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Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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es ganz
     schlimm geworden. Und verdammt gefährlich. Ein wahrhaft brodelnder Vulkan, sage ich dir. Es ging um die Verhandlungen Prokops
     mit Sigismund von Luxemburg
. . .
«
    »Prokop will sich mit dem Luxemburger einigen?«
    »Jawohl. Es ist sogar von Frieden die Rede und von der Anerkennungdes Luxemburgers als König von Böhmen. Bedingung dafür ist, dass er sich zu den Vier Prager Artikeln bekennt und die Säkularisierung
     der Kirchengüter akzeptiert. Darauf wird sich Sigismund nicht einlassen, das ist klar, und dieses Abkommen brechen. Prokop
     weiß das natürlich, er hat nur auf den Verhandlungen bestanden, um zu zeigen, dass der Luxemburger und die Katholiken die
     Aggressoren sind, die Krieg wollen und keinen Frieden. Das ist ganz klar, allerdings nicht allen. Die Angelegenheit hat Prag
     ziemlich tief gespalten. Die Altstadt befürwortet die Verhandlungen, ruft nach Einigung und nach Sigismund als König von Böhmen.
     Die Neustadt will davon nichts hören. Die Prediger gießen von ihren Kanzeln aus noch Öl ins Feuer. In Maria Schnee bezeichnen
     sie den Luxemburger als ›babylonischen König‹ oder ›Erzschelm‹ und rufen dazu auf, mit den ›Toleranzlern und Verrätern‹ abzurechnen.
     In der Altstadt, bei der Jungfrau Maria vor dem Teyn, hingegen rufen sie dazu auf, die ›Fanatiker und Radikalen‹ auszurotten.
     Alles in allem ist Prag in zwei feindliche Lager geteilt.«
    »Das St.-Gallus-Tor, das Obere Tor und das Poříčí-Tor sind verrammelt, die Straßen mit Spanischen Reitern und Ketten verbarrikadiert.
     Tag und Nacht knallen Büchsen, fliegen Kugeln, zischen Bolzen, regelmäßig kommt es zu Kämpfen, danach schäumt das Blut in
     den Rinnsteinen. Beide Seiten veranstalten regelrechte Treibjagden auf Verräter, und unglaublich schnell gilt man als ein
     solcher. Es war allerhöchste Zeit, sich von dort fortzumachen. Blažena
. . .
Hmmm
. . .
Frau Pospichalova ließ uns wissen, dass sie ein Haus bei Šumperk geerbt habe. Und als das mit dir herauskam, als Sykora uns
     den Hinweis gab, dass sie dich just durch Šumperk schleifen, habe ich das als ein Zeichen der Vorsehung betrachtet. Wir haben
     Prag verlassen, ohne lange zu zögern. Und ohne Bedauern.«
    »Und was wird nun?« Reynevan zügelte seine Spottlust nicht. »Bleibst du da? Siedelst du dich hier an und wirst Landwirt? Vielleicht
     denkst du gar ans Heiraten?«
    Scharley sah ihn an. Wider Erwarten sehr ernst.
    »Ich denke an dich, mein Freund«, sagte er ebenso ernst. »Wenn du nicht wärst, wäre ich von Prag aus in eine völlig andere
     Richtung gezogen. Auf der Straße nach Buda direkt nach Ungarn hinein und weiter nach Konstantinopel. Aber dann hat es sich
     so ergeben, dass ich erst meinem Freund heraushelfen musste, aus seinen Schwierigkeiten, in die er auf so dumme Weise geraten
     ist. Denn er ist doch hineingeraten, oder?«
    »Scharley
. . .
«
    »Ist er hineingeraten oder nicht?«
    »Er ist hineingeraten.«
    »Er hat sich also in eine Intrige verstrickt? In eine fürchterliche, verdammte Intrige?«
    »Hat er.«
    »Na dann, erzähl mal.«
     
    Er musste es zweimal erzählen, denn als sie nach dem Abendessen in die Laube gingen, um miteinander zu plaudern, wollte Samson
     Honig ebenfalls den Verlauf der Ereignisse und die Details jener Intrige kennenlernen, in die sich Reynevan verstrickt hatte.
     Während sich Scharley jedoch damit begnügt hatte, beim Zuhören nur den Kopf zu schütteln, fing Samson gleich mit Schlussfolgerungen
     an.
    »Von einer Rückkehr nach Schlesien rate ich dir absolut ab«, meinte er. »Du erreichst nichts damit, du setzt dich nur der
     Gefahr aus. Sie haben dich schon einmal in Breslau entlarvt und gefangen genommen, also gelingt ihnen das auch beim nächsten
     Mal. Auf Pater Felician würde ich mich nicht verlassen. Der kriegt nichts raus, dafür hat er viel zu kurze Beine. Die Inquisition
     versteht es, ihre Geheimnisse zu bewahren. Und sie ist bestimmt nicht so dumm, Fräulein Jutta an einem Ort verborgen zu halten,
     den jeder korrupte Pfaffe herausfinden kann.«
    »Was also soll ich tun?«, fragte Reynevan niedergeschlagen. »Zu den Hussiten zurückkehren? Gehorsam das tun, wasmir die Inquisition befohlen hat? Darauf rechnen, dass ich sie schließlich so weit zufriedenstelle, dass sie mich freilassen
     und mir Jutta herausgeben?«
    Scharley und Samson blickten sich an. Dann Reynevan. Er verstand.
    »Sie geben sie mir nie heraus. Stimmt’s?«
    Es folgte ein beredtes Schweigen.
    »Die

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