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Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini

Titel: Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Thomas
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Hoffnung fast schon aufgegeben, dass sein
    Vorgesetzter das Treffen mit Seiner Heiligkeit in dieser Nacht
    irgendwann einmal beenden würde, und sich gerade angeschickt, den
    Umschlag mit dem Lux-Zwischenfall in die Innentasche seiner Soutane
    zu stecken, als die Tür zu den päpstlichen Privatgemächern regelrecht
    aufflog. Ciban fegte mit dem Handy am Ohr hinaus, als wäre der Teufel
    hinter ihm her.
    Ohne auch nur die geringste Notiz von Rinaldo zu nehmen – Ciban hätte
    Massini fast umgerannt –, hastete der Kardinal Richtung Flur und
    Aufzug und ließ zwei völlig verblüffte Monsignori im Vorzimmer
    zurück.
    Rinaldo schaffte es gerade noch, zu seinem Vorgesetzten aufzuschließen
    und in den Aufzug zu springen, als die Türen schon wieder zugingen.
    Ciban hatte das Handy noch immer am Ohr und schien in äußerst
    düsterer Stimmung zu sein.
    »Das interessiert mich nicht. Wenn Ihr Verein seine Leute nicht im Griff hat, ziehen Sie sich besser aus dem Geschäft zurück.«
    In seiner Stimme und seinen eisgrauen Augen lag etwas dermaßen
    Bedrohliches, dass Rinaldo sich in den hintersten Winkel der Kabine
    zurückzog, soweit das überhaupt möglich war. Ihm dämmerte, dass der
    Umschlag in der Innentasche seiner Soutane im Augenblick eine völlig
    untergeordnete Rolle spielte, auch wenn der Zwischenfall bedenklich
    war.
    »Hören Sie, wenn er stirbt, dann halte ich mich an Sie! War das
    deutlich?«
    Mit diesen Worten legte Ciban auf und schaltete das Handy ab. Sein
    Blick hatte Rinaldo zwar gestreift, doch der war sich nicht sicher, ob
    seine Gegenwart überhaupt bemerkt worden war. Kaum dass sie das
    Erdgeschoss erreicht hatten und die Aufzugstür weit genug
    zurückgefahren war, schoss Ciban auch schon auf den Gang hinaus. Die
    beiden Schweizer Gardisten, die dort Wache hielten, blickten ihm
    vollkommen entgeistert nach.
    Als die beiden Gardisten außer Hörreichweite waren und Rinaldo
    beinahe zu Ciban aufgeschlossen hatte, drehte der Kardinal sich plötzlich so abrupt um, dass der junge Priester in ihn hineinlief. Rinaldo wollte
    sich entschuldigen, doch der Präfekt hob die Hand, und er verstummte.
    »Ich könnte Ihre Hilfe gebrauchen, Monsignore. Und Ihr
    Stillschweigen.«
    »Worum geht es, Eminenz?«
    »Monsignore Hawlett ist bei seinen Ermittlungen einem von Kardinal
    Gasperettis Männern in die Quere gekommen.«
    Gasperetti? Das bedeutete unter Umständen eine äußerst gefährliche
    Konfrontation mit dem Lux Domini, und das war nicht gerade die Art
    von Arbeit, zu der Rinaldo sich berufen fühlte. Aber Ciban im Stich zu
    lassen kam ebenso wenig für ihn in Frage. Er holte tief Luft und nickte.
    »Was kann ich tun?«
    »Das erzähle ich Ihnen auf dem Weg. Wir haben keine Zeit zu verlieren.
    Es eilt.«
    Es eilte im wahrsten Sinne des Wortes. Sie rannten hinaus auf den
    Damasushof, wo Cibans Wagen stand. Rinaldo hatte kaum auf dem
    Beifahrersitz der schweren Limousine Platz genommen, als der Präfekt
    bereits das Gaspedal durchtrat. Bei der einen oder anderen Gelegenheit
    hatte Rinaldo sich schon gefragt, weshalb der Kardinal, im Gegensatz zu
    seinen Kollegen, nie die Dienste eines Chauffeurs in Anspruch nahm.
    Nun dämmerte ihm, weshalb. Nicht nur, dass Ciban dadurch
    unabhängiger war, er schien auch noch ein leidenschaftlicher und
    rasanter Autofahrer zu sein.
    Als der Wagen eine enge Kurve im höchstmöglichen Tempo nahm,
    bedachte Rinaldo den Kardinal mit einem kurzen Seitenblick. Der
    düstere Gesichtsausdruck seines Vorgesetzten verhieß nichts Gutes. In
    Augenblicken wie diesen erinnerte Ciban ihn mehr an einen Fürsten der
    Finsternis als an einen Fürsten des Lichts.
    Als sie Rom über die Via Flamini Nuova nach Norden verließen,
    dämmerte dem jungen Priester endlich, welches Ziel sein Vorgesetzter
    ansteuerte: Sie fuhren zurück zur Villa Benellis.

29.

    Als Massini in das päpstliche Schlafgemach zurückkehrte, blickte Leo
    ihn aus geröteten, völlig übermüdeten, aber auch völlig erstaunten Augen an. Offensichtlich hatte Cibans überstürzter Aufbruch den Papst ebenso
    überrascht wie ihn und Rinaldo.
    »Wie geht es Ihnen, Heiligkeit?«
    »Ich bin etwas müde, ansonsten geht es mir den Umständen
    entsprechend gut. Hat Seine Eminenz noch irgendetwas gesagt?«
    »Nein. Zumindest nicht mir gegenüber. Ich habe ihn noch nie so in Eile
    erlebt. Was ist passiert, wenn ich fragen darf?«
    »Ein überraschendes Telefonat. Mehr weiß ich nicht.« Leo legte sich in
    die Kissen

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