Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
zumauern?“, vergewisserte er sich noch einmal.
Di Maggio nickte. Natürlich wollte er es sich nicht mit diesem Mann verderben. Wer einen so mächtigen Vampir töten konnte, der war eine Bereicherung für die Kirche und seinen Orden.
„Und mit mir wird auch das Wissen darum sterben“, versicherte er dem Halbengel noch, bevor dieser hinter dem riesigen Ölgemälde verschwand.
Leander machte sich ein zweites Mal auf Weg hinab in die unterirdische Welt des Vatikans. Es wäre ein leichtes gewesen, hier mitsamt der Amphore zu verschwinden und den Bischof zu hintergehen, aber er war davon überzeugt, dass Di Maggio – bevor er die Eingänge versiegelte – sich davon überzeugen würde, dass diese Amphore seiner Sammlung hingefügt worden war.
Beim Anblick der endlosen Urnenreihen kam dem Halbengel erneut der Gedanke, den Inhalt seiner Urne oder gar einer der anderen wieder zum Leben zu erwecken.
„Führe uns nicht in Versuchung“, murmelte er, aber es klang in seinen Ohren wie Hohn. Er konnte sich hier jederzeit Zutritt verschaffen!
Nein, er wollte nicht schon wieder in das Schicksal eingreifen, weder in das von Jason noch in ein anderes. Nicht so. Dies hier war eine gigantische Verantwortung, die nun auf seinen Schultern lastete. Außer ihm wusste bislang nur der Bischof von dieser Einrichtung und dieser würde eines nicht allzu fernen Tages seinem Schöpfer gegenüber stehen! Der Begriff „Engel der Vampire“ bekam nun eine ganz neue Bedeutung. Leander blickte sich suchend um. In einer freien Nische platzierte er dann seine Amphore. Sollte er den Namen von Jason Dawn darauf schreiben? Er allein wusste, wessen Asche da drin ruhte: die des Vampirprinzen Xavier Dantes. Leander hatte sie vor Jahren aufgesammelt nach dessen Vernichtung durch seinen Erschaffer Jason Dawn. Als hätte er damals schon geahnt, dass er sie eines Tages brauchen würde.
†
Sechs Monate später.
Lacroix hatte Wort gehalten. Die Versorgung der Hybridenvampire funktionierte genauso gut wie in den ‚alten Zeiten’, als Jason noch ein einfacher Hybridenvampir war und die Menschen künstliches Blut für sie herstellten, um die registrierten Vampire damit zu beliefern.
Die Kühlwagen mit dem täuschend echt nachempfundenen Logo eines bekannten Herstellers für Tiefkühlkost fielen selbst in den abgelegensten Dörfern nicht auf. Einmal wöchentlich fuhr ein solcher Lieferwagen auch durch die Cheviot Hills und hielt vor dem Landhaus von Jason Dawn.
Jason Dawn schwelgte in einem nie gekannten Überfluss. Und er brauchte noch nicht einmal ein schlechtes Gewissen zu haben. Das hier waren alles ‚freiwillige’ Spenden. Zum ersten Mal begann er, sein Dasein als Vampir zu genießen. Seine Sinne waren schärfer als je zuvor. Er hatte sogar angefangen, neue Songs zu schreiben! Selbst der Gedanke an ein Revival seiner alten Band war ihm gekommen. Aber die Menschen, besser gesagt, die Medien, kannten ihre Gesichter und die waren nicht gealtert. Nein, wenn überhaupt, dann würde er eine neue Band ins Leben rufen müssen, aber das konnte warten. Die Öffentlichkeit war immer noch ein nicht zu unterschätzender Faktor für eine Entdeckung, selbst wenn die meisten Menschen schon auf die eine oder andere Art Kontakt zu seiner Vampirrasse gehabt hatte ohne es zu wissen. Die ‚andere’ Art interessierte ihn dagegen zurzeit viel mehr.
So sehr ihn die Einsamkeit hier als Musiker reizte und beflügelte, als Vampir war diese weniger erträglich. Denn der Jagdinstinkt war keineswegs erloschen in den Hybriden und auch nicht in Jason. Im Gegenteil, wenn man die Menschen nicht mehr als Spender selbst zu jagen brauchte, dann waren sie doch für etwas anderes zu gebrauchen und so ein schlagendes Herz in der Nacht neben sich zu haben, erweckte die ureigenste Sehnsucht in den dunklen Engeln, selbst wieder zu leben. Also suchten sie sich menschliche Gesellschaft. Die einen zur Unterhaltung oder einfach nur für ein Gespräch, die anderen für eine heiße Liebesnacht. Kein Wunder, dass Jason die hübsche deutsche Studentin wieder in den Sinn kam: Anna Welsch. Wie sie ihn damals angeschaut hatte in den Semesterferien!
Ein kleines, böses Lächeln huschte über das ebenmäßig schöne Gesicht des Vampirfürsten. Was wohl aus Anna geworden war?
In der Obhut ihrer Mutter hatte Anna Welsch sich recht schnell erholt und erinnerte sich nicht mehr an die traumatischen Begebenheiten auf ihrer Reise nach Osteuropa. Alexa hatte sich auch nicht mehr bei
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