Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
unbeabsichtigt den Weg schon vor Jahren bereitet!
„Das käme letztendlich auf einen Versuch an“, grinste Laurent jetzt und warf seiner Beifahrerin einen fragenden Blick zu. „Wie sieht es mit dir aus?
Anstatt einer Antwort legte Alexa ihre zarte weiße Hand zustimmend auf seinen Oberschenkel.
†
Rashid Yogeshwar schloss die Haustür hinter sich zu. Das Vampirblut in ihm hatte zu brodeln begonnen. Uralten Gesetzen folgend stellte es sich auf einen Kampf ein. Doch er hatte bislang keinen Gegner entdecken können. Nur das leise Rauschen von Flügeln hatten seine feinen Ohren vor seiner Ankunft zuhause kurz wahrgenommen. Diese ungewohnte Situation war ihm nicht geheuer und er beschloss, heute Nacht das Haus nicht mehr zu verlassen.
Gerade schickte Jason Dawn sich zu seiner Rückverwandlung in eine menschliche Gestalt an, als er bemerkte, wie etwas um Rashids Haus herum vorging. Eine mächtige Präsenz war zu erahnen. Von seinem Aussichtspunkt konnte er erkennen, wie kalte Nebelfinger über den Vorgarten auf den Eingangsbereich des Bungalows zu krochen. Die Kälte war bis hier oben deutlich zu spüren. Das Gras und die Blumen – alles, was sie berührte, verdorrte augenblicklich. Der Tod persönlich war auf dem Weg zu dem ahnungslosen Vampirmeister. Ein Tod, viel älter als jeder existierende Vampir. Jason konnte nicht erkennen, ob es sich nur um einen der Lamiavampire handelte, oder, ob alle drei gleichzeitig am Werk waren. Er konnte keinerlei Formen in dem hauchfeinen Nebel wahrnehmen, der nun unter der Haustüre hindurch in den Wohnbereich hineinkroch. Was darauf folgte, ging rasend schnell vonstatten: Ein gleißender Lichtblitz drang durch die Fensterscheiben und erhellte die Nacht für wenige Sekunden, wie das Aufleuchten eines Feuerwerkskörpers. Ein überraschter Aufschrei folgte, der in einer Art Gurgeln erstickte. Im gleichen Augenblick ging ein Zittern durch das mentale Netz der Vampirwelt, als ob eine Fliege in ein Spinnennetz geflogen wäre. Danach war es wieder still. Die Nacht verbarg ihr Geheimnis in angenehmer Dunkelheit.
Jason verwandelte sich endlich in seine menschliche Gestalt, sprang von dem Ast des Baumes herunter und blieb einen Augenblick vor dem Haus stehen. Er spürte keinerlei Anwesenheit eines Vampirs mehr.
Eigentlich ein schöner Tod für unsereinen, dachte er auf seine bekannt zynische Weise. Aber er wollte sich selbst von dem Geschehenen überzeugen! Als Schattenwesen betrat er das Haus und manifestierte sich in seinem Inneren. Keine Spur mehr von dem Nebel! Rashids Laptop lag auf dem Boden der Diele, zusammen mit ein paar wild verstreuten Dokumenten, als wäre ein heftiger Windzug durch den Raum gefegt. Ein Bild hing schief an der Wand. Vom Bewohner war nichts zu sehen, obwohl Jasons scharfe Augen im Dunkeln hervorragend arbeiteten. Der junge Vampirfürst hob einige der Papiere hoch und fand eine feine, weißgraue Staubschicht darauf. Das da waren die Überreste von Rashid Yogeshwar!
Jason Dawn griff zum Handy und wählte Leanders Nummer, um ihn von den Geschehnissen zu unterrichten.
„Ich habe es gespürt“, erwiderte der Halbengel emotionslos. „Das Problem ist: Wir haben es alle gespürt!“
Eigentlich hätte er über Jasons Alleingang gerne laut geflucht, aber das stand einem Engel nicht zu, nicht einmal einem halben. Stattdessen ertönte ein tiefer Seufzer am anderen Ende der Leitung.
Es dauerte etwas, bis Jason den Sinn des Satzes verstand. Auch die beiden anderen neuen Meister mussten Rashids Vernichtung gespürt haben. Damit hatte er ihnen sozusagen eine Kriegserklärung geschickt! Jetzt waren sie gewarnt! Von nun an würden sie nicht mehr so leicht zu finden sein. Wortlos legte Jason auf.
†
Auf einem Parkplatz in der Innenstadt von Paris waren Alexa und Laurent gerade in einem leidenschaftlichen Kuss versunken. Plötzlich hielten beide inne und fuhren auseinander wie Teenager, die bei ihrem ersten Liebesspiel erwischt worden waren. Erschrocken blickten sie sich an. Auch sie hatten die Vernichtung des anderen Meisters so deutlich in ihrem Inneren gespürt, als wäre der Trafo eines Stromnetzes abgeschaltet worden. Genauso frappierend wie ein plötzlicher Stromausfall bei den Menschen!
„Jason! Er muss auf dem Festland sein!“, zischte Lacroix wütend mit zusammengebissenen Zähnen und schlug mit beiden Händen auf das Lenkrad.
Alexa schwieg und richtete ihre Kleidung wieder her.
„Wir müssen handeln“, forderte Laurent.
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