Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
ferne Ausland.
Es kostete den Atlanter einiges an Überzeugungskraft, um den Abt eines abgelegenen buddhistischen Klosters in der Nähe des Himalajas zur Aufnahme des kleinen Mädchens zu überreden. Nachdem dieses Land mit seinen fremden Göttern und mythologischen Wesen aber übersinnlichen Dingen aufgeschlossen gegenüber stand, waren nur wenige Beweise wie die Farbe von Ayleens Blut nötig, um die „Tochter einer Göttin“ von den Mönchen erziehen zu lassen (womit Leander nicht einmal übertrieben hatte). Eine großzügige Spende an das Kloster tat ihr übriges.
* * *
In den frühen Morgenstunden des kommenden Tages, als sich in Jasons Landhaus eine kleine Gruppe von Hybridenvampiren und ein Halbengel aus Atlantis einfanden, bekam Bischof Alberani mit der Frühstückspost eine Nachricht von einer deutschen Ärztin aus Hamburg. Auf dem versiegelten Umschlag war das Emblem eines skorpionartigen Tieres abgedruckt.
Was er aus diesem Brief erfuhr, änderte sein Weltbild erneut: Da war von einer geheimen Organisation die Rede, die vor einigen Jahren von den Vampiren zerschlagen wurde, von Forschungsunterlagen, die vernichtet geglaubt waren, und von denen Kopien in einem sicheren Bankschließfach entdeckt wurden. Und diese Dr. Luise Keller hatte nichts Besseres zu tun, als die Suche nach der Unsterblichkeit fortzusetzen und die Organisation mit dem komischen Namen „Trilobit“ von Deutschland aus wesentlich kleiner, aber dadurch effektiver fortzuführen. Um das kostbare Serum fertig zu stellen, brauchte sie einen Erschaffer unter den Vampiren, soviel hatten ihre Forschungen bereits ergeben, und den sollte Alberani ihr zur Verfügung stellen, sonst würde sie seine „kleine inoffizielle Hexenjagd“ – wie sie es nannte – den Regierungen melden, die die Existenz der Vampire immer noch vor der Öffentlichkeit verschleierten. Wie, zum Teufel, hatte diese Frau davon erfahren? Gab es irgendwo eine undichte Stelle? Alberani beschloss, vorerst seine Aktivitäten einzustellen, bis er in diesem Punkt Klärung hatte. Er musste ein persönliches Gespräch mit dieser Frau führen, um herauszufinden, wie viel diese wirklich wusste. Offenbar hatte sie genauso wenig Ahnung wie er, ob und wie viele Erschaffer es tatsächlich noch unter den Vampiren gab. Außerdem hatte er nicht vor, sich erpressen zu lassen. Aber vielleicht fand man ja die Basis für eine Zusammenarbeit? Ein böses Grinsen schlich über das faltige Gesicht, als der Bischof sich vorstellte, wie die Seelenlosen zu Versuchskaninchen in einem Labor wurden, um der menschlichen Gesellschaft doch noch einen Nutzen zu bringen. Mit dieser Idee konnte er sich anfreunden!
Unverzüglich begab er sich in sein Arbeitszimmer und führte einige Telefonate. Dann sandte er einen persönlichen Boten mit einer Nachricht zu dieser Ärztin, in der er um eine Unterredung bat. Jetzt erst fand der alte Kirchenmann die Ruhe, um sein Frühstück einzunehmen, das schon seit einiger Zeit auf ihn gewartet hatte. Der Kaffee war bereits kalt geworden.
* * *
Evelyn Marshall weinte. Oder besser – sie schluchzte, denn Tränen waren Vampiren fremd. Sie hatte in den vergangenen Stunden ihre Taten gebeichtet, angefangen vom Angebot des Bischofs bis zu dem versuchten Mord an Shane.
„Du hast aus Habgier und Selbstsucht Verrat an deiner Rasse begangen, und dafür wirst du mit dem Tode bestraft“, lautete Jasons Urteil. Shane, Weston und Miles nickten zustimmend, nur Leander hielt sich zurück. Er nahm Jason beiseite, während die drei Musiker auf die Hybridin aufpassten, die zusammengesunken im Sessel des Wohnraumes saß. „Denkst du nicht, dass wir sie noch brauchen könnten?“, versuchte er den Fürsten der Neuzeitvampire milde zu stimmen. Jason verneinte.
„Sie ist ein zu großes Risiko“, meinte er, „einmal Verräter, immer Verräter.“ Leander musste zugeben, dass Jason in dieser Hinsicht genug schlechte Erfahrungen gemacht hatte und verstand sein Urteil.
„Vergiss bitte nicht, sie hat über dreißig Hybriden und zwei Grenzgänger umgebracht“, erinnerte ihn Jason Dawn noch einmal und bedachte die Angeklagte mit einem finsteren Blick. In seiner Hand hielt er Kopien der Namenslisten, die von seiner ehemaligen Gespielin regelmäßig an den Bischof gefaxt wurden. Die Jungs hatten diese aus Evelyns Büro besorgt und sie gemeinsam mit ihrer Verfasserin als Beweis in Jasons Hände gegeben. Und so etwas habe ich einmal geliebt, fügte dieser jetzt in Gedanken hinzu. Vielleicht
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