Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)

klar, was das alles zu bedeuten hatte
    „Ich will wissen, was dann passiert!“, rief Miles erneut ungehalten.
    „Ich … ich werde sterben“, weinte Evelyn. .
    „Dann wolltest du Shane also in den Tod schicken“, stellte der Bassist fest. „Das ist doch nicht auf deinem eigenen Mist gewachsen. Wer hat dich damit beauftragt?“
    Evelyn schwieg.
    Jetzt hämmerte Shane an die Tür. „Verdammt noch mal, mach den Mund auf, elende Verräterin!“
    Erst Lejla, jetzt Evelyn. Wem konnte man überhaupt noch vertrauen? In Shanes Gedanken tobten Wut, Enttäuschung und Bitterkeit. Miles hatte inzwischen zum Handy gegriffen. „Kein Netz hier unten“, murmelte er. Dann blickte er zu dem großen Gitarristen, in dessen Augen er all die Emotionen erkannte, die ihn vielleicht zu einer Kurzschlusshandlung hinreißen würden.
    „Ich gehe nach oben und informiere Jason. Mach bitte keine Dummheiten, hörst du“, dabei wies er auf den Knopf unter dem Codeschloss. Er legte Shane seine Hand auf die Schulter. „Vielleicht brauchen wir sie noch“, betonte er nochmals eindringlich. Dann eilte er den Weg zurück in den Club. Dort waren die meisten Gäste bereits gegangen, aber die Musik war immer noch zu laut zum Telefonieren. Vor dem Eingang führte Miles dann nacheinander zwei kurze Gespräche.
    * * *
    Leander Knight erfuhr direkt nach Jason, was sich in dem Londoner Nachtclub abgespielt hatte. Miles’ eindringliche Stimme erklärte ihm den Ernst der Lage. „Wir treffen uns in zwei Stunden bei Jason. Ich muss vorher noch etwas erledigen!“, meinte er besorgt. Er hätte seine Schützlinge nicht im Stich lassen dürfen! Es wurde ihm bewusst, dass die alten Feindschaften zwischen Menschen und Vampiren niemals enden würden. Die Harmonie existierte nur oberflächlich. Jason und er mussten schnellstens herausfinden, wer hinter dem Anschlag auf Shane steckte und wie viele Todesopfer es schon gegeben hatte. Und dazu brauchten sie Evelyn – lebend. Jason hatte bereits angeordnet, die Verräterin in sein Landhaus zu schaffen.
    Jetzt galt es für Leander, eine weitere Entscheidung zu treffen: Er hatte mit Stolz und Erschrecken bereits festgestellt, dass sein Töchterchen weniger als die Hälfte der Zeit eines Menschenwesens benötigte, um erwachsen zu werden. Er konnte sie unmöglich weiter in dieser kleinen Gemeinde mit ihren geschwätzigen Einwohnern aufziehen. Mit knapp zwei Jahren hatte sie bereits das Wachstum einer Fünfjährigen erreicht. Ihr Lernvermögen war enorm. Einmal hatte er beobachtet, wie sie sich im Garten an einer Rose stach, doch anstatt zu weinen, wie es jedes Menschenkind getan hatte, schaute sie ihren kleinen, blutenden Zeigefinger an.
    Ein violetter Tropfen löste sich daraus, den sie ableckte. Lamiablut , dachte Leander besorgt beim Anblick dieser Farbe, die nur die geborenen Vampire besaßen. Sie hat doch mehr von ihrer Mutter, als ich zugeben wollte.
    Diese Erkenntnis beunruhigte ihn genauso wie die Tatsache, dass sich die winzige Wunde fast unmittelbar wieder schloss und unsichtbar wurde. Wenn ich nur wüsste, mit welchen Kräften sie das fertiggebracht hat. Engel und Vampire besitzen beide die Macht, Wunden zu schließen. Leander wurde sich verzweifelt bewusst, dass dieses süße, engelsgleiche Geschöpf nach wie vor den verdorbenen Kern ihrer Mutter in sich trug.
    Er brauchte einen Ort für Ayleen, wo sie sich ungestört und von neugierigen Menschen unbeobachtet entwickeln konnte. Einen Ort, der ihr gleichzeitig das Wissen verschaffte, nach dem sie verlangte und der ihr außer Obhut auch Schutz bot. Ein Kloster wäre hier optimal, aber keines in Europa, lauteten seine Überlegungen. Tibet wäre ideal, dachte er . Ein friedliches Land und eine friedliche Religion. Die Sprache wird für sie kaum ein Problem darstellen, so schnell, wie sie lernt. Und später hole ich sie hierher zurück, um sie über ihre Herkunft und Fähigkeiten aufzuklären.
    Der Halbengel musste schneller handeln als ursprünglich geplant. Er fühlte, dass nicht nur die Vampire, sondern auch das Mädchen in Gefahr waren. Noch in der gleichen Nacht eilte Leander ins Dorf. Maria verstand seine Eile nicht, das Kind fortzuschaffen, doch sie vertraute ihrem Arbeitgeber, als dieser ihr von einer seltenen Krankheit seiner Tochter erzählte, für dessen Heilung eine Luftveränderung dringend notwendig erschien. Offiziell aus gesundheitlichen Gründen verbrachte der Atlanter also die kleine Ayleen mit Hilfe seiner lichten Transformationskräfte ins