlich über die Erde, so als nähme die Katze Rücksicht auf die ungelenke, stolpernde Riesin hinter sich.
    Langsam wanderte Hitze Rowenas Rücken hinab. Sie fühlte den Schweiß in ihrem Nacken und schnaufte vor Anstrengung. Mittlerweile musste sie längere Zeit für den Rückweg benötigen als für Hinweg und Aufenthalt bei den Cuthberts zusammen.
    Die Katze stoppte, drehte sich herum und nahm Platz. Sie musterte Rowena fast spöttisch, ehe sie begann, sich ausgiebig zu putzen. Rowena beobachtete den Vierbeiner und überlegte, ob das dieselbe Katze sein konnte, die sie in London gesehen hatte und die ständig um Chaytons Haus herumgestromert war.
    Gehörte das Tier vielleicht dem Kutscher? Er war die einzige Verbindung zu ihrem Londoner Haus.
    Rowena erschrak. Ein galoppierendes Pferd näherte sich. Sie musste den Reiter auf sich aufmerksam machen, wollte sie nicht Gefahr laufen, unter die Hufe zu geraten.
    „Wer ist da? Ich bin hier!“ Im Nebel klang ihre Stimme dumpf und hohl. Sie war sich unschlüssig, ob der Reiter sie hörte und ob es ratsam war, sich von der Stelle zu bewegen.
    „Rowena?“
    Aus dem Dunstschleier schälte sich eine vertraute Gestalt. Langes Haar hing wild über Rücken und Brust, und nichts passte weniger in die englische Umgebung als der Haarschmuck aus Holzperlen und Federn.
    „Chayton!“ Erleichtert lief sie ihm entgegen, um auf halbem Weg knöcheltief im Morast festzustecken. Chayton eilte ihr zu Hilfe und hob sie auf seine Arme. Zu gerne hätte Rowena protestiert, doch an seiner Schulter überkam sie mit einem Schlag die ganze Breitseite der Erschöpfung. Also kuschelte sie sich an ihren barbarischen Gatten und ließ sich auf sein Pferd setzen, ehe er sich selbst hinter ihr auf das Reittier schwang. Erst jetzt erkannte sie, dass Chayton ohne Sattel ritt. Sie fragte sich, ob er grundsätzlich ohne Sattelzeug ritt oder ob dies der Suche nach ihr geschuldet war.
    „Warte!“, gebot sie ihm Einhalt, als er das Pferd wendete. Sie sah sich nach der Katze um, doch sie schien sich in Luft aufgelöst zu haben. Sie sah Chayton an. „Hast du die Katze gesehen?“, erkundigte sie sich.
    „Ich sehe nur ein dummes Frauenzimmer, das nicht in der Lage ist, sich aus unwegsamem Gelände fernzuhalten“, erwiderte Chayton barsch. „Halt dich fest, damit du nicht auch noch vom Pferd fällst.“ Er zog sie eng an seine Brust, während er das Pferd loslaufen ließ.
    Rowena warf einen Blick zurück. Von der Katze war keine Spur zu sehen.
     
    Rowena nieste.
    „Mylady, soll ich etwas Holz in den Kamin legen?“, erbot sich Cain hilfsbereit.
    Rowena schüttelte den Kopf. Unfähig zu antworten, da es erneut in ihrer Nase kribbelte. Sie atmete keuchend und genoss das Gefühl des nachlassenden Juckreizes.
    „Nein danke, Cain. Es ist warm genug. Bring mir frischen Tee und ein paar Sandwiches. Ich bleibe heute noch auf meinem Zimmer und kuriere meine Erkältung aus.“
    Cain verschwand mit einer Verneigung, und Rowena rekelte sich auf ihrem Sessel, der so nah wie vertretbar ans Kaminfeuer geschoben worden war. Sie seufzte, lehnte sich zurück und döste ein.
     
    Als sie erwachte, stand ein Tablett auf dem Tisch. Der Tee in der Tasse war noch warm. Sie trank den Inhalt in einem Zug und aß eins der Sandwiches. Danach brannte ihre Mundhöhle, und sie trank eine weitere Tasse Tee, um die Säure hinunterzuspülen. Sie räusperte sich und kehrte zu ihrem Sessel zurück. Sie fühlte sich immer noch müde und gähnte herzhaft. Rowena kuschelte sich in ihren Sitz. Schwindel erfasste sie. Das Gefühl zu schweben überkam sie. Sie umfasste ihre Armlehnen, weil sie glaubte, aus dem Sessel zu rutschen. Rowena öffnete den Mund, wollte rufen, doch ihre Stimmbänder schienen wie gelähmt.
    Ihr Bewusstsein floss in

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