Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
wieder neue hinzu, was ihn zu dem Schluss brachte, dass sein System zu langsam war. Er beschloss, nach weiteren geeigneten Örtlichkeiten in jeder Großstadt suchen zu lassen, in denen er sein Vernichtungswerk fortsetzen und perfektionieren konnte. So entstanden innerhalb der nächsten sechs Monate in den Vergnügungsvierteln von New York, Berlin, Paris, Tokio und Moskau ähnliche Clubs, die von Menschen geleitet wurden, die der Bischof persönlich auswählte hatte und die ihm und der Kirche treu ergeben waren. Da Evelyn ja von Hollywood träumte, sollte sie ihr Werk offiziell später in Los Angeles ausbauen, sobald er einen Nachfolger für den Londoner Club gefunden hatte. Dieser musste natürlich sorgfältig ausgesucht werden. Alberani wollte keinen weiteren Vampir einweihen, das Risiko war ihm zu hoch. Die Menge der Namen erschreckte selbst ihn. Niemals hätte er geglaubt, dass es nach dem letzten Vernichtungskrieg der Menschen vor einigen Jahren immer noch (oder schon wieder?) so viele waren! Und das machte ihm Angst, also wollte er lieber auf die Dienste der Blutsauger verzichten. Einen Verräter unter ihnen konnte man ja unter Kontrolle halten – aber mehrere? Insgeheim plante der Bischof bereits auch Evelyns Vernichtung, sobald diese ihm alle Informationen geliefert hatte, derer sie habhaft werden konnte.
Alberanis wachsendes Misstrauen änderte nichts daran, dass sich seine Laune von Tag zu Tag besserte. Er fand, dass das Bibelzitat „Asche zu Asche“ eine neue Bedeutung für ihn und die Kirche bekommen hatte. Zudem verfeinerte er seine Vernichtungsmethode unter Zuhilfenahme wissenschaftlicher und physikalischer Gesetze: Da man aufgrund der örtlichen Gegebenheiten nicht überall mit offenem Feuer arbeiten konnte wie in den alten Gewölben unter dem „Angel’s Resort“, verlegte sich der Bischof auf flüssigen Stickstoff. Dieser gefror die Körper der Vampire genau so rasch wie die eines normalen Menschen. Den Rest besorgte die kleinere Ausführung einer Guillotine, für deren Erfindung der Kirchenmann den revolutionären Franzosen äußerst dankbar war. Die Überreste wurden danach in einem Krematorium unter den üblichen Bedingungen entsorgt.
Über den Verbleib des Kindes, das Kardinal Pryce erwähnt hatte, wusste Evelyn allerdings nichts – ebenso wenig wie über die eventuelle Existenz überlebender Lamia. Somit musste Alberani mit der Beseitigung seiner Vertrauten also noch warten.
Das änderte sich, als Jasons Band nach ihrer Europatournee zurückkehrte. Die Stimmung unter den Musikern war seit Lejlas Tod und Shanes Beziehung zur Ex-Geliebten ihres Leadsängers etwas angespannt und hatte bereits zu so einigen Reibereien hinter der Bühne geführt, so dass Jasons Entschluss feststand: Nach ihrer Rückkehr nach England würde sich die Band auflösen. Miles, der immer auf Jasons Seite stand, hatte für diese Entscheidung zwar Verständnis, bedauerte sie aber dennoch. Weston, der Schlagzeuger, verhielt sich neutral. Er nahm das Ganze mit stoischer Ruhe auf. Gute Drummer wurden überall gesucht, das wusste er. Als das Flugzeug in Heathrow landete, gingen die drei Bandkollegen erst einmal getrennte Wege.
Shanes Weg führte – nach einem kurzen Abstecher in sein Zimmer im Bandhaus – wieder in die Stadt. Vielleicht könnte Evelyn ihm bei der Wohnungssuche behilflich sein? Abgesehen davon freute er sich noch aus einem anderen Grunde auf ein Wiedersehen. Der Musiker stieß einen anerkennenden Pfiff aus, als er den eleganten schwarzen Wagen mit Evelyns Anfangsbuchstaben im Nummernschild vor dem Club stehen sah. Und auch das veränderte, edle Interieur des Szenetreffs in Gold und Nachtblau verblüffte ihn. Woher hatte das Mädel plötzlich so viel Geld? Oder war da etwa ein reicher Sponsor im Spiel? Er spürte, wie ein Anflug von Eifersucht kurz in ihm hoch kochte. Aber welche Rechte hatte er schon an der bezaubernden Kreolin? Von einer Beziehung im menschlichen Sinne konnte bei zwei Hybridenvampiren nicht die Rede sein.
Die Clubbesitzerin begrüßte den unerwarteten Besucher überrascht und eher etwas unterkühlt. „Ich hatte dich nicht erwartet, entschuldige bitte“, bat sie dann wieder schnurrend nach einem gehauchten Begrüßungskuss auf Shanes Wange.
„Die Band hat sich aufgelöst“, brummte dieser und versuchte, Evelyn in seine Arme zu ziehen, aber diese entwand sich unter dem Vorwand, noch einiges erledigen zu müssen. Ihre Augen blickten den Gitarristen durchdringend und prüfend
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