Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini
sie fest.
Ihr Begleiter schüttelte den Kopf. »Nicht in diesem Krieg, glaub mir.«
Catherine starrte ihn an, als hätte er gerade verkündet, dass er zu den
katholischen Fundamentalisten übergetreten sei. »Was für ein Krieg?«
»Du hast Kardinal Benelli doch gehört. Der Krieg zwischen Gut und
Böse. Der ewige Krieg zwischen den Mächten des Lichts und jenen der
Finsternis. Er tobt nicht nur in der Welt dort draußen. Er tobt auch im
Vatikan.«
»Hat Benelli sich deshalb …«
»… umgebracht?« Ben verlangsamte das Tempo. Der Regen wurde
immer dichter, aggressiver, und der Wind verstärkte sich. »Ich fürchte,
ja. Auch wenn ich keine Ahnung habe, was er damit bezwecken wollte.
Eines weiß ich aber ganz sicher: Er war ein integrer Mann. Einer der
wenigen Aufrechten.«
»Ich habe seine Aura gesehen, Ben«, sagte Catherine knapp.
»Wann?«
»In der Minute, bevor er gestorben ist. Ich habe eine solche Aura bisher nur ein einziges Mal wahrgenommen – bei Darius.«
Ben wagte trotz der schlechten Sicht einen kurzen Blick zu ihr hinüber.
»Dann muss es eine verdammt gute Aura gewesen sein.«
»Das auch. Aber da war noch mehr … die Auren waren wie –
Zwillinge.«
»Zwillinge?«
»Ja, irgendwie. Es ist schwer zu erklären. Natürlich waren Darius und
Benelli zwei völlig unterschiedliche Menschen, und dennoch … Ich habe
solch eine Übereinstimmung noch nie zuvor gesehen.« Nach einer
kurzen Pause fügte Catherine stirnrunzelnd hinzu: »Denkst du, das Lux
hat mit seinem Selbstmord zu tun?«
»Das Lux? Vermutlich nicht. Aber wenn es so wäre, wüssten wir
wenigstens, woran wir sind.«
»Wenn nicht das Lux, wer dann?« Catherine ließ nicht locker. »Das
Opus?«
»Ich habe keine Ahnung.«
Sie warf Ben einen skeptischen Blick zu. »Du musst doch wenigstens
den Hauch eines Verdachtes haben, so wie du dich auf dem Empfang
benommen hast.«
»Ich bin Archivar, kein Geheimdienstler, Catherine.«
Sie rückte ihren Sitz ein Stück weit zurück, damit ihre Beine mehr Platz hatten. »Dafür hat dich die Sache mit Kardinal Bear und Schwester Thea
aber ganz schön mitgenommen, außerdem wäre der Job eines Archivars
doch geradezu eine perfekte Tarnung, wenn man für den vatikanischen
Geheimdienst arbeitet.«
Ben seufzte. »Du weißt ebenso gut wie ich, dass es keinen vatikanischen
Geheimdienst gibt.«
»Keinen offiziellen, das stimmt. Was ist das für ein Fall, an dem du
gerade arbeitest? Wie es scheint, hast du von Darius’ Tod gewusst!«
Der peitschende Regen prasselte dermaßen hemmungslos auf die
Limousine, dass er die Scheibenwischer abzureißen drohte. Ben fuhr
noch langsamer, da die Straße nur noch schwer auszumachen war.
»Tut mir leid, Catherine. Du fragst den falschen Mann.«
Wie auf ein Stichwort tauchten hinter der nächsten Kurve erst ein
Warndreieck und kurz darauf die Rücklichter von Cibans schwerem
Mercedes auf, der in einem merkwürdigen Winkel abseits von der Straße
stand. Das taghelle Scheinwerferlicht von Bens Wagen beleuchtete eine
mächtige Eiche, die quer über der Fahrbahn lag und deren Äste sich
ihnen wie angespitzte Pfähle entgegenbogen. Cibans Benz stand nur
wenige Meter von dem Baum entfernt. Es grenzte an ein Wunder, dass
der Kardinal bei den schlechten Sichtverhältnissen nicht geradewegs
hineingefahren war.
Ben brachte den Wagen zum Stehen, und Ciban eilte durch das
Scheinwerferlicht wie ein unheimlicher Schatten auf sie zu. Als er das
Seitenfenster herunterließ, peitschte ihm der Regen wie ein Sturzbach ins Gesicht. Catherine spürte, dass Ciban sie ansah. Er wandte den Blick
abrupt von ihr ab und sagte zu Ben: »Ich brauche Ihr Warndreieck.« Die
Stimme des Kardinals war kaum zu verstehen. Der junge Geistliche
machte Anstalten auszusteigen. »Nein. Lassen Sie’s gut sein. Öffnen Sie
nur kurz den Kofferraum. Es reicht, wenn einer von uns beiden nass
wird. Informieren Sie lieber die Feuerwehr und den Abschleppdienst.«
Ciban verschwand hinter dem Wagen, kam mit dem Köcher in der Hand
wieder zum Vorschein und tauchte dann wie ein Trugbild in die
Dunkelheit ein, um das Warndreieck für den entgegenkommenden
Verkehr aufzustellen. Gerade als er zurückhastete und im Fond von Bens
Wagen Platz nahm, trafen Bear und Thea mit ihrem Fahrzeug ein. Ciban
musste nass bis auf die Knochen sein. Catherine reichte ihm eine
Packung Taschentücher, damit er sich wenigstens Gesicht und Haare
etwas trocknen konnte, was der Kardinal
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