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Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini

Titel: Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Thomas
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leite ich das Internetbüro.
    Im Übrigen bin ich nicht die einzige Frau, der in den letzten Jahren im
    Zentrum des Katholizismus berufliche Anerkennung widerfahren ist.«
    Sie setzte die Kaffeekanne auf das Tablett zurück und reichte Catherine
    eine Tasse. Dann sagte sie unumwunden: »Ich habe erfahren, dass Sie
    den Orden der Franziskanerinnen verlassen werden. Warum?«
    Catherine blickte die Ältere erstaunt über den Rand der Tasse an. Ihr
    Entschluss konnte unmöglich schon nach draußen gedrungen sein. Nur
    die Schwester Oberin wusste bisher davon und einige enge Freunde –
    und natürlich der Papst, der sie bei ihrer Ankunft in Rom zu einem
    persönlichen Gespräch eingeladen hatte. Sie ließ die Tasse sinken. »Ich
    habe meine Gründe«, antwortete sie schlicht.
    Schwester Thea blieb hartnäckig. »Das kann ich mir vorstellen, aber
    welche?«
    Sie atmete tief durch. »Wenn die Glaubenskongregation meine Arbeit
    verwirft, und das wird sie letztendlich tun, wird man mich als
    Ordensmitglied im gnädigsten Fall zum Schweigen verurteilen. Aber ich
    kann nicht schweigen. Also gehe ich … auch um meinem Orden nicht
    noch größeren Schaden zuzufügen.«
    »Kardinal Bear in Chicago ist auf Ihrer Seite, Kardinal Weinstein in
    Wien stellt sich offen zwischen Sie und die Glaubenskongregation, Ihre
    Schwester Oberin steht hinter Ihnen …«
    »Ich weiß. Das ist auch einer der Gründe, weswegen ich gehen muss.
    Durch ihre Gelübde sind sie der Kirche zu Gehorsam verpflichtet, doch
    sie sind auch meine Freunde. – Ich kann die Kirche genauso gut von
    außen daran erinnern, dass Reformen notwendig sind.« Catherine setzte
    ihre Tasse ab. »Darf ich erfahren, wer Sie von meinem Entschluss in
    Kenntnis gesetzt hat?«
    Ohne zu zögern, antwortete Schwester Thea: »Ein Freund. Er sagt, Sie
    sollen sich keine Sorgen machen. Es wird zu keinem kanonischen
    Prozess kommen. Nicht, solange Leo Papst ist.«
    Catherine zügelte ihre Neugier, um nicht nachzuhaken. Schwester Thea
    hatte vermutlich schon mehr verraten, als sie hätte sagen dürfen. »Seine Heiligkeit ist ein außergewöhnlicher Mensch«, sagte sie dann. »Es ist,
    als hätten sich alle guten Charaktereigenschaften der letzten Päpste in
    ihm vereint.«
    Erneut huschte ein Lächeln über Schwester Theas Gesicht. Sie stand auf,
    ging zu ihrem Schreibtisch und drehte den großen Flachbildschirm ihres
    Computers zu Catherine um. Das Wappen des Heiligen Stuhls, das als
    Bildschirmschoner diente, verschwand, und ein Artikel erschien. »Ich
    kenne zwar nicht die genaue Statistik, aber diesem Papst verdankt die
    Kirche es, dass sie in Deutschland und Europa wieder an Boden
    gewonnen hat. Die Gemeinden schrumpfen nicht weiter, die Zahl der
    Kandidaten für das Priesteramt steigt … Alles Erfolge, die sich weder
    die Traditionalisten noch die Konservativen auf die Fahne schreiben
    können.«
    Catherine stand auf und trat neben Schwester Thea an den Bildschirm.
    Der Artikel stammte aus der deutschen Wochenzeitung Die Zeit und bezog sich auf ein Interview mit dem Kölner Kardinal Herzog, dem
    Nachfolger seiner Eminenz Eugenio Kardinal Tore, dem jetzigen
    Pontifex maximus.
    Schwester Thea sagte: »Seine Heiligkeit ist an erster Stelle Humanist
    und erst dann Papst. Viele soziale, ideologische, politische, ethnische
    und intellektuelle Schranken existieren heutzutage nicht mehr, und
    gerade deshalb hat ihn Ihre Vision der Zukunft, Ihre Vision einer
    modernen, anpassungsfähigen Kirche so beeindruckt. Trotz allem – auch
    er ist ein Teil des Systems.«
    Sie berührte einige Tasten, und ein Heer von E-Mails ergoss sich über
    den Schirm. »Die sind alle für Sie, Catherine. Zigtausende – und täglich kommen Hunderte hinzu. Die Menschen hoffen und beten für Sie,
    überall auf der Welt.«
    »Ich hatte ja keine Ahnung …« Natürlich erreichten sie über ihr eigenes
    Postfach immer wieder E-Mails, die sie in ihrer Arbeit bestärkten und
    unterstützen oder auch kritisierten … aber eine solch große Zahl – direkt an den Heiligen Stuhl? Catherine war sprachlos.
    Zuneigung zeigte sich in Schwester Theas Gesicht, Zuneigung und
    Entschlossenheit. »Ganz gleich, was geschieht, ganz gleich, wie Sie sich entscheiden mögen, ob Sie den Orden nun verlassen oder nicht, Sie sind
    nicht allein. Ich wollte, dass Sie das wissen.«
    Catherine nahm mit der Franziskanerin wieder Platz an dem kleinen
    Tisch, trank Kaffee, aß Gebäck und sprach mit ihr, als wäre es die
    natürlichste Sache

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