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Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini

Titel: Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Thomas
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entfernt, und Ben hatte sie ihm praktisch ins Haus geholt.
    »Mir reicht ein Glas Wasser«, sagte Ben. Catherine schloss sich dem
    Wunsch an.
    Ciban holte drei Gläser und schenkte frisches Wasser ein. Am Etikett
    erkannte Catherine, dass es Heilwasser aus Monterotondo war, einem
    wenige tausend Einwohner zählenden Ort, der zwischen Rom und der
    Villa Benellis lag.
    Der Präfekt wandte sich zunächst an Ben: »Mit Ihnen habe ich nach dem
    Telefonat mit Monsignore Rinaldo am allerwenigsten gerechnet. Wie
    fühlen Sie sich?«
    »Etwas benommen, aber es geht. Sicher hat Monsignore Rinaldo Sie auf
    die Dringlichkeit unseres – Anliegens hingewiesen.«
    Ciban stellte die Wasserflasche auf den Tisch und verteilte die Gläser.
    »Ich kenne zwar keine Einzelheiten, aber wie es aussieht, scheint es mir vor allem«, damit wandte er sich mit seinen hellen, unergründlichen
    Augen Catherine zu, »das Anliegen Ihrer Begleiterin zu sein. Womit
    kann ich Ihnen behilflich sein, Schwester?«
    Catherine zögerte. Mit einem Mal erschien ihr das, was sie zu sagen
    hatte, völlig absurd. Erst recht in Gegenwart dieses Mannes. Überdies
    würde sie dem Präfekten der Glaubenskongregation mit ihrer
    Offenbarung noch mehr Munition für das gegen sie laufende Verfahren
    liefern. Sie spürte, wie Ben neben ihr leicht unruhig wurde. Ciban nahm
    einen Schluck Wasser und wartete. Er schien die Geduld in Person.
    Schließlich reichte er ihnen ihre Wassergläser. »Trinken Sie. Wenn es
    mir hilft, dann hilft es Ihnen vielleicht auch. Außerdem möchte ich Ihnen versichern, dass das, was Sie mir jetzt sagen werden, absolut vertraulich behandelt wird.«
    Catherine setzte das Glas an die Lippen, und tatsächlich fühlte sie sich kurz darauf ein wenig besser. Sie atmete tief durch. Dann ließ sie die
    Katze aus dem Sack. »Es geht um einen Traum, Eminenz.«
    Ciban verzog keine Miene, sondern blieb bewegungslos sitzen und sah
    sie an. »Und?«, fragte er schließlich, als Catherine weiterhin stumm
    blieb.
    »Und um Seine Eminenz Kardinal Benelli«, fuhr sie langsam fort. Dabei
    kam sie sich total idiotisch vor. Wie erklärte man einem
    Außenstehenden, dass man praktisch eine Art Mittler zwischen Diesseits
    und Jenseits war? Spätestens wenn sie von der »Mission« zu sprechen
    anfing, die Benelli ihr aufgetragen hatte, würde der Präfekt sie
    schnappen und in hohem Bogen aus dem Palast der Inquisition werfen.
    Ciban verharrte reglos.
    Catherine holte tief Luft und trank noch einen Schluck Quellwasser.
    »Kardinal Benelli ist mir letzte Nacht in einem sehr lebendigen Traum
    erschienen. Er hat mir erklärt, wie wir Seine Heiligkeit vor den Folgen
    weiterer Anschläge bewahren können.«
    Eine Weile blieb es absolut still. Ben schien überhaupt nicht mehr zu
    atmen, und Ciban saß da wie eine römische Statue.
    »Erzählen Sie mir von Ihrem Traum«, ermutigte der Präfekt sie sanft, als sie weiterhin schwieg. »Jede Einzelheit. Was genau hat Kardinal Benelli
    Ihnen in dem Traum gesagt?«
    »Sie halten mich nicht für – verrückt?«, fragte Catherine überrascht und vorsichtig.
    »Ich muss zugeben, dass ich ein wenig irritiert bin, aber ich weiß auch, dass Pater Darius Ihnen absolutes Vertrauen entgegengebracht hat.
    Erzählen Sie mir also ruhig mehr.«
    Wieder war es eine Weile völlig ruhig.
    »Nur Mut«, sagte Ben.
    Catherine gab sich einen inneren Ruck, fing an zu erzählen und wurde
    die Bürde wenigstens bis zu einem gewissen Grad los, da sie diese nun
    mit jemandem teilen konnte.
    Ciban lehnte sich in seinem Sessel zurück, schloss die Augen und schien
    jede einzelne Silbe, die sie von sich gab, in sich aufzunehmen. Er
    unterbrach sie kein einziges Mal. Erst jetzt fiel ihr auf, dass der Präfekt sie während der gegen sie laufenden Verhandlungen zwar hart
    rangekommen, ihr jedoch nie das Wort abgeschnitten hatte. Im Grunde
    hatte er vor allem dagesessen, zugehört und die Argumente und
    Gegendarstellungen Catherines und der Mitglieder des Gerichtshofes auf
    sich wirken lassen. Selbst als er sich geäußert hatte, hatte er sich kein einziges Mal für oder gegen sie ausgesprochen. Nichtsdestotrotz war er
    bekannt für seinen Dogmatismus.
    Erst als Catherine geendet hatte – den Teil über Golgatha hatte sie
    vorsichtshalber weggelassen –, öffnete er wieder die Augen, saß eine
    Weile stumm da, starrte auf die Wasserflasche und dachte nach.
    Kurz ging Catherine der Gedanke durch den Kopf, dass ihr vorher nie
    aufgefallen war, wie attraktiv

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