Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)

Armeslänge von sich. „Spiel noch ein wenig. Ich möchte mit dem Abt alleine sprechen.“ Ayleens Blick ging nach oben. Abt Norbu hatte die ganze Zeit an der Balustrade des oberen Stockwerkes gestanden und sie beobachtet. Leander folgte ihrem Blick. Der weise alte Tibeter lächelte und winkte den Halbengel hinauf.
     
    Beim obligatorischen Tee hörte Abt Norbu ruhig und gelassen zu, während Leander ihm – soweit man ihn selbst unterrichtet hatte – von den Ereignissen seit ihrem letzten Besuch hier berichtete. Der alte Mann verzog keine Miene. Als der Atlanter geendet hatte und ihn erwartungsvoll anschaute, sagte Norbu mit fester Stimme: „Unser voreiliger Freund hat einen großen Fehler gemacht. Er hätte die neuen Meister an einem Ort versammeln müssen, so dass jeder der Lamia einen Gegner hätte vernichten könnten. So aber ist die ganze Kraft in die Vernichtung eines einzigen Meisters geflossen. Wie bedauerlich!“
    Leander Knight hielt die Luft an. Im Grunde hatte er so etwas Ähnliches befürchtet. Aber war das alles? Wie bedauerlich?
    „Was ist mit den übrigen sechs Lamia da oben?“, fragte er direkt heraus.
    Normalerweise wäre er nie so unhöflich und direkt gewesen.
    Norbu schüttelte den fast kahlen Kopf.
    „Sie haben euch eine Chance gegeben. Ihr habt kein Recht mehr, um ein weiteres Opfer von ihnen zu bitten. Außerdem wird es auch nicht mehr möglich sein.“
    Leander verstand kein Wort. Als der Abt weiterhin schwieg, wagte er einen erneuten Vorstoß.
    „Und warum wird das nicht möglich sein?“
    Norbu schaute ihn aus den weisen, braunen Augen fast mitleidig an.
    „Ein Erdbeben in der Grenzregion hat das Kloster vernichtet. Niemand wird es jemals mehr betreten, der halbe Berg hat es unter sich begraben.“
    Damit hatte der Atlanter nun nicht gerechnet. Bislang war da wenigstens noch ein bisschen Hoffnung gewesen, Jason doch noch aus dem Schlamassel zu holen. Leander spürte, dass der alte Abt die Wahrheit sagte. Aber woher wollte er sicher sein, dass auch die Kammer mit den Sarkophagen verschüttet worden war? Jetzt sah es fast zu aus, als könnte Leander nicht mehr tun als zusehen, wie sich die Welt der Vampire – und der Menschen -  wieder einmal verändern würde.
     
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    Während Abt Nobru sich zur Abendmeditation zurückzog, wanderte Leander Knight ziellos durch die verwinkelten Gänge des Klosters, wie es vor ihm schon Jason bei ihrem letzten Besuch getan hatte. Zumindest einen Gegner könnte er dem Freund aus dem Weg schaffen: Erzbischof Di Maggio. Aber dann hätte er selbst keine Waffe mehr gegen Jason in der Hand, falls dieser sich zu sehr der dunklen Seite verschreiben würde. Auf die Einhornwaffe konnte er bei dem jungen Fürsten nicht mehr setzen. Die könnte man eventuell aber gegen die neuen Meister verwenden. Und deren Wirkung verstärken, indem man sie zuvor in sein silbernes Blut tauchte? Der Atlanter dachte angestrengt nach, bevor er sich zu einem Entschluss durchringen konnte. Ja, er würde zurück nach Rom reisen und dem Bischof ein Präsent überbringen!
     
    Professor Liebermann gratulierte Alexa Peters derweil zu ihrer Approbation als Ärztin. Zur Feier des Tages fand ein kleiner Umtrunk in der Krankenhauskantine statt, wo sie und fünf weitere frisch gebackene Ärzte nach Dienstschluss ihren Doktortitel feierten. Alexa würde fortan in der Unfallchirurgie arbeiten. Sie hatte sich freiwillig für diesen harten Job beworben, allerdings aus ganz eigennützigen Motiven. Dort wurden die meisten Blutkonserven gebraucht und wenn die eine oder andere fehlte, würde man das kaum bemerken. Ihre Grundversorgung als Vampirin war damit gesichert und sie bewahrte sich etwas Unabhängigkeit gegenüber Laurent.
    „Ihr neues Charity-Projekt hat übrigens meine vollste Unterstützung. Bewundernswert, wie Sie sich da engagiert haben. Ich hoffe, es wird Schule machen“, bemerkte der grauhaarige Professor und lächelte wohlwollend.
    Da bin ich mir sicher, dachte Alexa und lächelte charmant zurück.
    Ja, Laurent und sie hatten Fortschritte gemacht. Sein soziales Engagement für die Stadt Le Havre war in Frankreich nicht unbeachtet geblieben. Durch seinen starken mentalen Einfluss hatte er reiche Gönner gefunden, um seine Pläne in die Tat umzusetzen. Begonnen hatte er probeweise direkt nach ihrer Unterredung mit Jason an seiner eigenen Universität. Die Aktion war ein voller Erfolg. Das Konzept wurde, wie besprochen, 1:1 von Alexa in Deutschland übernommen. In nur wenigen