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Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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und brachte ebenfalls nichts Sinnvolles. Genauso verging er auch wieder.
    Als es dunkel zu werden begann, setzten sie sich alle fünf zum Abendessen an den Tisch. Ein Gespräch wollte nicht so recht
     zustande kommen, und so schwiegen sie die meiste Zeit. Die rothaarige Adamitin aß wenig, die Augen ununterbrochen auf Samson
     gerichtet und mit einer Hand ständig damit beschäftigt, seine riesige Hand zu streicheln. Ihre zärtlichen Blicke und Gesten
     zu sehen, brachte einen nicht nur in Verlegenheit und erschütterte einen, auch die Eifersucht wurde geweckt: Reynevan konnte
     sich nicht daran erinnern, dass ihm Jutta irgendwann – selbst in den intimsten Momenten – sodeutliche Beweise ihrer Zuneigung entgegengebracht hätte. Er war sich darüber im Klaren, wie irrational diese Eifersucht war,
     aber ihr Bohren schmerzte ihn deshalb nicht weniger. Auch das Verhalten von Blažena Pospichalova versetzte Stiche, diesmal
     seinem männlichen Stolz. Die Witwe widmete ihre ganze, aber auch wirklich ungeteilte Aufmerksamkeit Scharley. Aber obwohl
     sie dies gemessen tat und nicht mit Koketterie übertrieb, knisterte es doch gewaltig zwischen ihr und dem Demeriten. Reynevan
     hingegen, obwohl es früher zwischen ihm und der Witwe auch ein wenig geknistert hatte, zog nicht einmal einen einzigen vielsagenden
     Blick auf sich. Er liebte Jutta, gewiss doch, und nach Frau Blažena stand ihm keineswegs der Sinn. Aber er spürte die Stiche.
     Als hätte sich ein Igel in seiner Brust eingenistet.
    In der Nacht, als er sich bemühte, auf seinem pieksenden Strohsack einzuschlafen, stellten sich ernsthaftere Überlegungen
     ein.
    Und danach der Entschluss.
     
    Es war noch finster, als er sein Pferd sattelte und es aus dem Stall führte, so still und heimlich, dass nicht einmal die
     Hunde zu bellen begannen. Es dämmerte noch kaum, als er sich auf den Weg machte. Es begann gerade erst zu tagen, als die Hufe
     seines Pferdes über den festen Weg trommelten.
    Sie haben gefunden, was sie finden wollten, dachte er, während er noch einmal auf das Dorf Rapotín zurückblickte. Beide. Samson
     Honig hat Wichtigeres. Er hat Marketka, seine Kalypso, er hat hier in diesem Dörfchen seine Insel Ogygia. Scharley hat Blažena
     Pospichalova, da spielt es keine Rolle, ob er bei ihr bleibt oder weiterzieht zu seinem erträumten Konstantinopel, zum Hippodrom,
     der Hagia Sophia und dem gebackenen Tintenfisch in der Taverne am Goldenen Horn. Es spielt keine Rolle mehr, ob er überhaupt
     je dorthin gelangt. Es ist nicht wichtig, wie es mit Samson und Marketka weitergeht. Aber es wäre sinnlos, sie zu veranlassen,
     darauf zu verzichten,alles hinzuschmeißen, in die Welt zu ziehen, ins Ungewisse, um ihr Leben für die Sache eines anderen zu riskieren. Für meine.
    Lebt wohl, Freunde.
    Auch ich habe etwas Wichtiges vor, etwas, das ich nicht aufgebe.
    Ich mache mich auf den Weg.
    Allein.
     
    Reynevans Plan war einfach: Das Tal der March entlang am Fuße der Schneekoppe zum Pass von Mittelwalde, um dann zum wichtigen
     Handelsweg aus Ungarn zu gelangen, der direkt in den Glatzer Kessel führte. Groben Schätzungen nach trennten ihn keine fünf,
     sechs Meilen vom Pass. Es gab da zwar auch noch eine andere Möglichkeit: durch das Tal der Branná und über den Pass nach Landeck,
     und von dort auf dem Salzweg nach Krautenwalde, Neisse und Münsterberg. Reynevan fürchtete sich jedoch vor dieser Variante,
     obwohl sie ihn direkt zum Ziel bringen würde – der Weg führte durch das Gebirge, und das Wetter war immer noch launisch.
    Aber nicht nur das Wetter bedeutete eine Bedrohung. Wie viele Gegenden Mährens war auch das Šumperker Land gegenwärtig das
     reinste Schachbrett   – Dörfer katholischer Herren, die treu zu Herzog Albrecht von Österreich hielten, wechselten ab mit Gütern jener Adeligen,
     welche die Hussiten unterstützten, wobei es ziemlich schwierig war, den Überblick zu behalten, so häufig wurden Religion und
     Seiten gewechselt. Die Verwirrung wurde noch dadurch gesteigert, dass einige Gutsherren die Neutralität wahrten, was hieß,
     dass es ihnen völlig gleichgültig war, wen sie überfielen und ausraubten, sie überfielen einfach alles und plünderten es aus.
    Reynevan hatte von Scharley ein paar Informationen erhalten und wusste nur zu gut, dass sie alle für ihn gefährlich waren
     und es das Beste war, heimlich durchzuschlüpfen, ohne auf eine der vielen Parteien zu stoßen. Weder auf die den Kelchunterstützenden Herren

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