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Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Idee.«
    Houžvička und die Waffenknechte rissen die Augen auf. Scharley stand auf und setzte sich zu ihnen.
    »Prag ist erledigt«, erklärte er, jedes Wort theatralisch betonend. »Unruhen, Aufruhr, Straßenkämpfe. Kein Tag ohne Schläge
     und Schießereien. Da kann man als Unbeteiligter leicht was abbekommen, oho!«
    Samson Honig, der sich nun auch dazugesetzt hatte, bestätigte jeden Satz mit einem energischen Nicken.
    »Warum geht Ihr dann nach Prag?«, fragte der Demerit weiter. »Das macht doch keinen Sinn. Ich an Eurer Stelle würde nicht
     dorthin gehen. Und Ostern steht vor der Tür. Wo wollt Ihr denn die Auferstehung des Herrn feiern, wo das geweihte Mahl einnehmen
     und wo das Osterei teilen? Etwa im Straßengraben?«
    »Worum geht’s euch, he?«, brauste Houžvička auf.
    »Um Euch.« Scharley lächelte immer noch, und Samson nickte immer noch. »Um Euer Wohlergehen, Brüder in Christo. Ich rate Euch,
     kehrt nach Hause zurück. Und sagt nicht, dass Eure Pflicht Euch dies nicht erlaubt. Von Eurer Pflicht, das heißt von diesem
     Jüngling hier, entbinde ich Euch gern. Ich kaufe ihn Euch ab. Für dreißig ungarische Dukaten.«
    Mit einer raschen Bewegung zog er die Geldkatze von seinem Gürtel und warf eine Handvoll Goldmünzen auf den Tisch. Zahradil
     hätte sich beinahe verschluckt. Den anderen fielen fast die Augen aus dem Kopf. Houžvička schluckte laut. »Wiiieee?«, stieß
     er schließlich hervor.
    »Wiiee? Waaas? Ihr wollt deen
. . .
ihr wollt deen
. . .
«
    »Aber sicher will ich den.« Scharley spitzte kokett die Lippen und strich sich mit einer zarten Geste das Haar aus der Stirn.
     »Grad den möchte ich haben. Ich möchte ihn kaufen. Er ist so ganz nach meinem Geschmack. Ich mag diese hübschen Jungs, besonders
     Blondschöpfe
. . .
Was siehst du mich so seltsam an, Bruder? Hast du etwa Vorurteile? Bist du vielleicht nicht tolerant?«
    »Zum Teufel!«, brüllte Houžvička. »Was wollt ihr denn? Geht weg! Kauft euch eure Jungs woanders! Hier gibt’s nichts zu kaufen!«
    »Vielleicht«, Samson lächelte schief wie ein Kretin, schnäuzte sich in die Finger und wischte den Rotz am Ärmel ab, zog dann
     einen Becher und Würfel hervor und legte sie auf den Tisch, »vielleicht wollt ihr ja bei einem Glücksspiel mitmachen?Wollen wir spielen? Den Jüngling dort gegen die dreißig Dukaten hier? Ein Wurf entscheidet. Ich fange an.«
    Die Würfel rollten über den Tisch.
    »Zwei Augen und ein Auge.« Samson las die Augenzahl ab und spielte den Bekümmerten. »Drei Punkte. Ei, ei
. . .
Oh, oh
. . .
Ich hab’ wohl verloren, alles verloren
. . .
Ach, bin ich dumm
. . .
Ihr seid dran. Würfelt.«
    Der breit und fröhlich grinsende Zahradil streckte schon die Hand nach den Würfeln aus, aber Houžvička schlug ihm auf die
     Finger.
    »Lass das, verflucht noch mal!«, brüllte er mit drohender Miene. »Und ihr, meine Herren, macht euch hier fort! Mit euern Dukaten!
     Euch hat der Teufel hergeschickt! Und zum Teufel mit euch!«
    »Beug dich mal zu mir herüber«, sagte Scharley gedehnt, »ich hab’ dir was zu sagen.«
    Keiner, der auch nur ein bisschen Grips im Kopf hatte, hätte auf ihn gehört. Houžvička aber tat es. Er beugte sich vor. Scharleys
     Faust traf ihn am Kinn und fegte ihn von der Bank. Im selben Moment streckte Samson Honig seine mächtigen Arme aus, packte
     zwei der Eulenberger Waffenknechte beim Schopf und drückte ihre Köpfe auf die Tischplatte nieder, dass das Geschirr in die
     Höhe sprang. Smetiak bewies Geistesgegenwart, riss eine Lindenholzschüssel vom Tisch und haute sie dem Riesen aus Leibeskräften
     an die Stirn. Die Schüssel zerbrach in zwei Hälften. Samson blinzelte.
    »Gratuliere, guter Mann«, sagte er. »Du hast es geschafft, mich richtig wütend zu machen.«
    Er hieb Smetiak die Faust auf den Kopf. Mit erschütterndem Erfolg. Währenddessen fegte Scharley mit einem prächtigen Kinnhaken
     Zahradil unter den Tisch, verteilte unter den anderen, die gerade versuchten, wieder aufzustehen, ein paar kräftige Fußtritte,
     die sie genau in den Schritt, gegen den Bauch und am Hals trafen. Reynevan sprang auf den sich vom Boden erhebenden Houžvička.
     Houžvička riss sich los und stieß ihmden Ellenbogen genau gegen das verletzte Ohr. Reynevan wurde es vor Schmerz und Wut dunkel vor Augen. Er drosch mit der Faust
     auf Houžvička ein und setzte nach, einmal, zweimal, dreimal
. . .
Houžvička ging mit dem Gesicht nach vorn zu Boden. Zahradil und zwei andere Knechte

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