Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
Raubtieren zusammen.“
„Die längst gezähmt sind“, vollendete Leander den Satz, wobei er sich nicht sicher war, welche Rasse die schlimmeren Raubtiere hervorgebracht hatte. Er war es müde, diese endlosen Diskussionen zu führen. Jahrelang hatte er so vor den Vertretern der Weltregierungen gesprochen. „Soweit mir bekannt ist, hat auch ihre Kirche ein paar Millionen Menschen auf dem Gewissen, und damit meine ich nicht allein die Inquisition! Wir beide wissen, dass der Zweite Weltkrieg wegen ein paar Reliquien aus Jesus’ Nachlass geführt wurde, die den Okkultisten unter den Nazis zur wahren Weltherrschaft verhelfen sollten. Und Ihr Land war denen dabei behilflich, um daran zu partizipieren, schon vergessen?“ Die Stimme des Halbengels klang wie ein unterdrückter Donnerhall.
Die Selbstsicherheit des Bischofs schwand dahin. Dieser Mann wusste so viel wie die größten Geheimnisträger des Vatikans! Rasch lenkte Alberani ein. „Nun gut, ich werde meine ‚Fallen’, wie Sie sie nennen, schließen. Es geht ja um höhere Ziele.“ Deutlich spürte der Atlanter, dass diese Zusage nur halbherzig gegeben wurde. Der Bischof zog eine Visitenkarte hervor und reichte sie Leander „Wenn Sie Ihre Freunde überzeugt haben, wenden Sie sich bitte direkt an diese Dame, die alles weitere mit Ihnen besprechen wird.“
Damit war das Gespräch beendet.
* * *
Jason Dawn hatte seine ehemaligen Bandmitglieder gebeten, nach London zu reisen und sich weiter um den Club zu kümmern, damit dort alles seinen gewohnten Gang ging und niemand sich mehr in diese Kellerräume verirrte. Außerdem wollte Jason allein sein – und er wollte mit den letzten Grenzgängern eine Unterredung führen, bei der er keine Mitwisser gebrauchen konnte. Noch am gleichen Abend trafen die Vampire ein, darunter der Texaner Arthur Henson, Christopher O’Neill aus Kalifornien, Dorian Rupert aus Hong Kong, die Dolmetscherin für arabische Sprachen Serife Shayan und Elias Davenport, Weltenbummler von altem britischen Adel. Außerdem Richard Tabatha von seiner Estanzia in Paraguay und Isabella Dumont aus Paris. Diese kleine Gruppe setzte Jason über den aktuellen Stand der Dinge in Kenntnis. „Auf Dauer ist ein friedvolles Zusammenleben also nicht machbar“, konstatierte einer der Amerikaner.
„Sie werden immer wieder versuchen, uns zu vernichten. Dabei ahnen sie ja gar nicht, was sie uns in Wirklichkeit damit antun“, meinte Isabella.
„Alle Menschen fürchten sich vor dem Tod, aber sie zögern nicht, ihn sogar gegen ihre eigene Rasse einzusetzen“, sagte Richard. „In all den Jahrhunderten hat sich daran nichts geändert.“
„Und es wird sich auch nicht ändern“, behauptete Jason. „Es sei denn, wir ändern etwas.“
„Was schlägst du vor?“, fragte Henson. Der sonst so polternde Texaner wirkte erstaunlich ruhig. Es lag etwas in der Luft, das spürten alle von ihnen.
„Mein Plan ist es, altes Blut mit neuer Macht zu versehen“, gab der junge Vampirfürst zur Antwort. „Jeder von euch kann wandeln, aber wiederum nur Hybriden erschaffen. Seit Jahrzehnten ist kein Grenzgänger mehr entstanden. Wenn ich euch nun die Macht geben könnte, eurerseits diese Gabe weiterzugeben?“
„Du willst uns zu Fürsten machen?“, fragte Isabella nach. Jason nickte. „Die Großen Alten sind alle von den Menschen vernichtet worden. Dann erschaffen wir eben neue Mächtige. Ihr seid die ältesten Vampire, alle von Fürsten gewandelt. Ich besitze die Macht, durch meinen Biss unmittelbar einen Erschaffer entstehen zu lassen. Wenn ihr das Risiko eingehen wollt, dann bin ich bereit, diese Macht mit euch zu teilen, auch wenn in eurem Fall noch ein Blutaustausch mit dem Opfer nötig sein wird.“
Mit diesem Vorschlag hatte keiner der Grenzgängervampire gerechnet.
„Was ist mit deinem Kodex?“, erkundigte sich Serife.
Eine schwerwiegende Entscheidung musste Jason Dawn nun treffen. Aber jetzt war er bereit dazu. „Wir werden wieder töten“, sagte er leise, „denn wir werden es müssen, bevor man uns tötet.“ Ein zustimmendes Nicken in der Runde.
„Also, ich bin dabei“, meldete sich Arthur Henson freiwillig und hob die Hand. Auch die anderen sechs willigten ein.
„Eine Sache noch“, fuhr Jason fort, „ich möchte, dass ihr nur Freiwillige wandelt, wie wir es schon einmal getan haben. Ich will keine Blutbäder, einen solchen Krieg kann man nur mit Taktik und Strategie gewinnen, nicht mit roher Gewalt. In diesem Punkt gebe ich Leander Recht.
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