Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
Bilder sah, glimmte erneut ein orangerotes Feuer tief in seinen dunklen Augen auf und würde so rasch nicht wieder erlöschen. Seine sonst so weichen Gesichtszüge verhärteten sich. Außer den Vampiren hatte nur die damalige Führung der Geheimgesellschaft „Trilobit“ von diesem Rückzugsort gewusst!
Leander Knight dagegen hatte die Katastrophe in den frühen Morgenstunden telepathisch gespürt. Er schreckte von seinem Ruhelager hoch. In seinem Kopf gellten Schreie, aber nicht die von einzelnen sterbenden Vampiren, sondern gleich tausende. Der Atlanter presste die Hände gegen die Schläfen, als wolle er diese Schreie ersticken. Rasch erhob er sich und ging zum Fenster. Es war immer noch Nacht in Italien. Ein sternenübersäter Himmel erwiderte seinen Blick. Dort oben lagen all die Geheimnisse um die Vampirwelt, die selbst der Erstgeborene Antaris nicht vollständig erfahren hatte. Leander wusste, dass die Namen der vernichteten Vampire für immer aus dem „Buch des Lebens“ getilgt waren. Sie erhielten ihre Gelegenheit zu einem ewigen Leben ja bereits nach dem ersten Tod in Form ihrer körperlichen Gestalt und ausgestattet mit dunklen Kräften. Aber ihre Seelen waren für immer verloren. Und mit der Auslöschung ihres Seelennamens bei der Geburt als Untoter wurde auch die Partnerseele für sie unerreichbar. Was blieb, war die Sehnsucht und die Suche nach einem Gefährten, der ihr Los teilte. Diese Sehnsucht trieb sie immer wieder dazu, sich diese selbst zu schaffen. Bis die Evolution ihnen Einhalt gebot und nur noch wenigen unter ihnen diese Gabe zugestand.
Erschöpft lehnte der Halbengel die Stirn an die kühlende Fensterscheibe. Warum hatte er die Enklave nicht vorsichtshalber evakuieren lassen, nachdem er im Büro des Bischofs diesen Umschlag gesehen hatte? Warum hatten Jason und er nicht früher eingegriffen? Diese und ähnliche Gedanken rasten durch seinen Kopf. Hätten sie überhaupt etwas tun können? Mitleid und Erbarmen waren seine engelhafte Natur, aber der Mensch in ihm, der zum Vampir geworden war, empfand einen unbändigen Zorn.
Hin- und hergerissen zwischen diesen Emotionen und tausend Fragen wünschte sich Leander, er hätte damals nicht weggehört – als er die einzelnen Rufe hörte, die ihn erreichten, sobald der Bischof mit seiner Vernichtungsaktion begonnen hatte. Und jetzt waren es so viele! Ja, er hatte sie ignoriert, weil er in dieser Zeit ganz für seine Tochter da sein wollte. Und das bereute er nun. Ayleen war in Sicherheit – zumindest vorläufig – aber seine Schützlinge waren nun in größter Gefahr. Leander Knight war froh, als sein Handy klingelte und ihn aus seinen Überlegungen riss. Jason bat ihn, so rasch wie möglich nach England zu kommen.
So schnell wie das Licht konnten Engel reisen, und es dauerte keine Minute, bis Leander sich im Landhaus in den Cheviot Hills materialisierte. Jasons Blick verhieß nichts Gutes. In den Augen seines Freundes konnte er die kalte Wut erkennen, und erneut fühlte er sich schuldig, dass er die ersten Warnzeichen für einen beginnenden Krieg ignoriert hatte.
„Mit einem solchen Erstschlag hätte ich nicht gerechnet“, gab er zu, „aber lass uns nichts überstürzen. Ich möchte, dass ihr euch erst mal wieder im Verborgenen haltet.“
„Ah, wir sollen uns wieder verstecken“, schimpfte Jason los, „am besten tagsüber in Särgen schlafen wie in der guten alten Zeit? Wieso denkst du, hat sich unsere Rasse so weit entwickelt? Nein, wir haben es gar nicht nötig, immer nur von den Menschen auf diesem Planeten geduldet zu werden wie lästige Insekten. Es wird vielleicht Zeit, unsere Macht öffentlich zu demonstrieren.“
Leander hatte Jason noch nie so entschlossen gesehen. Wo war der sensible Musiker in ihm geblieben? Er versuchte, den jungen Vampirfürsten zu beruhigen.
„Du kannst keinen globalen Krieg führen, geschweige denn gewinnen. Denn dazu würde es kommen“, mahnte er.
„Wieso nicht? Du vergisst, dass einige von uns noch die Macht haben, eine ganze Armee zu erschaffen.“ Etwas Drohendes schwang in Jasons Stimme mit.
„Dann willst du selbst wieder Tausende deines Volkes opfern? Natürlich denkst du jetzt nur an Rache, aber das ist nicht der richtige Weg, glaub mir.“
„Was schlägst du dann vor?“, schnaubte Jason.
„Gehen wir systematisch vor. Schnappen wir uns erst einmal diesen Bischof, dann ‚Trilobit’, und dann reden wir mit den Regierungsvertretern.“
„Reden, reden, reden, all die Jahre haben wir
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