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Luther. Die Drohung

Luther. Die Drohung

Titel: Luther. Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Cross
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ich anlügen?«
    »Einen Polizisten.«
    Er erzählt ihr das Nötigste. Und als er fertig ist, seufzt sie. Er
kann sie vor sich sehen, barfuß, im Pyjama, wie sie an ihren Haaren zieht.
    »Du bist ein Arsch, John«, sagt sie. »Ich meine das ernst. Du bist
ein Arsch, mich um so was zu bitten.«
    »Ich weiß. Aber machst du’s?«
    »Hab ich eine andere Wahl?«
    Er dankt ihr und legt auf. Dann tätigt er einen letzten Anruf mit Ms
James’ rosafarbenem Handy. »Boss?«
    »Was?«, fragt Teller.
    »Was ist mit dem Patienten?«
    »Auf der Intensivstation.«
    »Bei Bewusstsein?«
    »Nein.«
    »Okay, hören Sie zu. Ich muss Sie um einen Gefallen bitten.«
    »Was denn jetzt?«
    »Bitte rufen Sie mich in etwa zwei Minuten an.«
    »Warum soll ich das tun?«
    »Damit der Anruf registriert wird.«
    »Und worum geht’s bei dem fingierten Gespräch?«
    »Sie beordern mich von der Wache ganz dringend ins Krankenhaus.«
    »Und – jetzt wieder in der Realität – warum bitten Sie mich das?«
    »Weil die Beschwerdestelle hinter mir her ist.«
    »Mein Gott«, sagt sie. »Heute?«
    »Heute.«
    »Martin Schenk nervt mich schon die ganze Zeit«, sagt sie. »Hat mir
Nachrichten hinterlassen. Jetzt weiß ich also, warum. Was haben Sie gemacht?«
    »Nichts. Aber wenn Sie mir jetzt nicht helfen, wird Schenk dafür
sorgen, dass man mir den Fall entzieht. Das kann ich nicht zulassen. Ich muss
Mia Dalton finden. Jetzt. Heute.«
    »Falls Sie ein Alibi von mir wollen«, sagt sie, »es wird nicht
wasserdicht sein. Sobald die Beschwerdestelle nachhakt, fliegt alles auf. Die
ganze Wache ist voller Bullen, die bezeugen werden, dass Sie zur Zeit meines
Anrufs nicht da waren. Dann sind wir beide dran.«
    »Das weiß ich. Es muss nur ein paar Stunden halten.«
    »Warum?«
    »Weil der Vorwurf zurückgezogen wird.«
    »Okay, stopp, nicht weiter«, sagt sie. »Sagen Sie mir nichts mehr.
Machen Sie keine Andeutungen. Geben Sie keine Hinweise. Halten Sie den Mund.«
    »Okay. Aber Sie rufen mich an, ja? In zwei Minuten?«
    Sie stimmt grummelnd zu. Dann fragt sie: »Von wessen Handy rufen Sie
an?«
    »Fragen Sie nicht.«
    »John, werde ich wegen dieser Sache gefeuert werden?«
    »Nein.«
    Er legt auf und eilt im Laufschritt zum Auto zurück, duckt sich
unter dem Regen. Er gibt Ms James das Motorola zurück, dankt ihr.
    Howie fährt los. Reifen quietschen in der Nässe, drehen durch. Das
Einsatzhorn heult.
    Howie sieht Luther nicht an. Fragt nicht.
    Eine Minute später klingelt Luthers Handy.
    Er sieht aufs Display: DSU Teller.
    Er sagt: »Morgen, Boss. Wir sind unterwegs. Was ist mit dem Patienten?«

23
    Zoe öffnet einem wenig gepflegten Mann mittleren Alters in
einem Mantel die Tür. Schütteres Haar, das die Kopfhaut durchscheinen lässt,
ein etwas verwirrter, gutmütiger Blick. »Mrs Luther?«
    »Mr Schenk?«
    »Nennen Sie mich Martin. Darf ich?«
    »Selbstverständlich«, sagt sie und tritt zur Seite. »John hat mir
schon gesagt, dass Sie vorbeikommen.«
    Schenk stutzt nur eine halbe Sekunde. »Tatsächlich?«
    Zoe spürt Verlegenheit in sich emporschießen. »Er hat gerade
angerufen«, erklärt sie. »Sie hatten ihm gesagt, Sie wären in der Gegend. Ich
vermute, er …«
    »Hat eins und eins zusammengezählt.«
    Sie lächelt und nickt.
    »Nun«, sagt Schenk. »Das ist sein Job. Wo wir schon dabei sind, wie
sieht’s mit dem vermissten Mädchen aus? Die kleine Mia Dalton. Wissen Sie
etwas?«
    »Anscheinend stehen sie kurz vor einem Durchbruch. Ich weiß nichts
Genaueres.«
    »Nun, gebe Gott, dass Sie recht haben.« Er blickt schüchtern über
ihre Schulter ins Haus. »Dürfte ich vielleicht? Nur für einen Augenblick.«
    »Aber ja. Bitte. Tut mir leid«, antwortet sie.
    Schenk folgt ihr mit tropfnassen Füßen in die Küche. Zoe hat Mitleid
mit ihm.
    »Sehr freundlich von Ihnen«, sagt er hinter ihr. »Ich war die halbe
Nacht auf. Und in Ihrem Haus ist es schön warm.«
    »Ich bin empfindlich gegen Kälte«, erwidert sie. »War ich schon
immer. Ich glaube, ich bin für den Sonnenschein gemacht.«
    »Ich auch. Sonnenschein und Rotwein.«
    Darüber lächelt sie, denn er sieht nicht aus wie ein Rotweintrinker.
Er sieht aus wie ein Guinness- und Whiskytyp.
    Sie nimmt seinen Mantel – der Tweed strömt leichten Hundegeruch aus –, sie könnte wetten, er hält Terrier. Er setzt sich auf einen Hocker an der
Frühstückstheke, während sie ihnen beiden einen Kaffee einschenkt.
    John hatte ihr gesagt, sie solle ein heißes Getränk bereithalten.
Dann würde

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