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Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Halluzinationen. Der Wald der Zisterzienser, die Wahnsinnskavalkade,
     die schwarzen Reiter, die
»Adsu
mus

schrien. Der leichenblasse Ritter mit den wilden Augen am Erbsberg, der wie ein Dämon brüllte. Die nächtliche Jagd im Wald
     bei der Burg Troský
. . .
    Sein eigener Bruder Peterlin erstochen, von Schwertern durchbohrt.
    Aber der, der zugestochen hatte, einer von denen, die Peterlin ermordet hatten, lag ganze zehn Schritte von ihm entfernt,
     auf der anderen Seite des Feuers, unter einer Pferdecke, wo erhustete und schniefte. Unter den aufmerksamen Blicken der beiden Mähren, denen Horn die Aufsicht über ihn anvertraut hatte.
    Aufsicht? Vielleicht war das eine Schutzmaßnahme?
    Sie machten sich am frühen Morgen wieder auf den Weg. In eher trübsinniger Stimmung, zu der das Wetter so ganz und gar nicht
     passen wollte – seit dem frühen Morgen strahlte die Sonne, und nachmittags gegen drei wärmte sie schon recht angenehm. Der
     Frühling 1429 kam zeitig.
    Unterwegs war Reynevan demonstrativ auf sichere Distanz bedacht und wandte den Kopf ab, sooft Horn zu ihm herübersah. Horn
     hatte ziemlich schnell genug von dieser Kundgebung.
    »Verdammt noch mal, hör endlich auf mit diesem Unsinn«, beschwor er ihn. »Es ist nun mal so, wie es ist, du änderst nichts.
     Also gewöhn dich daran. Und nimm es hin.«
    »Dass dort drüben der Mörder meines Bruders, der Kerl, der mich letzte Nacht umbringen wollte, seelenruhig auf seinem Rappen
     dahinreitet und vor sich hin hustet, als wäre nichts geschehen? Obwohl er am nächsten kahlen Ast baumeln sollte?« Der nur
     wenige Pferdelängen vor ihnen reitende Kranke – der schwarze Reiter, Bruno Schilling, Reynevan konnte sich noch immer nicht
     entscheiden, wie er ihn nennen sollte – schien zu spüren, dass von ihm die Rede war, denn er schielte hin und wieder heimlich
     zu ihnen herüber. Die beiden Mähren ließen ihn nicht aus den Augen.
    »Wie ich sehe, hast du ihnen befohlen, die Armbrüste bereitzuhalten«, bemerkte Reynevan spitz. »Das ist zu wenig, Horn, zu
     wenig. Einmal habe ich dabei geholfen, einen von ihnen zu töten. Vier Bolzen, jeder bis zum Anschlag, waren nötig, bis er
     fiel.«
    »Danke für den Hinweis. Aber überlass das mir. Ich weiß schon, was ich tue.«
    »Wenn du das wirklich wissen würdest, wenn du ihn als Gefangenen zum Verhör bringen würdest, hättest du ihn fesselnund in einem verschlossenen Packwagen transportieren lassen, genau so, wie sie uns vor einigen Tagen zum Austauschort transportiert
     haben. Aber du bist besorgt um ihn, du bemühst dich um ihn. Das ist ein Mörder. Ein Assassine, eine willenlose Maschine, die
     auf Geheiß mordet. Die Todesrotte, die Schlesien terrorisiert! Wie viele Menschen sie umgebracht haben, kann man schon gar
     nicht mehr zählen. Es waren alles unsere Leute, Leute, die unserer Sache ergeben waren. Und du, obwohl du das genau weißt,
     lässt ihn noch nicht einmal fesseln.«
    »Reynevan«, erwiderte Horn ernst, »der Krieg dauert an. Wir sind auf allen Seiten daran beteiligt. Dies ist kein gewöhnlicher
     Krieg. Dies ist ein Religionskrieg, so etwas hat es bisher noch nicht gegeben. Ein Religionskrieg unterscheidet sich von anderen
     Kriegen dadurch, dass Leute auf beiden Seiten oft die Religion wechseln. Heute Hussit, morgen Papist, heute Katholik, morgen
     Anhänger des Kelches. Ein Beispiel dafür hat sich dir gestern gezeigt in der Person des Johann von Krawař. Herr Johann war
     einer der härtesten Feinde des Kelches und der Ideen von Hus, gemeinsam mit Przemko von Troppau und dem Bischof von Olmütz
     hat er in Mähren eine Bastion des kämpfenden Katholizismus gebildet, die Hussiten, die er verbrennen oder an einem dürren
     Ast hat aufhängen lassen, könntest du gar nicht mehr zählen. Und heute? Er hat die Religion und die Fronten gewechselt. Der
     Kelch und Tábor haben dank dieses Wechsels einen mächtigen Verbündeten gewonnen. Und du selbst hast deine Freiheit wiedererlangt
     und dein Leben gerettet. Alles in allem hat unsere Sache einen Vorteil davon. Wir führen einen Religionskrieg. Fanatismus
     und zelotischen Eifer aber überlass den Massen, die wir in den Kampf schicken. Wir, die Männer, die zu Höherem bestimmt sind,
     sollten den weiteren Horizont haben. Pragmatismus, mein Junge. Pragmatismus und Praktizismus.«
    »Sollte ich hierin etwa eine Parallele erblicken? Der dort, wie heißt der gleich
. . .
«
    »Bruno Schilling. Du hast mich doch sofort richtig

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