Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
ihr gemeldet. Offenbar hatte sie ein schlechtes Gewissen. Anna beschloss daher, ihr Studium in Schottland fortzusetzen, obwohl ihre Mutter es lieber gesehen hätte, wenn sie nach Deutschland zurückgekehrt wäre. Aber das wollte sie nicht. Ein wenig Abstand von dem engen Zusammenleben mit ihrer Mutter tat ihr gut. Eine eigene Wohnung in Hamburg würde sie sich als Studentin sowieso nicht leisten können. Mrs. Johnson würde sie bestimmt auch schon vermissen. Sie hatte bereits angerufen und sich erkundigt, ob sie das Zimmer weiter vermieten sollte. Nein, Anna Welsch musste sich schnell entscheiden und das tat sie. Sie kehrte zurück nach Schottland.
Dort angekommen, entfernte sie zunächst einmal die Poster von Jasons Band von ihren Wänden und stopfte die CDs in die unterste Schublade ihres Schreibtisches. So eine kindische Verliebtheit! Damit musste jetzt Schluss sein! Sie war dem Typen doch offensichtlich völlig egal. Sonst hätte er sich ja wenigstens mal gemeldet. Moira freute sich genau wie Mrs. Johnson über die Rückkehr der jungen Deutschen und unterstützte sie voll. Nicht nur, indem sie ihr den verpassten Lehrstoff einpaukte. Anna Welsch wollte einen neuen Anfang wagen.
Nach einer anstrengenden Prüfung belohnten sich die beiden Freundinnen Anna und Moira mit einem Kinobesuch. Als Anna zu Fuß von der Bushaltestelle in die Chelsea Street, in der Mrs. Johnson kleines Backsteinhaus lag, zurückkehrte, wurde sie von einem Paar scharfer Augen beobachtet. Zunächst dachte die Studentin, dass der spannende Kriminalfilm bei ihr wohl so eine Art Phobie hinterlassen hatte. Sie schaute sich ein paar Mal um, aber es war niemand zu sehen, auch keine Schritte zu hören. Nur einmal war ein großer, geflügelter Schatten über ihren Kopf hinweg gezogen und hatte sie erschrocken nach oben blicken lassen. Nichts!
Sie schloss die Haustür auf, zog die Schuhe aus und schlich vorsichtig auf Strümpfen die knarrende Holztreppe hinauf, um Mrs. Johnson nicht aufzuwecken.
Sie knipste das Licht an und hielt sich erschrocken eine Hand vor den Mund, um nicht aufzuschreien. Die Schuhe fielen ihr aus der anderen Hand. Vor ihr stand der Mann, den sie insgeheim immer noch liebte und blickte sie aus tiefbraunen, geheimnisvollen Augen mit einem ebenso geheimnisvollen Lächeln an: Jason Dawn!
Nachdem sie sich wieder gefangen hatte, fuhr sie ihn mit unterdrückter Stimme an: „Was, zum Teufel, willst du hier mitten in der Nacht? Erst lässt du monatelang nichts von dir hören und jetzt tauchst du in meinem Zimmer auf. Was….!“
Den Satz konnte sie nicht mehr vollenden, denn Jason war in einem Sekundenbruchteil zu ihr getreten, hatte sie auch schon an sich gerissen und ihr Gezeter mit einem Kuss erstickt. Dieser Kuss war mehr als leidenschaftlich. Er war das, wonach sie sich all die Zeit verzehrt hatte. Jason brauchte keine mentalen Kräfte einzusetzen, um sie gefügig zu machen. Ihr ganzer Körper verlangte nach seinen Berührungen. Die angenehme Kühle seiner Hände ließen das Feuer in ihr nur noch mehr auflodern und wo er sie küsste, prickelte ihre Haut, als würde Champagner darüber laufen. Er eroberte sie mit einer Heftigkeit, dass ihr Hören und Sehen verging. Als sie ihn in sich spürte, erstickte sie ihre lustvollen Schreie in einem Kissen, um die Hauswirtin nicht aufzuwecken. Wie oft hatte sie sich in ihren Träumen vorgestellt, wie es wohl sein würde, wenn er sie lieben würde. In dieser Nacht wäre sie sogar gerne seine Beute geworden. Kurz vor dem Morgengrauen erhob sich Jason vom Bett und zog sich an. Anna schlief vor Erschöpfung und ihr wohlgeformter, schlanker Körper zitterte noch immer ganz leicht wie die Saiten eines Instruments, das er angeschlagen hatte. Ansonsten war sie unversehrt. Dann verließ er Anna Welsch ein weiteres Mal.
†
VI. Alte Wunden
Als Jason Dawn Glasgow verließ und in sein Landhaus zurückkehrte, fühlte er sich das erste Mal seit Jahrzehnten frei. Frei von der Vergangenheit, von der Bürde des Blutes, die er als Fürst mit sich herum trug. Eigentlich musste er Laurent dankbar sein. Aber war dieser neue Vampirmeister wirklich so selbstlos? Eine Spur von Misstrauen erwachte plötzlich in Jason. Und diese Alexa? Eine wunderschöne Frau, die sich ihm und seinen Plänen bedingungslos unterzuordnen schien. Kein Wunder. Als Politiker hatte er bereits sein Ziel erreicht und war Bürgermeister von Le Havre geworden. Laurent besaß außer seiner enormen mentalen Macht auch ein
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