Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini

Titel: Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Thomas
Vom Netzwerk:
erinnerte
    Catherine sich, ihn im Empfangssaal bei der Gruppe um Kardinal Monti
    gesehen zu haben.
    »Verzeihen Sie, Eminenz, ich wollte nicht stören«, sagte der Pater. »Ich wollte mir nur die von allen so gepriesene Kapelle des Hauses einmal
    ansehen.«
    Benelli nickte freundlich. »Monsignore, darf ich Ihnen Schwester
    Catherine Bell vorstellen.« Trotz seiner Freundlichkeit nahm Catherine
    ganz deutlich eine gewisse Dissonanz in dem Kardinal wahr, ausgelöst
    durch die Gegenwart des Paters. »Catherine, das ist Monsignore deRossi,
    einer der vielversprechendsten Mitarbeiter der Kongregation für die
    Bischöfe.«
    Also einer der Mitarbeiter Kardinal Gasperettis, schoss es ihr durch den Kopf.
    DeRossi reichte ihr die Hand und zeigte beim Lächeln seine perfekten
    Zähne. Was Catherine jedoch weit mehr faszinierte, war die deutlich
    sichtbare Narbe über dem einen Auge. Sie fragte sich, wieso die Narbe
    so schlecht verheilt war. Nichtsdestotrotz hatte der Monsignore ein
    äußerst ansprechendes Gesicht. Die schwarzen, kurz geschnittenen Haare
    verliehen ihm etwas Verwegenes. Nur mit seinen Augen stimmte etwas
    nicht. Für Catherines Empfinden waren sie auffallend gefühllos, beinahe
    wie die eines Hais.
    »Ihr Ruf eilt Ihnen voraus, Schwester Catherine«, sagte deRossi. »Ich
    hoffe, Sie können den Abend hier dennoch genießen.« Seine Stimme
    klang aufrichtig, wenngleich seine Augen etwas ganz anderes sagten.
    »Danke, Pater.« Catherine gelang ein Lächeln, das wenigstens so
    aufrichtig rüberkam wie das deRossis. »Sie werden es nicht bereuen, die
    Kapelle besichtigt zu haben. Es ist ein wirklich beeindruckender Ort.«
    Der Monsignore blickte von ihr zu Benelli und wieder zurück. Er nickte.
    »Davon bin ich überzeugt.«
    »Wenn Sie uns nun bitte entschuldigen wollen«, erklärte Benelli mit
    einem gelassenen Lächeln.
    Behutsam, aber dennoch zügig dirigierte er Catherine an deRossi vorbei.
    Die junge Frau spürte jenes Kribbeln in ihrem Innern, das sie sonst nur
    vor wichtigen Prüfungen und Auftritten überkam. Für einen Moment war
    es, als passierte sie eine unsichtbare Schranke, eine Tür, durch die es
    kein Zurück mehr gab. Sie spürte, wie deRossi ihr und Benelli
    nachblickte, bis sie um die Ecke bogen.
    Als sie den Aufzug betraten, kam Catherine nicht umhin zu sagen: »Es
    war Ihnen alles andere als recht, dass Monsignore deRossi dort unten
    aufgetaucht ist, oder?«
    »Tatsächlich läuft alles nach Plan«, erklärte der weißhaarige Mann
    beinahe amüsiert. Dann wurde er schlagartig ernst. »Es werden gleich
    ein paar merkwürdige Dinge geschehen, Catherine. Diese Dinge werden
    Ihnen noch absurder erscheinen als unser Gespräch. Doch ganz gleich
    was auch geschieht, haben Sie Vertrauen. Haben Sie vor allem Vertrauen
    in Ihre Gabe.«

16.

    Die nächsten beiden Stunden verliefen für Catherine nahezu friedvoll.
    Die Spitze der konservativen katholischen Bühne hatte der
    revolutionären Nonne nach und nach ihre Aufwartung gemacht,
    Catherine hatte wohl pariert, und damit hatte sich der konservative Mob
    vornehmlich zurückgehalten, von einigen kleineren Scharmützeln einmal
    abgesehen.
    Die junge Autorin lernte auf dem Empfang sogar einige ihrer
    E-Mail-Partner persönlich kennen. Martin Kreuz, ein Jesuitenpater,
    Rektor des römischen Priesterkollegs Germanicum et Hungaricum und
    Generalsekretär des Jesuitenordens, mit dem sie seit zweieinhalb Jahren
    einen kritischen, dafür jedoch umso fruchtbareren Austausch pflegte,
    erwies sich als ein sehr humorvoller Mann. Er hatte nicht nur Schwester
    Thea und Catherine in sein großes Herz geschlossen, sondern auch noch
    das große Buffet, von dem er kaum wich und wankte. Nein, er würde erst
    dann aufhören zu essen, wenn die Kirche genau das tat, was Jesus wollte.
    Schließlich näherte sie sich wieder der kleinen Gruppe, die aus Kardinal Bear, Schwester Thea, Ben und inzwischen auch einem gewissen Pater
    Luigi Thomas bestand. Letzterer arbeitete wie Ben für die Archive und
    hatte ganz offensichtlich ein Glas zu viel getrunken.
    »Wie ich gehört habe, wurden die Ermittlungen eingestellt.«
    »Davon weiß ich nichts«, sagte Ben, dem es sichtlich unangenehm war,
    dass Catherine Zeugin von Pater Thomas’ Entgleisung wurde. »Aber ich
    denke, das ist wohl auch eher eine Angelegenheit der Polizei.«
    Der Pater lachte, als würde er sich köstlich amüsieren.
    Ben blieb ruhig. »Sie haben zu viel getrunken, Luigi. Kommen Sie, ich
    werde Ihnen ein Taxi

Weitere Kostenlose Bücher