Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
trügerische Harmonie zwischen Menschen und Vampiren brach zusammen. Es galt nun, so schnell wie möglich Stellung zu beziehen und sich auf einen bevorstehenden Kampf vorzubereiten. Ein Kampf, der möglichst unbemerkt unter der Oberfläche ausgetragen werden würde. Aber wie lange konnte man einen solchen Konflikt geheim halten? Einen Konflikt, der die gesamte Zivilisation betraf?
* * *
VI. Bittere Beichten
„Da gibt es noch etwas, was ich dir erzählen muss“, gab Jason jetzt zu und empfing einen verwunderten Blick aus Leanders saphirblauen Augen. Dann erzählte ihm Jason von seiner neu entdeckten Fähigkeit.
„Hm, ich dachte mir schon so etwas. Wenn du nicht so lange gezögert hättest, deine Macht anzuerkennen, wäre schon früher dazu gekommen. Aber du hast sehr lange mit dir gehadert“, meinte Leander daraufhin. „Mich würde aber interessieren, in welche Gestalten du dich verwandeln kannst.“
„So oft habe ich das noch nicht ausprobiert“, gab Jason zu. „Ich sah auch keine Notwendigkeit dafür. Ich weiß ja noch nicht einmal, was für ein Vogel ich in meiner anderen Gestalt bin.“
Leander lachte auf. „Das sieht dir ja mal wieder ähnlich. Hauptsache, du wirst keine Fledermaus!“
Jetzt musste auch Jason lachen.
„Andere Wesenformen hast du also auch noch nicht versucht?“
Jason schüttelte den Kopf. „Wie gesagt, es geschah eigentlich rein zufällig. Aber angesichts unserer neuen Probleme werde ich in den nächsten Tagen daran gehen, diese Fähigkeiten auszubauen.“
Leander nickte. „Ja, das solltest du wirklich tun, mein Freund. Man weiß nie, wozu man sie noch gebrauchen kann.“
Jason seufzte. „Ich wünschte, das wäre nicht erforderlich.“
* * *
Fast zur gleichen Zeit landete Flug 4U 886 der GermanWings in Rom. Mit an Board: Doktor Luise Keller. Als Radiologin praktizierte die blonde Mittvierzigerin schon lange nicht mehr, genauer gesagt nach dem Skandal mit dem verseuchten Blut aus einem Hamburger Krankenhaus. Lange Zeit blieb sie untergetaucht, widmete sich den begonnenen Forschungen, die Dr. Connor so besessen verfolgt hatte. Die Unterlagen, die sie sich aus dem Schließfach einer amerikanischen Bank zuvor besorgt hatte, bildeten dazu die Basis. Dr. Connor hatte ihr als treues Mitglied der Geheimgesellschaft „Trilobit“ einen Zweitschlüssel anvertraut für den Fall, dass ihm etwas zustoßen würde. Und genau dieser Fall war eingetroffen.
Um das wertvolle Serum herzustellen, brauchte sie noch einmal Blut von diesem Jason Dawn oder zumindest das eines ebenbürtigen Vampirs. Allerdings strebte die Ärztin nicht danach, eine neue, mächtige Rasse aus den Menschen zu erschaffen, wie es zunächst der Plan der Gesellschaft gewesen war. Ihr ging es ganz einfach nur darum, sich die ewige Jugend zu sichern. Und jeden Morgen, wenn sie ihr Make-up auftrug und die kleinen Fältchen in ihrem immer noch jugendlichen Gesicht zählte, wurde dieser Wunsch in ihr stärker. Ihr ganzes Leben hatte sie fast ausschließlich ihrem Beruf gewidmet, und was war der Dank? Ein mittleres Gehalt, eine Eigentumswohnung und so gut wie keine Zukunftsperspektiven in einem von der Wirtschaftskrise gebeutelten Europa. Aber wohin sollte sie schon gehen? Dann doch lieber auf den ganz großen beruflichen Durchbruch hinarbeiten und ein sensationelles Produkt auf den Markt bringen, das sie reich und berühmt machen würde.
Da kamen ihr doch dieser Bischof und sein Hass auf die Vampire gerade recht.
„Ehrlich gesagt, nutze ich dieses Symbol nur, um mir die nötige Aufmerksamkeit zu verschaffen. Natürlich stand es nicht in meiner Macht, eine solche flächendeckende Organisation wieder ins Leben zu rufen. Also beschloss ich, einen Alleingang zu wagen und nutzte Dr. Connors Ergebnisse für meine persönlichen Forschungen, die ich jetzt seit einigen Jahren betreibe. Selbst meine Assistentin weiß nicht, worum es mir wirklich geht. Allerdings bin ich nun an einem Punkt angekommen, an dem ich alleine nicht mehr weiter komme. Ohne das Blut eines Erschaffers kann ich das Mittel nicht fertig stellen“, gestand Luise Keller dem Bischof bei ihrem vertraulichen Arbeitsgespräch, wie dieser ihre Zusammenkunft nannte. Vor ihnen auf dem Tisch stand ein Silbertablett mit duftendem Kaffee und Gebäck. So plauderte es sich leichter über unangenehme Dinge, hatte der Bischof nach ihrer Begrüßung gemeint.
„Dann geht es Ihnen also mehr um die materiellen Dinge als um ideelle Werte“, stellte der alternde Kleriker
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