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Luther. Die Drohung

Luther. Die Drohung

Titel: Luther. Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Cross
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zahlreichen verschiedenen Leuten benutzt.
    Winingham atmet langsam und tief aus. Nicht um dramatisch zu wirken,
sondern nur, um Reed die Größenordnung der Bitte zu verdeutlichen.
    Er reißt an dem halb trockenen Plundergebäck auf dem Teller vor
sich. »Das ist ein bisschen zu groß für mich.«
    Reed beugt sich vor, ergreift Wininghams Ellbogen. »Du hast doch das
kleine Mädchen gesehen«, sagt er. »Das Mädchen in den Nachrichten? Das letzte
Nacht entführt wurde?«
    »Hab ich gehört, jep.«
    »Das könnte ihr helfen, Kumpel.«
    »Was hast du vor? Willst du jemanden ausstatten?«
    »Du weißt doch, dass du das nicht fragen sollst. Komm schon.«
    Winingham leckt sich einen Gebäckkrümel von der Fingerspitze. »Ich
weiß nicht, Ian. Ich weiß nicht. Das ist viel verlangt. Ich will mit so was
nichts zu tun haben.«
    »Ich würde nicht fragen, wenn es nicht wichtig wäre.«
    »Ich weiß, ich weiß. Aber trotzdem.«
    Reed lehnt sich zurück.
    Winingham bewegt sich langsam, spricht langsam. Eigenschaften, die
ihn langjährige Erfahrung gelehrt hat.
    Reed schiebt seinen Stuhl nach hinten und springt auf, marschiert
zur Theke. Er bestellt noch zwei Kaffee und eine Flasche Wasser. Er öffnet die
Wasserflasche, während er zum Tisch zurückgeht. Er setzt sich. Er wippt mit dem
Fuß und nippt am Wasser. Es ist so kalt, dass es ihn an den Zähnen schmerzt.
    Schließlich sagt Winingham: »Okay. Das lässt sich einrichten. Aber
es wird nicht billig. Und wir werden’s mit ein paar ziemlich harten Typen zu
tun kriegen.«
    »Geld ist kein Problem.«
    »Nein, Ian. Nein, so läuft es nicht. Ich bezahle sie. Du bezahlst
mich.«
    Ihre Blicke treffen sich.
    Reed schraubt den Deckel wieder auf die Flasche, stellt sie auf den
Tisch.
    »Was meinst du damit?«
    »Ich bin da auf ein Schnäppchen gestoßen«, sagt Winingham.
    »Kein …«
    »Lass mich ausreden, Junge.«
    Reed hebt die Hand. Sorry. Sprich weiter.
    »Es gibt da einen Kunsthändler«, sagt Winingham. »Einen Kerl namens
Carrodus. Betrügt nach Strich und Faden. Er kam vor ein paar Tagen zu mir. Er
möchte ein bisschen Kapital verflüssigen. Es transportierbar machen.«
    »Wie?«
    »In Form von ungeschliffenen Diamanten.«
    Reed nickt. Wartet ab.
    »Der Grund, weshalb er die Steine will«, erklärt Winingham, »ist,
dass nicht alle Bilder, die er verkauft hat, koscher waren. Ein paar russische
Oligarchen haben jetzt gut gemachte Fälschungen an den Wänden. Hinzu kommt,
dass der Kerl, Carrodus, verliebt ist. Er hat eine sehr schöne junge Frau.
Französin. Und er will sich aus dem Staub machen, will da raus. Ein neues Leben
beginnen. Und wer kann ihm das schon übel nehmen, hm?«
    »Ich verstehe nicht, was der Gefallen sein soll.«
    »Ich beschaffe Carrodus die Diamanten«, sagt Winingham. »Ich
kassiere meine zehn Prozent.« Er trinkt einen Schluck Kaffee. »Und dann raubt
mein Neffe ihn aus.«
    Reed antwortet nicht. Er spielt mit einem Zuckertütchen. »So kenne
ich dich gar nicht.«
    »Ach, es tut niemandem weh«, sagt Winingham. »Mein Neffe könnte
keiner Fliege was zuleide tun. Er ist Wirtschaftswissenschaftler, verdammt noch
mal. Es ist einfach ein großer Gewinn. Eine einmalige Gelegenheit.«
    »Von einem wie großen Gewinn sprechen wir?«
    »Maximal acht Millionen.«
    Reed sieht ihn an.
    »So viel ist maximal drin, vergiss das nicht. Es könnten auch nur
sechs sein.«
    »Sechs Millionen mindestens? Und keiner wird verletzt?«
    »Nein. Und weil wir einem Dieb gestohlene Güter klauen, muss nie
jemand was davon erfahren. Am wenigsten deine Leute. Es ist was Hübsches. So
ein Gewinn, auf den man ein ganzes Leben lang wartet.«
    »Und wer macht den Job?«
    »Niemand von hier. Niemand Bekanntes. Wir nehmen einen Freund von
meinem Neffen. Amerikaner. Er fliegt her, schaut sich die Houses of Parliament
und die Tower Bridge an, knipst ein paar Fotos, macht den Job und verpisst sich
wieder nach Arizona oder wohin auch immer.«
    Reed schiebt Zuckerkörner auf der Tischplatte hin und her. »Was
mache ich dabei?«
    »Halt einfach die Ohren offen«, antwortet Winingham. »Vergewissere
dich, dass Carrodus nicht den falschen Leuten davon erzählt hat. Und halte die
Polizei fern.«
    »Und es wird ernsthaft niemand verletzt?«
    »Unmöglich. Du solltest meinen Neffen sehen.«
    Reeds Herz flattert in seiner Brust. »Dafür bräuchte ich mehr als
diesen Gefallen. Ich bräuchte einen richtigen Anteil.«
    »Du bekommst einen Anteil. Zweihunderttausend. Eine Geliehene, keine
Fragen.

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