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Luther. Die Drohung

Luther. Die Drohung

Titel: Luther. Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Cross
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Schenk schneller wieder verschwinden.
    »Eine schreckliche Geschichte«, sagt Schenk. »Das arme Kind.«
    »Furchtbar. Haben Sie denn auch damit zu tun?«
    »Du lieber Himmel, nein. Gott sei Dank.« Er nimmt ihr den Kaffee aus
der Hand, dankt ihr. »Viele Beamte leiden sehr darunter.«
    »Sie wissen ja, wie es ist mit Polizisten und Kindern.«
    »O ja. Aber das ist noch nicht alles. Hat John es Ihnen nicht
erzählt?«
    »Mir was erzählt?«
    »Nun, der Tatort war … ein sehr verstörender Anblick. Polizisten
sehen so einiges. Aber manchmal, nun … Viele Leute, die gesehen haben, was John
letzte Nacht am Tatort vorgefunden hat, wird das sehr verstört haben. Hat er es
Ihnen wirklich nicht erzählt?«
    »Er erzählt mir nie etwas. Er findet das respektlos gegenüber den
Toten.«
    »Das ist bewundernswert.«
    »Na ja, er ist ein bewundernswerter Mann.«
    »Das habe ich gehört. Viele gute Polizisten loben ihn in den
höchsten Tönen.«
    »Er ist engagiert. Er arbeitet hart.«
    Sie faltet die Hände im Schoß, kämpft gegen den Drang an, ein Stück
Küchenrolle in Fetzen zu reißen, imaginäre Fusseln von ihrem Revers zu zupfen.
    »Der Mann oder die Männer, die diese Familie abgeschlachtet haben«,
beginnt Schenk. »Und die dann dieses arme kleine Mädchen mitgenommen haben. Sie
haben mit dem Blut der Opfer eine Nachricht hinterlassen. An der Wand. Das Wort Bullenschweine .
Wenn man so etwas sieht, kann es schwer sein, damit fertig zu werden.
Wahrscheinlich muss John sich danach erstmal freinehmen.«
    Sie kann sich nicht beherrschen und lacht laut auf.
    »Tut mir leid«, sagt Schenk. »Habe ich da an eine offene Wunde
gerührt?«
    »Kein Problem«, antwortet sie. »Es ist nur so – na ja, ich versuche
schon seit Ewigkeiten, John zu einer Auszeit zu bewegen.«
    »Und das will er nicht?«
    »Er sagt, er kann sich nicht entspannen.«
    »Ah«, sagt Schenk. »Ich war auch mal bei der Mordkommission, muss
ich gestehen. Deswegen weiß ich, wie das ist. Ich hab meiner Avril ein paar
ziemlich düstere Jahre beschert. In ständiger Sorge zu sein, das ist sehr
schwer. Obwohl ich auch Johns Lage nachvollziehen kann – er würde Ihnen gerne
alles erzählen, damit Sie es verstehen. Aber andererseits will er Sie auch
davor bewahren.«
    »Wie lange waren Sie bei der Mordkommission?«
    »Fast meine ganze Karriere bei der Polizei über. Bis ich
niedergestochen wurde.« Er tut ihre Reaktion mit einem lässigen Wink ab. »Ach,
es war verhältnismäßig harmlos. Ein kleiner Pneumothorax. Ein, zwei Tage Krankenhaus.
Dann nach Hause zu einer sehr frostigen Mrs Schenk.« Er lacht liebevoll bei der
Erinnerung. »Ich sagte zu ihr, okay, ich lasse mich versetzen. Aber du musst
wissen, dass man die Beschwerdestelle intern Schnüffelkommando nennt. Man wird mich nicht mögen.«
    »Was hat sie dazu gesagt?«
    »›Ich mag dich genug, um das aufzuwiegen.‹«
    »Das ist sehr lieb.«
    »Sie ist eine sehr liebe Frau. Sie würden sie mögen.«
    »Wie lange sind Sie schon verheiratet?«
    »Seit Ewigkeiten.« Er wird rot, dann zeigt er ihr seinen Ehering.
Ein einfacher Goldring. »Sandkastenliebe.«
    »Ach«, lacht Zoe, »damit kenne ich mich aus. Na ja, sozusagen.«
    »Das habe ich gehört! Sie und DCI Luther …«
    »Sind seit der Uni zusammen, ja. Woher wissen Sie das?«
    »Weil ich mich leider – und ich meine wirklich leider – über Ihren
Mann erkundigt habe. Ich mache mir große Sorgen um ihn.«
    Da haben wir was gemeinsam, denkt sie.
    Sie fragt: »Inwiefern?«
    »Nun, wie gesagt. Der psychische Druck. Er verursacht viele
Probleme. Bei der geistigen Gesundheit. Bei der Ehe.«
    »Seine geistige Gesundheit ist in Ordnung.«
    »Nun, das ist gut zu wissen. Und, wenn ich fragen darf, Ihre Ehe …«
    Sie sieht ihm in die Augen und weiß, wie gefährlich es wäre, zu
lügen. »Die Ehe läuft ziemlich schlecht«, sagt sie.
    »Verstehe. Das tut mir sehr leid.«
    »Wir werden es überstehen.«
    »Nun, das wünsche ich Ihnen von Herzen. Ich frage mich also, ob DCI
Luther während dieser Zeit, in der er offensichtlich unter erhöhtem Stress
stand, sagen wir mal, mehr getrunken hat als sonst?«
    »Er trinkt nicht. Er ist nie wirklich auf den Geschmack gekommen.
Manchmal trinkt er am Wochenende ein Bierchen.«
    »Nun, das ist gut. Das ist gut zu hören. Und, Mrs Luther …«
    »Nennen Sie mich Zoe.«
    »Danke. Sie waren schon mehr als liebenswürdig, mich hineinzubitten,
obwohl Sie wussten, weshalb ich gekommen bin. Deswegen schmerzt es mich,

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