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Lustnebel

Lustnebel

Titel: Lustnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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stand sie auf. „Wir wollen das Ganze nicht übertreiben“, widersprach sie.
    Sich bewusst werdend, dass sie nach wie vor nackt war, strebte sie auf die Verbindungstür zu. Sie öffnete die Tür und drehte sich noch einmal um. „Danke für den Tee.“
    „Du tust, was du für richtig hältst, und bist vornehm wie dein Schutztier“, erklärte Chayton.
    Rowena gab vor, nichts zu hören, und schloss die Tür hinter sich. Ihre Wirbelsäule wanderte ein Prickeln empor. Ohne zu wissen weshalb, fiel ihr das Atmen schwer, und ihre Hand juckte. Sie kratzte sich dort und wurde sich der Tränen bewusst, die in ihren Augen aufstiegen. Furcht, sie empfand Angst wegen der Vision im Tipi.
    Und mit einem Mal wusste sie, dass sie in Chaytons Augen dasselbe gesehen hatte.
     
     

Kapitel 8
     
    Ich bin der rote Mann. Ich schaue dich an, weißer Bruder.
    Und ich sage dir, errette nicht mich von Sünde und Übel!
    Errette dich selbst.
    Duke Redbird, Ojibwa-Indianer
     
    Cain führte die Besucher in den Morgensalon. Rowena liebte den Raum, nicht nur aus dem Grund, weil es das einzige Zimmer war, das zurzeit dazu taugte, Gäste zu empfangen. Sie genoss es, vor dem großen Panoramafenster zu sitzen und ihren Tee zu trinken. Aus dem Gewächshaus trugen ein paar der Männer einige Palmen und Orangenbäumchen in das Zimmer und schmückten die kahlen Ecken. Ursprünglich hatte sich dort eine Pendeluhr befunden, doch das laute Ticken hatte Rowena gestört, und so verbannte sie die Uhr in den künftigen Herrensalon, einen düsteren, abgelegenen Raum. Den Morgensalon hatte sie in sanftem Pastellgrün streichen lassen, das zu dem frisch gebeizten Buchenparkett passte. Die Sitzmöbel hatte Rowena in einem identischen Grünton beziehen lassen. Mit Spitzendeckchen, kleinen Gestecken und Potpourris erwies sich der Raum als wunderbares Ambiente, um Tee zu genießen oder Gäste zu bewirten. Sie lächelte, als Alice auf sie zukam. Sie erhob sich und wurde prompt von der älteren, groß gewachsenen Frau herzlich umarmt. Es schien fast, als wollte sich Alice vergewissern, dass Rowena tatsächlich vor ihr stand. Alice löste die Umarmung und trat beiseite, damit Wilson sie begrüßte. Er tat es formvollendet und mit einem feuchten Schmatzer beim Handkuss. Rowena zwang sich zu einem Lächeln.
    „Wie schön, dass Ihr Zeit gefunden habt, Alice auf ihrem Besuch zu begleiten“, bemerkte sie höflich.
    Wilsons Blick bekam einen gierigen Ausdruck, der Rowena ein ungutes Gefühl in der Magengegend bescherte. Sie wandte sich an Alice und machte eine einladende Geste.
    „Setzt Euch bitte.“ Sie wartete, bis ihre Besucher Platz genommen hatten, ehe sie sich selbst auf ihrem Stuhl niederließ. „Kann ich Euch frischen Tee und Gurkensandwiches mit Dill anbieten?“
    Sie gab die dampfenden Teetassen an Alice weiter, die sie wiederum Wilson reichte und erst die zweite Tasse für sich behielt. Sie bewunderte das wertvolle Porzellan mit dem Goldrand. „Was für ein schönes Geschirr!“, rief sie aus und strahlte Rowena eine Spur zu überschwänglich an.
    Rowena nickte verwirrt und griff sich an die linke Hand. Sie kratzte gedankenverloren ihren Handrücken. Dort, wo die seltsamen Pünktchen wie eingebrannt in ihrer Haut saßen.
    Alice nippte an ihrer Tasse und musterte Rowena über den Tassenrand hinweg. „Meine Liebe, Ihr seht müde aus. Das Leben hier im Lake District bekommt Euch doch?“ Alice zog die Nase kraus.
    Rowena zuckte mit den Schultern. „Natürlich“, entgegnete sie irritiert. Zwar vermisste sie hin und wieder die Geschäftigkeit und die Vergnügungen der Großstadt, doch sie gewöhnte sich langsam an das Landleben. Chayton bot ihr Aufregung genug. Welche englische Lady konnte von sich behaupten, einen edlen Wilden zum Gemahl zu haben? Er forderte sie im Bett auf eine Art und Weise, die sie für alles andere entschädigte. Und die Überwachung der Renovierungsarbeiten am und im Haus hielten sie auf Trab. Sie überlegte, vielleicht fiel Alice auf, dass Rowena in letzter Zeit Stress gehabt hatte.
    Diese wandte sich an ihren Mann, der lässig auf dem Sofa lehnte, einen Arm über die Lehne gelegt, die Untertasse auf seinem Schenkel ruhend, und sein Getränk genoss.
    „Findest du nicht auch, dass Lady Windermere blass und abgespannt aussieht? Ihr Kinn ist spitz geworden, nicht wahr?“
    Wilson Cuthbert sah von Alice zu Rowena, wobei sein Blick bei Letzterer auf dem Busen hängen blieb. „Ich weiß nicht, ist alles noch so, wie es sein soll“,

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