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Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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schönen Geschlecht wird er mit
     Beachtung belohnt. Und sie werden dich am Ende erwischen, mein Junge. Auch die Magie, mit deren Hilfe du dich verbirgst, wird
     dich nicht schützen können, gegen die Magie gibt es Mittel, und wenn man dich richtig ansieht, erblickt man unter der Maske
     dein wahres Gesicht. Wenn sie dich auf der Straße erkennen, werden sie Selbstjustiz üben und dich massakrieren. Oder sie nehmen
     dich lebendig gefangen und schleppen dich zum Scheiterhaufen. Es wird so kommen, jeder Tag, den du in Breslau weilst, bringt
     dich unweigerlich diesem Augenblick näher. Antworte mir also, Hand aufs Herz, wenn du kannst: Macht das Sinn?«
    »Es macht Sinn.«
    »Ich verstehe.« Jetzt war Allerdings an der Reihe, eine Zeit lang zu schweigen.
    »Alles klar. Zur Errettung einer in Gefahr schwebenden Jungfrau gehen wir jedes Risiko ein. Begehen wir jede Verrücktheit.
     Sogar eine, die gar nichts bringt.«
    »Die gar nichts bringt?«
    »Ich habe unsere Zielperson verfolgt und sie dabei ein wenig näher kennengelernt. Ihren Charakter. Und ich sage dir, was ich
     mir denke: Du erreichst bei dem nichts. Entweder der Typ verrät dich und liefert dich aus, oder er belügt dich, führt dich
     hinters Licht und schickt dich auf die Suche nach deiner Jutta ins Nirgendwo.«
    »Es liegt an uns«, Reynevan senkte den Blick nicht, »ihn dahin zu bringen, dass er Angst davor hat, so etwas zu tun.«
    »Das ist zu bewerkstelligen.« Zum ersten Mal seit sie begonnen hatten, miteinander zu sprechen, lächelte Allerdings. »Gut,
     was ich zu sagen hatte, habe ich gesagt, jetzt wollen wir rasch zu den Einzelheiten übergehen. Ohne Zeit zu verlieren: Gestützt
     auf die Hinweise von Kanonikus Beess, habe ich erfahren, was ich wissen wollte. Ich weiß, wo, ich weiß, wann, und ich weiß
     auch, wie. Ich weiß aber auch, dass wir es ohne Hilfe nicht schaffen. Wir brauchen dazu unbedingt noch einen Mann. Und zwar
     nicht deinen Apotheker, denn das, was wir vorhaben, ist nichts für einen Apotheker. Jeden Augenblick wird hier ein gewisser
     Jasio Kminek erscheinen. Du hast selbst gesagt, wir müssen es schaffen, dass unser Kunde sich fürchtet. Und Jasio Kminek ist
     ein hervorragender Spezialist. Ein wahrer Virtuose, wenn es darum geht, jemandem die Zähne einzuschlagen.«
    »Wozu dann«, Reynevan zog die Augenbrauen hoch, »dein ganzes Herumgerede? Wo du doch wusstest, dass ich nicht aufgeben werde?
     Sonst hättest du doch wohl nicht diesen Virtuosen engagiert?«
    »Ich hielt es für meine Pflicht, mit dir zu reden. Und vorausschauend handeln kann ich auch.«
     
    Jasio Kminek war ein hochgewachsener Bursche, mehr als sieben Fuß groß, ein wahrhafter Riese. Der Riese begrüßte sie, trank
     sein Bier und rülpste. Er gab sich alle Mühe, wie ein dümmlicher Einfaltspinsel zu erscheinen. Aber seine Art zu sprechen
     verriet ihn. Und das intelligente Funkeln in seinen Augen, wenn er zuhörte.
    »Wir werden also in der Nähe von St. Mauritius arbeiten«, stellte er fest, nachdem er sich alles angehört hatte. »Geht es
     um den Wallonen? Ich leg’ mich nicht gern mit einem Magier an.«
    »Du wirst dich mit ihm nicht anlegen.«
    »Nasse Arbeit?«
    »Eher nicht. Du wirst höchstens jemanden verprügeln müssen.«
    »Schwer? Mit bleibenden Schäden?«
    »Nicht ausgeschlossen.«
    »Klar. Mein Preis ist eine Viertelsilbermark. Oder das Äquivalent in einer beliebigen Währung. Einverstanden?«
    »Einverstanden.«
    »Wann soll die Arbeit getan werden? Ich bin ein arbeitsamer Mann
. . .
«
    »Das wissen wir. Und ein Virtuose.«
    »Ich arbeite in einer Bäckerei«, sagte Jasio Kminek, jedes Wort betonend. »Ich muss mir für die bestimmte Zeit freinehmen.
     Daher frage ich. Wann?«
    »In drei Tagen«, antwortete Allerdings. »Am Dienstag. Dann ist Vollmond. Unser Kunde bevorzugt die Dienstage und hellen Nächte.«
     
    Der an den Pfeiler gepresste Pater Felician seufzte, stöhnte und jammerte. Langsam kehrte das Gefühl in seine Beine zurück,
     immer stärkere Schmerzen lösten die Erstarrung ab. Schmerzen, die so groß waren, dass sie das Bewusstsein trübten. Nur mit
     Mühe nahm er wahr, begriff er, was man ihm sagte. Sein über ihm emporragender Angreifer mit seinem so verdammtnichtssagenden Gesicht musste alles noch einmal sagen. Es war ihm anzusehen, wie wütend ihn dies machte.
    »Die Inquisition«, zischte er, »hat ein Mädchen entführt und hält es an einem geheimen Ort gefangen. Fräulein Jutta de Apolda.
     Du sollst

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