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Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini

Titel: Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Thomas
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den Fund an. Natürlich konnte er die Sprache, in der die
    uralten Worte verfasst waren, nicht verstehen. »Ich habe keine Ahnung,
    Eminenz. Aber wenn ich mir die Qumran-Funde in Erinnerung rufe,
    würde ich sagen, irgendwo aus dem ersten bis dritten Jahrhundert nach
    Christus.«
    »Gar nicht mal schlecht, Marc«, sagte Monti im Plauderton. »Tatsächlich
    hat eine C-Vierzehn-Analyse ergeben, dass diese Rollen aus dem ersten
    Jahrhundert nach Christus stammen. Ein Beduinenhirte hat sie im achten
    Jahrhundert in einer der Höhlen des Toten Meeres gefunden. Diese
    Rollen haben jedoch nicht das Geringste mit den Qumran-Funden zu
    tun.« Monti holte den schwarzen Lederband aus dem Schrank und legte
    ihn auf den freien Platz neben den Schriftrollen. »Tatsächlich gehörten
    diese Texte ins Neue Testament.« Er trat beiseite, damit Ciban das Buch
    selbst begutachten und öffnen konnte. Der Lederband beinhaltete die
    Übersetzung in Latein.
    Der greise Kardinal beobachtete, wie sein Kollege beim Anblick des
    Titels fragend eine Augenbraue hob. Das Buch der Taten ? Natürlich kannte Ciban die Apostelgeschichte des Lukas. Enthielten diese
    Schriftrollen etwa das Original? Er schlug die erste Seite auf, dann die zweite, blätterte weiter, während Monti auf einem nahen Stuhl Platz
    nahm und schwieg. Die Zeit verlor ihre Bedeutung. Ciban las und las
    und blickte nicht ein einziges Mal von den Seiten auf. Als er sein
    Studium fürs Erste beendet hatte, hielt er den Blick gesenkt, als
    konzentriere er sich auf irgendetwas, das zwischen den Zeilen stand. Als er schließlich zu Monti hinübersah, war sein Gesicht ausdruckslos.
    Der alte Präfekt erhob sich von seinem Stuhl und kam langsam zum
    Lesetisch zurück. Nur zu gut erinnerte er sich, wie er sich selbst bei der Einweihung gefühlt hatte. Von einer Stunde zur nächsten war ein
    Großteil seines christlichen Weltbilds gekippt.
    Ciban schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Eminenz, aber das glaube ich
    nicht. Das ist nichts weiter als ein übler Scherz.«
    Noch ehe Monti etwas entgegnen konnte, erklärte eine leise und
    gelassene Stimme vom Eingang her: »Es ist kein Scherz, Marc. Und ein
    übler Scherz ist es schon gar nicht.«
    Beide Kardinäle drehten die Köpfe. Seine Heiligkeit Papst Leo hatte den
    halbdunklen Raum betreten und kam nun langsam auf sie zu.
    »Aber ich verstehe Ihren Zweifel in diesem Moment«, fuhr Leo fort.
    »Ich wollte es selbst nicht glauben.«
    Der Papst zog den päpstlichen Siegelring vom Finger und legte diesen zu
    den Rollen und dem Buch auf den Tisch. Neben dem Namen des
    amtierenden Papstes und dem Fisch war auch der Apostel Petrus darauf abgebildet, der erste Papst.
    »Du bist Petrus, und auf diesen Fels will ich meine Kirche bauen«, stand rundherum in lateinischen Lettern in der Kuppel des Petersdoms.
    Bis Mitte des neunzehnten Jahrhunderts war der Fischerring zur
    Besiegelung päpstlicher Schreiben verwendet worden. Leos Vorgänger
    Innozenz hatte diese traditionsreiche Verwendung während seines
    Pontifikats wieder eingeführt. Der Ring wurde dem neuen Papst nach
    dem Konklave überreicht und nach dessen Tod vor den Augen der
    anwesenden Kardinäle vom Kardinalkämmerer mit einem Silberhammer zerschlagen. Zuvor hatte der Kardinalkämmerer noch die päpstlichen
    Gemächer aufgesucht und dort den Schrank mit den Geheimdokumenten
    versiegelt, die niemand außer dem neuen Kirchenoberhaupt lesen durfte.
    Jeder Papst erhielt seinen eigenen Ring, sein eigenes Siegel, denn damit war ausgeschlossen, dass während der Sedisvakanz jemand die geheimen Dokumente öffnete und erneut versiegelte oder gar nachträglich
    Veröffentlichungen im Namen des toten Papstes in Umlauf kamen.
    Seit seiner Einweihung durch Papst Innozenz wusste Monti, dass dieser
    Ring für etwas noch viel Größeres stand.
    »Wie kann ich Ihren Zweifel zerstreuen?«, fragte Leo.
    Ciban kam sofort zur Sache. »Indem Sie mir die Namen aller
    Eingeweihten mitteilen, Heiligkeit.«
    Monti musste ein hysterisches Lachen unterdrücken. Gewiss doch, so
    hätte Ciban gleich allen auf einmal den Prozess machen können, Leo,
    ihm und Leos Kongregation. Tatsächlich war Montis Reaktion bei seiner
    eigenen Einweihung eine ganz ähnliche gewesen.
    Leo schüttelte den Kopf und sagte: »Sie stehen vor den Originaltexten
    der wahren Apostelgeschichte. Sie haben die Zeilen gelesen und wissen
    nun, dass ich Ihnen die Namen nicht nennen kann.«
    Ciban stand da wie aus Stein und entgegnete nichts. Dafür

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