Lustvolles Erwachen
sie markierte, während er das Bild, das sie von sich selbst gehabt hatte, zerstörte. Ihr Körper wurde durch die Empfindungen verzehrt. Es war ein starkes, heißes, schwindelerregendes, bittersüßes Gefühl, von dem sie nicht gedacht hätte, dass es so etwas gab. Sie keuchte, als wäre sie gerannt. Sie erwiderte seine Stöße, bis die einzigen Laute im Zimmer das Geräusch von Haut auf Haut und ihr wildes Atmen waren. Und dann fand er ihren geheimsten Punkt und reizte ihn mit den Fingern. Das war der Funke, der die Explosion herbeiführte.
Grace’ Körper versteifte sich. In ihr zersplitterte Licht in Feuerwerke, Wasserfälle, Kanonenfeuer. Sie hörte, wie sie aufschrie. Es war ein hohes, intensives, lustvolles Schreien, das den Raum erfüllte. Sie hörte Diccans atemloses Lachen und spürte, wie er sich in sie ergoss. Dabei umklammerte er sie so fest, dass sie sich sicher war, am nächsten Tag blaue Flecke zu haben. Sie fühlte, wie er sich über sie beugte, sich an sie schmiegte, als könnte er es nicht ertragen, seine Haut von ihrer zu lösen. Er zitterte. Und sie war wieder einmal von dem Machtgefühl ergriffen, dass sie, Grace Fairchild, Diccan Hilliard in die Knie zwingen konnte.
Beinahe hätte sie ihm in diesem Moment gesagt, dass sie ihn liebte, dass sie diesen Augenblick für den Rest ihres Lebens in ihrem Herzen bewahren würde. Sie hätte fast eine unerträgliche Wahrheit preisgegeben: Dass sie in diesem Moment alles für die Chance getan hätte, das hier noch einmal zu erleben.
Doch es sollte noch schlimmer werden. Denn nach diesem rohen, explosiven Akt löste Diccan ihre Fesseln, warf ihre Augenbinde weg und trug Grace zu dem luxuriösen Bett, wo er sie noch einmal liebte. Dieses Mal sanft und zärtlich, und Diccan hatte ein Lächeln auf den Lippen, mit dem er ein Herz aus Stein hätte erweichen können.
Ihr Herz gewann er – jedenfalls die Teile davon, die ihm noch nicht erlegen waren. Und als sie in seinen Armen einschlief, wusste sie, dass sie einen schlimmen Fehler gemacht hatte. Sie hatte ihn zu sehr gewollt, um ihr Herz zu schützen. Sie hatte so getan, als würde es keine Rolle spielen, dass nur einer von ihnen die Liebe, die sie miteinander erlebt hatten, ernst gemeint hatte.
Nun konnte sie nicht länger so tun als ob. Und aus diesem Grund musste sie ihn verlassen.
Kapitel 16
Vielleicht wäre sie geblieben, wenn Diccan nicht noch einmal mit ihr geschlafen hätte. Mitten in der Nacht waren sie aufgewacht, noch immer eng umschlungen, und hatten sich schläfrig berührt, Zärtlichkeiten gemurmelt und sich geküsst. Es hatte so vertraut gewirkt. Sie hatten sich geliebt wie Freunde.
Diccan brachte ihr bei, wie sie ihn ritt. Behutsam hob er sie an, damit sie ihn in sich aufnehmen konnte, als wäre das etwas Selbstverständliches.
Sogar im letzten Schimmer des erlöschenden Kaminfeuers hatte er ihr Erröten mitbekommen, denn er grinste sie an. »Komm schon, meine Grace, du kannst nicht immer noch gehemmt sein.«
Sie starrte scheinbar fasziniert auf ihre Haare, die auf seinem Bauch ausgebreitet lagen. »Ich stelle mich nicht so gern zur Schau«, murmelte sie. »Dürre Frauen mögen das nicht.«
Er schüttelte sie sanft. »Grace, hör auf damit. Du bist nicht dürr, verdammt noch mal. Du bist eine Reiterin. Ist dir je in den Sinn gekommen, dass du rank und schlank bist, weil du dein Leben im Sattel verbracht hast?«
Überrascht blickte sie auf. Seltsamerweise wirkte er genauso erstaunt. »Gütiger Himmel«, sagte er mit einem breiten Lächeln, »mir ist es selbst noch nie in den Sinn gekommen! Ich habe tatsächlich eine Kriegerin geheiratet.«
Sie schnaubte, und endlich konnte sie sich so weit entspannen, um seine erstaunliche Fülle in ihrem Schoß genießen zu können. »Bedeutet das, dass du mir Gehorsam leistest, mein Lieber?«
Er lachte leise und rührte sich ein bisschen, um sie daran zu erinnern, wer hier wen aufgespießt hatte. »Stets zu deinen Diensten.«
Sie lachten und spielten und reizten einander, bis zum Höhepunkt, zum Schlaf, zum Trost. Und als sie in seinen Armen lag, erfüllt und entspannt, streichelte er ihr übers Haar. »Heiratet deine Freundin nicht bald?«
»Olivia? Ja. Ich hatte gehofft, dass ich hinfahren kann.«
Er nickte. »Sehr gute Idee. Ich werde mal sehen, ob ich mir ein bisschen Zeit nehmen kann.«
Mehr sagten sie nicht. Sie glitten wieder in den Schlaf, unter der Decke aneinandergeschmiegt. Als Grace am nächsten Morgen aufwachte, fühlte sie sich
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