Lustvolles Erwachen
Mann, der im Dienste seiner Majestät vier Jahre seines Lebens und sein Erinnerungsvermögen geopfert hatte.
»Jack weiß es auch nicht«, sagte er. »Er ist noch immer auf seinem Anwesen in Sussex und erholt sich von der Schlacht bei Waterloo.«
Und er hilft seiner Frau dabei, von den Verletzungen zu genesen, die ihr durch den Chirurgen beigebracht worden sind, dachte Drake. Verletzungen, für die Drake sich mitverantwortlich fühlte. Er war es gewesen, der Jack nach Frankreich geschickt hatte, um die Regierung zu unterwandern. Und er war auch für Jack und Olivias Sicherheit zuständig gewesen, nachdem Hilliard sie aus Belgien zurück nach England gebracht hatte. Nach alldem hatte Gracechurch sich nur an Bruchstücke der Informationen erinnert, für die er sein Leben riskiert und die er dann wegen einer explodierenden Granate auf dem Schlachtfeld verloren hatte.
»Wir sollten ihn warnen«, sagte Drake und stellte sein Glas ab.
»Es wird sofort ein Kurier losgeschickt.«
»Nein. Ich werde gehen. Wie Sie schon sagten, obliegen die Mitglieder von Drake’s Rakes meiner Zuständigkeit. Vielleicht nehme ich Diccan mit.«
»Nein.« Thirsk starrte in seinen Cognac. »Ich würde es begrüßen, wenn Hilliard im Augenblick nicht in die Nähe von brisanten Informationen gelassen würde.«
Drake runzelte die Stirn. »Dann glauben Sie ihm doch nicht.«
»Sagen wir einfach, dass Hilliard im Augenblick in Whitehall kein gutes Ansehen genießt. Der Großonkel der kleinen Fairchild ist der alte General Dawes, und der sorgt für Unruhe. Für genauso viel Unruhe, wie wir vom Viscount Bentley zu erwarten haben, wenn er von Evenhams Selbstmord erfährt. Der Junge war sein einziger Erbe.«
Drake wollte widersprechen. Whitehall, das Verteidigungsministerium, spielte dem Feind in die Hände, indem Diccan Hilliard ins Abseits gedrängt wurde. Aber Drake hatte dort keinen Einfluss. Also würde er seine eigene Mission erfüllen und sein Bestes tun, um Diccan alle Steine aus dem Weg zu räumen. Zumindest die Steine, die ihm die Regierung in den Weg legte.
Thirsk hatte sich schon erhoben.
»Wenn ein weiterer Anschlag auf Hilliard stattfindet, soll er sich dann kooperativ zeigen?«, fragte Drake und folgte Thirsk.
Thirsk zögerte. Sein Blick ging ins Leere. »Ich würde es nicht gern darauf ankommen lassen.«
»Sie werden ihn weiter verfolgen. Wenn er nicht wenigstens zum Anschein auf etwaige Forderungen eingeht, wird er andere in Gefahr bringen. Evenham hat gesagt, die Löwen würden Hilliard damit erpressen, dass sie denen, die ihm etwas bedeuten, etwas antun.«
Thirsk schnaubte. »Da werden sie keinen Erfolg haben. Jeder in England weiß, dass seine Familie ihn verstoßen hat.«
»Was ist mit seiner Frau?«
»Schwierig, einem Mann damit zu drohen, einer Frau etwas anzutun, die er nie wollte. Verdammt, sie tun ihm wahrscheinlich einen Gefallen damit.«
»Wenn sie sie dem Chirurgen überlassen?«
Thirsk wurde bleich. »Warten wir erst die Drohung ab. Wenn wir wissen, wie sie aussieht, können wir entsprechend handeln. Jetzt gibt es erst einmal einen ziemlich schwierigen deutschen Prinzen, von dem wir wegen der Kanalrechte abhängig sind. Er möchte unbedingt das Pferderennen von Newmarket erleben. Hilliard wäre das perfekte Kindermädchen.«
Drake schüttelte den Kopf. »Er wird es Ihnen nicht danken.«
Zum ersten Mal lächelte Thirsk. »Ach, das denke ich doch. Vergessen Sie nicht: Ich habe seine Frau gesehen.«
Diccan war hin- und hergerissen. Das Letzte, was er wollte, war, eine launische Hoheit zu beaufsichtigen. Das Pferderennen würde ihm gefallen, aber nicht mit dem Prinzen an seiner Seite. Ein Mann konnte nur einer bestimmten Menge an Erzählungen über äußerst unwahrscheinliche sexuelle Heldentaten lauschen, ehe er vor lauter Verzweiflung Selbstmord beging.
Andererseits war er froh, dass er eine Entschuldigung hatte, um die Hochzeitsnacht hinauszuzögern. Er mochte es nicht, verwirrt zu sein, und Grace Fairchild verwirrte ihn. Gestern hatte er sich Sorgen um sie gemacht. Er war erleichtert gewesen, als sie wieder aufgetaucht war, und erfreut, als sie eine so unerwartete Verletzbarkeit gezeigt hatte. Und er war überrascht gewesen, dass er beim Anblick des Verbandes an ihrem Arm Angst verspürt hatte.
Das hatte jedoch nichts an seiner Meinung über ihre Zukunft geändert. Tatsächlich hatte es seinen Standpunkt nur noch gefestigt. Im Augenblick gab es für solche Sorgen keinen Platz in seinem Leben. Er wollte
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