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Luther. Die Drohung

Luther. Die Drohung

Titel: Luther. Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Cross
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Reue.
    »Ich hätte anrufen sollen«, sagt er. »Das hätte ich wirklich. Aber
ich war total eingespannt. Es war ziemlich schlimm.«
    »Weil es ein Baby war?«
    Sie sehen sich in die Augen. »Babys sind nie einfach.«
    Sie drückt sich an ihm vorbei, öffnet den Kühlschrank, nimmt den
Wein heraus.
    »Ich dachte, du willst keinen Drink.«
    »Ich hab’s mir anders überlegt. Das darf ich ja wohl. Ich darf es
mir anders überlegen.«
    Sie schenkt sich ein Glas ein.
    Er wartet. Dann fragt er: »Was soll das heißen?«
    »Nichts.«
    »Nichts heißt nichts.«
    »Das aber schon. Das hat nichts geheißen.«
    Im Autopilot-Modus reicht sie ihm die Flasche mit dem halb zurück in
den Hals gesteckten Korken. Er stellt die Flasche wieder in den Kühlschrank und
lässt die schwere Tür zufallen.
    Sie nimmt einen großen Schluck Wein, sagt dann: »Wir müssen reden.«
    »Wir reden doch gerade.«
    »Nicht darüber. Über dich und mich.«
    »Was ist mit dir und mir?«
    »Ich glaube, du weißt es. In deinem Herzen musst du es wissen.«
    » Was wissen?«
    »John, im Ernst. Hast du auch nur den leisesten Schimmer, wie sehr
ich das hier hasse?«
    »Was hasst du, Zoe? Ich weiß nicht, was du meinst.«
    »Diese Ehe«, sagt sie.
    Seine Beine werden schwach.
    Er muss sich setzen.
    »Du willst sagen, mit mir verheiratet zu sein.«
    »Nein. Ich will sagen … dich und mich zusammen.«
    »Ich verstehe nicht. Ich weiß nicht, was du meinst.«
    »Du weißt genau, was ich meine. Ich sage das jetzt schon seit
Jahren. Ich habe es immer deutlicher gesagt.«
    »Willst du das jetzt wirklich tun? Heute?«
    »Im Ernst, John, wann möchtest du, dass ich es sage?«
    »Ich weiß nicht. Zu einem besseren Zeitpunkt.«
    »Und wann ist das? Denn ich sage dir, ich hab’s schon lange
versucht. Ich hab’s wieder und wieder versucht. Und du hörst einfach nie zu. Du
kehrst mir einfach den Rücken zu, jedes Mal.«
    »Wenn es um den Urlaub geht …«
    »Natürlich geht es nicht um den Scheißurlaub.«
    »Ich hab’s ihr gesagt, ich schwöre bei Gott, ehrlich, ich schwöre
bei Gott, ich habe gefragt. Himmel, ich hab versucht, mich heute feuern zu lassen.«
    »Du verstehst nicht«, sagt sie. »Du hörst nicht zu. Das tust du nie.
Du glaubst, du hörst zu, aber das tust du nicht.«
    »Okay«, lenkt er ein. »Jetzt höre ich zu.«
    »Der Urlaub war keine Bitte«, sagt sie. »Das war ein Ultimatum.«
    »Ich verstehe dich nicht. Ich kapier’s nicht.«
    Sie lacht bitter. »Um zu sehen, ob du machst, was du versprochen
hast, nur ein einziges Mal. Und du konntest es nicht. Du hast immer wieder
gesagt, dass du es tun wirst. Aber du hast es nie gemacht. Und schließlich habe
ich beschlossen: Ich frage noch ein Mal. Und wenn er mich noch ein Mal belügt,
weiß ich, dass er das immer tun wird. Er wird mir weiterhin sagen, was ich
hören will, Tag für Tag, aber das sind nur Worte.«
    Er blinzelt vor Schmerz.
    Sie bedauert ihn. Sie fährt fort: »Was immer du sagen willst, lass
es. Denn es wird eine Lüge sein.«
    Sie wartet darauf, dass er antwortet. Er massiert sich mit dem
Handballen die Stirn. Holt Luft.
    Er sagt: »Ich weiß davon.«
    Sie dreht sich zu ihm. »Wovon?«
    »Von dem Baby.«
    »Welches Baby?«
    »Unser Baby.«
    Luther steht auf und geht zum Kühlschrank. Er öffnet das
Gefrierfach, holt einen Eiswürfel heraus. Er reibt ihn sich über die Stirn.
Kaltes Wasser tropft auf sein Hemd.
    Er schließt die Kühlschranktür. Er zittert, bebt von den Füßen bis
in die Fingerspitzen. Er kann das Beben in seiner Stimme hören. Er hasst es.
    »Ich hab diese kleine Plastikhülse gefunden«, sagt er. »Hinter dem
Mülleimer im Bad. Ich wusste nicht, was es war. Ich dachte, sie wäre von einem
Thermometer. Aber das war sie nicht. Und es hat mich beunruhigt. Es hat an mir
genagt, wie das eben so ist. Damals wusste ich nicht mal, warum. Ich hätte sie
einfach wegwerfen sollen. Aber es hat mir keine Ruhe gelassen. Ich hab sie etwa
eine Woche lang in der Tasche herumgeschleppt. Und dann hat es aus irgendeinem
Grund klick gemacht. Ich wusste, was es war. Also bin ich in die Apotheke
gegangen. Hab die drei gängigsten Schwangerschaftstests gekauft. Tatsächlich.
Du hast dich für den Marktführer entschieden. Sehr weise.«
    Sie trinkt ihren Wein aus. Holt die Flasche aus dem Kühlschrank.
Schenkt sich nach.
    Er fragt: »War es von mir?«
    »Natürlich war es von dir.« Ihre Nerven sind so angespannt, dass sie
das Glas umstößt. Sie schweigen, während sie eine Küchenrolle holt

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