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Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini

Titel: Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Thomas
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meine Frage nicht beantwortet«, hatte Ciban ungerührt
    gesagt. »Was ist Ihre Gabe? Einfach nur eine evolutionäre Besonderheit,
    ein Zufall, eine Mutation – oder ein Teil in Gottes Plan?«
    »Ich kenne Gottes Plan nicht, Eminenz. Aber muss das eine das andere
    ausschließen?«
    Ciban musterte sie beinahe milde. »Ob Sie es glauben oder nicht,
    Schwester, trotz Ihrer Gabe sind Sie gerade dabei, von der Wahrheit
    abzudriften.«
    »Dann kennen Sie Gottes Plan, Eminenz?« Sie sah Ciban direkt in die
    unerschütterlichen Augen und glaubte für eine Sekunde, ein Signal, ein
    ironisches Aufblitzen darin zu erkennen. Doch eine Sekunde darauf
    waren da nur wieder diese Kälte und Distanz.
    »Glauben Sie mir, es gibt Wahrheiten, die wollen selbst Sie nicht
    wissen.«
    Noch jetzt lief es Catherine eiskalt den Rücken hinunter, wenn sie an
    diese Sitzung zurückdachte. Was hatte Ciban mit diesem letzten Satz
    gemeint? War er als Drohung gedacht gewesen? Sie war sich nicht
    sicher. Es hatte so viel mehr hinter diesen Worten gestanden. Das hatte
    sie deutlich gespürt. Wenn der Kardinal allerdings geglaubt hatte, sie auf diese Art einschüchtern zu können, dann hatte er sich gründlich geirrt.
    Catherines Hauptstärke lag darin, dass sie als Autorin und baldige
    Exnonne ein sehr prominentes Opfer der modernen Inquisition war und
    dass die Weltpresse von ihrem Fall rege Notiz nahm. Die Zeiten der
    vollständigen Unterdrückung von Gedanken und Ideen war für die
    Kirche längst vorbei.
    Als sie den Vatikan durch das Sankt-Anna-Tor betrat, schob sie den
    Gedanken an den Prozess und Ciban erst einmal so gut es ging beiseite.
    Sie kramte ihren Passierschein hervor und schritt an den beiden
    Schweizer Gardisten und den Wachen der Vigilanza vorbei. Bis gestern hatte sie keine Ahnung gehabt, dass das vatikanische Internetbüro sich
    direkt im Apostolischen Palast befand. Es gab doch immer wieder
    Überraschungen. Nun war sie jedenfalls sehr auf Schwester Thea
    gespannt, denn angesichts der Umstände gehörte eine Menge Mut dazu,
    Catherine offiziell einzuladen.

11.

    Rom, Vatikan, Apostolischer Palast, Internetbüro

    Das Internetbüro des Vatikans befand sich drei Stockwerke unter den
    Päpstlichen Gemächern. Gleißendes Neonlicht fiel auf ein halbes
    Dutzend Schreibtische und dreimal so viele Rechner. Das leise Surren
    der Klimaanlage erinnerte Catherine an das Summen eines unsichtbaren
    Insektenschwarms. Eine schmale Gestalt erhob sich von einem der
    Rechner und kam durch einen engen Gang auf die Besucherin zu, eine
    Frau in brauner Kutte und schwarzem Schleier, wie Catherine sie noch
    vor kurzem selbst getragen hatte. Die Franziskanerin war die einzige
    Frau im gesamten Internetbüro.
    »Schwester Catherine, ich bin Schwester Thea. Ich freue mich, dass Sie
    gekommen sind.«
    Catherine reichte der Franziskanerin die Hand.«Ich danke Ihnen für Ihre
    freundliche Einladung. Ihre E-Mail hat mich, gelinde gesagt,
    überrascht.«
    Ein Lächeln huschte über Schwester Theas Gesicht. »Na ja, ich habe all
    Ihre Bücher und Schriften gelesen und wollte unbedingt mit der Autorin
    sprechen, bevor sie Rom wieder verlässt. – Möchten Sie Tee oder
    Kaffee?«
    »Kaffee bitte, wenn es Ihnen keine Umstände macht.«
    Schwester Thea drehte sich zu einem der jungen Männer um, der
    sogleich aufsprang, um frischen Kaffee zu besorgen. Dann wandte sie
    sich wieder Catherine zu. »In meinem Büro können wir ungestört
    reden.«
    Der Raum war schlicht eingerichtet. Ein Papstporträt und ein Jesus-Bild
    hingen an den Wänden und ein Kruzifix über der Tür, so dass die
    Franziskanerin es von ihrem hochmodernen Arbeitsplatz aus jederzeit im
    Blick hatte. Catherine setzte sich neben Schwester Thea auf eine alte,
    sehr bequeme Ledercouch, die aussah, als hätte sie bereits Pius XII.
    einen guten Dienst erwiesen. Die Tür ging auf, und der junge Pater kam
    mit einem Tablett herein, auf dem zwei schlichte Bürotassen sowie eine
    Kanne mit heißem Kaffee standen. Er setzte das Tablett auf dem
    Tischchen vor den beiden Frauen ab. Schwester Thea bedankte sich.
    »Milch, Zucker?«, fragte sie.
    »Nur Milch, bitte.« Catherine musterte die zierliche Person neben ihr.
    »Sie leiten das Internetbüro?«
    Schwester Thea schenkte ihnen beiden Kaffee ein und nickte. »Die Kurie macht Fortschritte, wenn auch zaghafte. Vor dreizehn Jahren hat man
    mich nach Rom berufen, und seither verbreite ich die Botschaften der
    universalen Kirche im Web. Seit fünf Jahren

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