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Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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dritten Mal hat
     mich das Schicksal in den letzten vier Jahren hierhergeführt, dachte er. Bei Striegau bin ich Scharley begegnet, in Striegau
     habe ich ihn so richtig in Aktion erlebt, als er diesen drei Stutzern eine Lektion erteilt hat. Das war im Sommer 1425.   Das zweite Mal war ich vor vier Monaten vor Striegau, im Februar, am Aschermittwoch, als die Bombarden und Geschütze der Waisen
     Kugeln und Brandgeschosse in die Stadt schickten, die Spuren dieses Wütens sind immer noch zu sehen. Von Striegau aus bin
     ich losgeritten, um Jutta in Breslau zu suchen
. . .
«
    »Ich habe Jutta in Breslau gesucht.« Er wandte sich an die neben ihm reitende Rixa. »Ich habe sie in Münsterberg gesucht,
     in Weißkirchen, in Strehlen, in Nimptsch, in Ohlau. Ich habe es mit Magie versucht, vergebens. Was nun? Wohin reiten wir?
     Was für Pläne verfolgen wir?«
    »Ähnlich wie du«, Rixa Cartaphila de Fonseca wandte sich, im Sattel sitzend, ihm zu, »habe ich auch mit Münsterberg begonnen.
     Ich kannte Herzog Johanns Gewohnheiten. Meistens ließ er die Mädchen gefangen nehmen, um sich dann an ihnen zu vergehen, aber
     er machte deswegen nicht gern lange Wege. Wenn man um Münsterberg in der Entfernung von etwa einer Meile einen Kreis gezogen
     hätte, hätte man Jutta de Apolda in spätestens zwei Tagen in einer Burg oder in einem Kloster finden müssen, wo sie wie Rapunzel
     aus einem Fenster nach ihrem Märchenprinzen Ausschau gehalten hätte. Aber die Inquisition ist dem Märchenprinzen zuvorgekommen.
     Sie haben Rapunzel entführt, und nun kannst du sie suchen wie eine Stecknadel im Heuhaufen
. . .
«
    Er sah sie an, und sein Blick schien vielsagend zu sein, denn sie wurde gleich wieder ernst.
    »Magie hilft dir nicht weiter«, meinte sie, »wenn ein Schutzzauber verwendet wurde. Epressung und Bestechung sind geeignete
     Methoden, aber nicht bei so einem Feigling und Schuft wie Pater Felician. Aber gräme dich deswegen nicht. Es gibt auch noch
     andere Methoden. Wir befinden uns, wie du bemerkt haben dürftest, auf dem Weg nach Jauer. In Jauer werden wir jemanden aufsuchen,
     der für gewöhnlich gut informiert ist, und wir werden versuchen, ihn so weit zu kriegen, uns diese Information mitzuteilen.
     Aber erst morgen. Wichtig ist, dass wir am frühen Morgen vor Ort sind. Ich möchte aber nicht in Jauer übernachten, dort schnüffeln
     mir die Spitzel zu arg in den Wirtschaften herum. Wir kehren in Groß-Rosen im ›Storchen‹ ein, um dort zu übernachten, da ist
     es sicher, und auch die Zahl der Flöhe ist überschaubar. Halt mal an. Ich muss dich informieren. Und vorwarnen.«
    »Ich höre.«
    »Wir geben uns als Handelsreisende aus, die erregen keinen Verdacht und kein Aufsehen. Solange sie sich normal verhalten.
     Wie es Handelsreisende tun.«
    »Das heißt?«
    »Im Gasthaus nehmen sie ein Zimmer mit einem Bett. Es geht um die Kosten. Meistens.«
    »Ich verstehe. Und wovor wolltest du mich warnen?«
    Rixa lachte laut auf.
     
    Der Gastwirt vom »Storchen« begrüßte die beiden ohne den geringsten Zweifel und ohne mit der Wimper zu zucken als Handelsreisende,
     was Reynevans Verdacht, dass Rixa Tarnzauber und empathische Magie anwandte und mit Sicherheit auch über Amulette vom Typ
     des Pantaleon verfügte, verstärkte. Ohne irgendwelche Einwände des Wirts und für einen keinesfalls überhöhten Preis bekamen
     die »Handlungsreisenden« eine kleine Kammer unterm Dach, deren Mobiliar aus einem Schemel und einem Bett bestand. Rixa zog
     ohne zu zögern ihr Wams und ihre Stiefel aus, testete den Strohsackund legte sich hin, auf den Rücken, mit einer Handbewegung lud sie Reynevan ein, den Platz neben sich einzunehmen.
    Sie lagen nebeneinander, ohne sich zu bewegen. In der Wand nagte ein Holzwurm. Auf der Sturzdecke raschelten und nagten die
     Mäuse. Rixa Cartaphila de Fonseco räusperte sich laut. »Das ist gefährlich«, sagte sie dann, während sie zur Decke sah. »Zwei
     Personen unterschiedlichen Geschlechts in einem Bett. Da ist eine große Sünde zu erwarten. Und noch schlimmer, eine ungewollte
     Schwangerschaft. Wie gut, dass wir davon nicht betroffen sind. Wir sind in Sicherheit. Uns schützt das Gesetz.«
    »Wie bitte?«
    »Wenn ein Jude bei der Sünde mit einer Christin erwischt wird, schneidet man ihm das Schwänzchen ab und sticht ihm ein Auge
     aus. Ein Christ, der mit einer Jüdin schläft, setzt mehr aufs Spiel. Ihm droht eine Anklage wegen
bestialitas,
wegen Wollust
contra naturam.
Dafür ist

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