Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
an.
„Du brauchst eine Bleibe, nehme ich an?“, fragte sie. Shane nickte und genehmigte sich ungefragt einen Drink hinter der Bar, obwohl Alkohol so gut wie keine Wirkung auf Vampire zeigte. Aber das war die Macht der Gewohnheit.
„Irgendwie bin ich froh, dass alles vorbei. Die Stimmung auf der Tour war echt mies und dann der ganze Kinderkram mit dem Baby vorher. Da kann man einfach nicht mehr kreativ sein“, meinte er eher zu sich selbst. Die schöne Kreolin horchte auf. Plötzlich änderte sich ihre Stimmung und sie begann, den überschlanken Vampir erneut zu umgarnen. Vielleicht hatte Shane ja noch ein paar brauchbare Informationen für sie!
Derweil packten auch Miles und Weston schweigend ihre Sachen im Mietshaus. Die beiden Musiker hatten über eine Agentur kurzfristig einige Gigs angeboten bekommen und mussten bereits am nächsten Tag weiterreisen. Da blieb wenig Zeit für Wehmut. Dieses Haus hier würden sie wohl nie wieder sehen, zumindest nicht als Band.
Nur Jason überlegte nicht lange. Ihn lockte die Einsamkeit der Cheviot Hills. Von dort aus wollte er Leander über seine Rückkehr informieren und sich nach Neuigkeiten erkundigen. Außerdem musste er noch die Dinge mit dem Plattenlabel regeln, denn bei einer Bandauflösung waren die vertraglichen Vereinbarungen hinfällig geworden. Innerlich tat ihm seine Entscheidung auch irgendwie leid, denn es war eine kreative und abenteuerliche Zeit gewesen. Aber Lejlas und Shanes Verhalten hatte alles geändert. Jason beschloss außerdem, seine ehemalige Idee von einem Heimstudio umzusetzen und eventuell eine Solokarriere anzustreben. Aber das stand noch in den Sternen. Die Musik war etwas, was ihn über seine Existenz als Vampir und das Verlangen nach Blut hinweg tröstete.
Evelyn Marshall langweilte sich schnell – vor allem in Beziehungen und vor allem mit Männern. Jason war ein nettes Spielzeug für sie gewesen, ein fast jungenhafter Liebhaber, dessen vampirische Leidenschaften sie noch entdecken und voll auskosten konnte. Shane dagegen besaß die Raffinesse eines erfahrenen Gigolos. Er fackelte nicht lange, wenn er etwas haben wollte. Aber selbst das reichte der schönen Hybridenvampirin auf die Dauer nicht aus. Vor allem nicht, wenn man sich fast täglich sah. Shanes neues Appartement lag nur wenige Straßen weiter vom Club. Evelyn fühlte sich bald eingeengt. Nachdem sie nicht mehr als den Namen des Kindes und den Wohnort des Halbengels aus ihm herausgebracht hatte, tauchte eines Tages der Name „Shane Lansford“ und ein Datum auf der Liste des Bischofs auf.
* * *
V. Dunkle Mächte
An dem Tag, an dem Evelyn ihrem Liebhaber die Kellerlounge zeigen wollte, herrschte Hochbetrieb im Club. „Ich weiß gar nicht, warum du so ein Geheimnis daraus machst“, brummte Shane und wies auf die Menge der Gäste, die aus Hybridenvampiren und Menschen bestand. „Willige Opfer gibt es doch hier genug.“
Evelyn schmiegte sich an ihn. „Ich kann dir eine absolut heiße Überraschung versprechen“, flüsterte sie verschwörerisch in sein Ohr. Der Duft ihres Parfüms reizte ihn und er versuchte, sie an sich zu reißen, doch die schöne Kreolin entzog sich ihm mit einem leisen Lachen und winkte, ihr zu folgen. Shane konnte nicht widerstehen.
When roses cry – love turns to crime
I see it in your eyes tonight
Like a crow over fields of snow
The dark side of your soul.
When shadows dance – a deadly romance
I see it in your eyes tonight
That innocence has lost its light
To the very darkest side
So begann die erste Strophe von Jasons neuem Song „Passion & Crime“ {2} , aber im Augenblick hatte ihn die Muse wieder einmal verlassen. Er starrte hinaus in die weite, tief verschneite Landschaft. Die Menschen feierten Weihnachten um diese Zeit – das Fest der Liebe. Der Philosoph in ihm fragte sich, ob es so etwas wie Liebe überhaupt für Vampire gab. Ihr „Verliebtsein“ war eher ein Begehren. Wieder tauchten die Bilder von Rita, Miriam und Celeste vor seinem geistigen Auge auf. Schöne und starke Frauen, die an ihm, beziehungsweise an seinem wahren Ich, zerbrachen.
Das Klingeln des Telefons zerriss die Stille. Miles war am anderen Ende. „Wenn alle schon feiern, was hältst du von einem Drink als Erinnerung an die guten alten Zeiten?“, fragte er mit seinem hintergründigen Humor in der Stimme. Jason lachte auf. „Wenn ihr vorbei kommen wollt, gerne. Mein Ein-Mann-Studio ist fertig, und wir könnten mal wieder eine kleine Session
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