Lustschmerz
genug, dieses »Lustobjekt« zu nutzen, ohne dass sie es in seiner Persönlichkeit brechen würden? Eine spannende Frage und sie konnten es kaum erwarten, diese zu beantworten.
Manchmal kam sich Baxter vor, wie ein Vampir. Mit dem Unterschied, dass er diese Frauen nicht biss, um sie süchtig zu machen. Sicherlich waren die vier zunächst mit dem zufrieden, was sie hatten, doch irgendwann stellten sie fest, dass etwas fehlte. Ob es an den rein theoretischen Diskussionen lag, wusste keiner. Sie ahnten aber, das etwas fehlte und dass dieses Etwas eine Frau war, die sich in die Vierergemeinschaft einfügen konnte. Doch so sehr Baxter sich auch bemühte, er fand keine, die geeignet gewesen wäre, dauerhaft zu ihnen zu stoßen. Bei Baxter bildete sich eine Art Frust über sein vermeintliches Versagen. Doch seine drei Begleiter bestanden darauf, dass sie sich Zeit ließen. Es wäre kaum zu verantworten gewesen, wenn sie sich aus Zeitmangel selber unter Druck gesetzt und die falsche Frau zu sich geholt hätten. Dies war ein Einwand, der auch Baxter besänftigte und er gab seiner Suche einen ruhigeren Charakter.
Samira
»Bist du bereit?«, Baxters Stimme klang sanft durch das Stimmengewirr an ihr Ohr.
Sie hob den Kopf, so als wolle sie ihn ansehen, doch die lederne Augenbinde verhinderte es.
Sacht schüttelte sie den Kopf. »Nein«, gab sie kleinlaut zu, »wenn ich ehrlich bin, war ich nicht darauf gefasst.«
Er streichelte ihr die Wange und die Wärme in seinen Händen beruhigte sie. »Wir können es auch noch absagen.«
Wie sehr sie diese Stimme liebte! Vom ersten Moment an diesem Abend vor ein paar Monaten hatte sie sich in diese tiefe, freundliche und warme Stimme verliebt. Sie gab ihr das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Samira hatte sein Bild vor ihrem inneren Auge und lächelte zärtlich.
»Nein, ich will das jetzt durchziehen«, sagte sie leise.
Er trat einen Schritt auf sie zu und sie konnte ihren Kopf an seine Schulter legen.
»Bist du sicher?«, wieder hörte sie Fürsorge in seiner Frage mitschwingen.
Samira nickte.
»Du weißt, ich bin bei dir und ich werde ihnen vor Beginn ein paar Regeln klarmachen.« Er hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn und obwohl sie es nicht brauchte, schloss sie die Augen und genoss diese Zärtlichkeit.
»Ich weiß.«
Er roch so verdammt gut. Sein Duft hüllte sie ein und benebelte ihre Sinne.
»Gut.« Sanft legte er ihr einen Arm um die Hüfte, griff nach ihrer freien Hand und führte Samira die nächsten Schritte.
***
Samira hatte es selbst so gewollt. Fast hatte sie Baxter angebettelt, ihr diese Vorführung zu geben. Immer wieder hatte sie mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln versucht, ihn von der Richtigkeit ihres Vorhabens zu überzeugen. Er hatte sich lange geweigert auch nur darüber nachzudenken. Bis zu diesem denkwürdigen Tag, als sie Baxter ihre Argumente mehr als deutlich gemacht hatte und sie ihm so das Versprechen abrang, ihr diese Vorführung zu geben.
Immer wieder waren ihm die Bilder Chloes in den Sinn gekommen. Doch Samira hatte ihm versichert, dass es bei ihr anders werden würde. Anders, weil er sie vorführen würde. Samira lebte hier mehr als zufrieden und glücklich bei ihm, Harold, Kay und Fiona. Sie liebte es, hier zu sein. Noch nie war sie in ihrem Leben in ihrer Bestimmung und Neigungen so aufgegangen, wie in den letzten Monaten. Doch irgendwann fühlte sie, dass etwas am Gesamten fehlte. Das Tüpfelchen auf dem i, die Krönung ihres Daseins. Und dieses i-Tüpfelchen war die Vorführung. Es gehörte einfach zu dem, was sie war.
Nachdem sie Baxter davon überzeugen konnte, dass sie es unbedingt wollte und dass es richtig war, hatte er zugestimmt.
***
Und in diesem Moment führte Baxter sie in den dunklen Ballsaal. Die Gerüche und Geräusche nahm sie dunkel wahr, drangen zu ihr, wie durch ein Seidentuch: gedämpft, aber wirklich. Samira ließ sich auf ihr persönlichstes Abenteuer ein. Und während sie von Baxter zu dem Podest in der Mitte des Saales geführt wurde, dachte sie über den Augenblick nach, an dem sie ihn kennengelernt und wie alles begonnen hatte …
***
»Sind sie auch vor dieser langweiligen Veranstaltung geflüchtet?«
Samira erschrak. Sie hatte sich auf die Treppenstufen im Garten des Anwesens geflüchtet. Es war dunkel, bis auf ein paar Gartenfackeln, die einsame Statuen beleuchteten. Der laue Frühlingswind, die Musik im Hintergrund und die Dunkelheit ließen diesen verkorksten Abend doch noch zu
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