Lustnebel
Frieden und Sicherheit erfüllte sie. Sein Herzschlag pochte an ihrer Brust und bildete das Echo zu ihrem eigenen. Sein Atem strich über ihre Schulter, und sie spürte sein Zögern, ehe seine Lippen auf ihre Schulter trafen und sacht ihre erhitzte Haut liebkosten. Seine Hand streichelte ihre Hüfte. Kostbare Momente lang schenkte Chayton ihr Zärtlichkeit, dann entzog er sich ihr. Rowena blieb keine Gelegenheit zu protestieren, denn mit einem Mal hob er sie in die Luft. Sie japste und klammerte sich an ihn. Mühelos trug er sie ins Haus zurück, quer durch die Halle und die Treppen nach oben, ungeachtet der Tatsache, dass sie beide nackt waren.
„Chayton, unsere Kleider!“ Sie schmiegte sich an ihn und genoss das Gefühl von Stärke, das ihr sein Tun vermittelte.
„Die Dienstboten, die du angestellt hast, können sich darum kümmern“, erklärte er.
Er stieß die Tür zum Schlafgemach der Hausherrin auf und verharrte in der Tür, um den Raum zu bewundern. Er ließ Rowena von seinen Armen gleiten, und nun standen sie Schulter an Schulter. Rowenas Körper kribbelte angenehm, und sie hoffte im Stillen, die erste Nacht in ihrem neuen Gemach würde auf ähnlich heißblütige Art eingeweiht werden, wie es am Springbrunnen begonnen hatte. Doch Chayton nickte zustimmend über die Einrichtung und küsste sie flüchtig auf die Schläfe.
„Gut gemacht“, lobte er. „Ich wünsche dir eine gute Nacht.“ Damit ging er aus dem Raum und ließ eine enttäuschte Rowena zurück.
Einen Moment zögerte sie, dann riss sie die Tür auf und folgte Chayton. Mit langen Schritten bewegte er sich über den Gang und streckte seinen Arm nach der Zimmertür aus.
„Chayton!“ Sie rannte über den Flur. Er drehte sich zu ihr und sah sie fragend an. Er öffnete die Zimmertür und schob sie hinein. Der Holzboden im Gang war glatt und kühl gewesen, im Schlafgemach des Hausherrn lag ein dicker Teppich auf dem Boden, dessen lange Fasern sich an Rowenas Fußsohlen schmiegten.
Unschlüssig stand sie im Raum, bis Chayton ihr mit einer Geste einen Platz am Tisch bot. Sie ließ sich auf dem Stuhl davor nieder und wartete, bis er das Wort an sie richtete. Doch er tat nichts dergleichen. Stattdessen ging er zu einem Beistelltisch und goss aus einer bereitstehenden Kanne Tee in zwei Tassen, gab Honig hinein und rührte um. Er reichte Rowena eine der beiden, stellte die andere vor seinen Platz und setzte sich.
Zögernd musterte Rowena das Getränk. Es schien aus Kräutern gebraut zu sein, und die leichte Honignote schmeichelte ihrer Nase. Sie sah Chayton an, der sie stoisch beobachtete, und nun das Gefäß an seine Lippen hob und trank.
Er nickte ihr auffordernd zu. „Trink, es ist nur Tee.“
Langsam hob sie die Tasse an ihre Lippen und nippte daran. Ein bisschen erinnerte sie der Geschmack an etwas, das ihr ihre bisherige Zofe Betsy kredenzt hatte, wenn sie krank gewesen war.
Noch immer schwieg Chayton. Rowena schluckte. Sie sehnte sich nach größerer Vertraulichkeit zwischen ihnen. Doch vor ihm zu sitzen, in sein exotisches Gesicht zu blicken, das ihrem Blick so distanziert begegnete, machten es ihr in diesem Moment unmöglich, darüber zu reden.
„Das Inipi“, platzte sie heraus.
Chayton trank einen Schluck, setzte die Tasse ab und legte seinen Kopf schief.
„Erzähl mir von deiner Vision“, forderte er sie auf.
Rowena zögerte. „Eine Person, dunkel gekleidet, kam zu mir und warnte mich“, erzählte sie schließlich.
Chayton schwieg und wartete geduldig, bis sie weitersprach. Also fühlte Rowena sich verpflichtet, ihm mehr zu berichten.
„Die Gestalt sagte, ich solle mich vor denen hüten, die gute Menschen zu sein scheinen. Der Schein trügt“, beendete sie.
In seinen Augen blitzte etwas auf, das Rowena in diesem Moment nicht näher benennen konnte. „Was hast du noch erlebt?“, forschte er nach.
„Eine Katze“, platzte Rowena heraus. „Ich habe von einer Katze geträumt. Sie hat mich gebissen.“
Chayton nickte. „Die Herrin der Nacht und der Sinnlichkeit“, deutete er das Erscheinen des Tieres in Rowenas Traum.
Sie winkte ab. „Ein Traum, nichts weiter“, wehrte sie ab.
Chayton schmunzelte. „Auch in Träumen sprechen die Spirits zu uns. Und deiner scheint eine Katze zu sein. Und nicht nur das, sie scheint es für nötig zu halten, dich mit einem Amulett zu zeichnen.“ Vielsagend blickte er auf Rowenas Hand, dorthin, wo die Katze sie gebissen hatte.
Zerstreut rieb Rowena über die Hautstelle. Abrupt
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