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Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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ist das eine Sünde.«
    »Das Handelshaus der Fugger besitzt einen in Rom erworbenen Generalablass.«
    »Einem Exkommunizierten darf man nicht mal ein Glas Wasser reichen, geschweige denn, ihn im Kontor empfangen und sich mit
     ihm auf geheime Verhandlungen einlassen. Wenn das dem Heiligen Officium zu Ohren käme
. . .
«
    »Das Handelshaus der Fugger wird seine Angelegenheiten mit dem Heiligen Officium klären und regeln«, unterbrach ihn der Faktor
     gelassen. »So wie es das bisher immer getan hat. Nämlich schnell und reibungslos. Dasselbe gilt auch für den Bischof von Breslau.
     Dem Ihr dient, Herr von Grellenort.«
    »Die Fugger sollten Reinmar von Bielau nicht schützen«, sagte der Mauerläufer nach einer Weile. »Die Handelsgesellschaft hat
     durch sein Verschulden einen empfindlichen finanziellen Verlust erlitten. Denn er war es, der den Steuereinnehmer ausgeraubt
     hat, der die von Euch eingezogenen Gelder bei sich hatte. Die Euer Haus nach diesem Zwischenfall schließlich und endlich noch
     einmal entrichten musste. Dies ist ein ernst zu nehmender Verlustposten in der Bilanz
. . .
«
    »Die Handelsgesellschaft kommt mit ihrer Bilanz zurecht. Sie beschäftigt dazu Buchhalter.«
    »Und das Ansehen der Firma? Wie, lassen sich die Fugger einfach so ausrauben? Ohne dass der Räuber bestraft wird oder den
     Schaden ersetzen muss?«
    Der Faktor der Fugger legte die Handflächen aneinander, faltete dann die Hände und blickte dem Mauerläufer lange in die Augen.
    »Sie werden sich revanchieren«, sagte er dann. »Wenn die Zeit reif ist. Dessen könnt Ihr ganz gewiss sein.«
    »Die Schuld an dem Überfall auf den Steuereinnehmer trägt Reinmar von Bielau. Seine Ergreifung
. . .
«
    »Herr von Grellenort«, unterbrach ihn der Faktor. »Ihr beleidigt meine Intelligenz. Und damit auch das Ansehen des Handelshauses,
     das Euch angeblich so am Herzen liegt. Kommt also bitte nicht mehr darauf zu sprechen. Weder auf den Überfall auf den Steuereinnehmer
     noch auf Reinmar von Bielau. Eine Person, die, wie ich Euch bereits versichert habe, uns nicht bekannt ist.«
    »Und Kanonikus Otto Beess? Ist das auch eine Person, die Euch nicht bekannt ist? Und Bartholomäus Eisenreich, der für Reinmar
     von Bielau eine bedeutende Summe in diesem Hause hier deponiert hat?«
    »Habt Ihr sonst noch einen Wunsch, Herr von Grellenort?« Der Faktor richtete sich auf. »Irgendwelche anderen Angelegenheiten?
     Solche, bei denen unser Handelshaus Euch behilflich sein kann? Wenn nicht
. . .
«
    »Früher sind unsere Gespräche ganz anders verlaufen.« Der Mauerläufer rührte sich nicht von der Stelle. »Da haben wir eine
     Sprache gesprochen. Und für beide Seiten vorteilhafte Geschäfte gemacht. Es hat viele vorteilhafte Geschäfte gegeben. Daran
     erinnert Ihr Euch zweifellos. Oder sollte ich Euch daran erinnern?«
    »Zweifellos erinnern wir uns«, entgegnete ihm der Faktor so schnell wie entschieden. »Wir erinnern uns an alles. Alles ist
     in den Büchern festgehalten, Herr von Grellenort. Jede Rechnung, jedes Debet, jeder Kredit. Und überall stimmt der Saldo,
     auf Heller und Pfennig genau. Die Buchhaltung ist die Grundlage der Ordnung. Jetzt aber
. . .
Der Sand in der Uhr ist fast durchgelaufen. Die nächsten Geschäftskunden warten
. . .
«
    »Ihr habt die Konjunktur gewittert.« Der Mauerläufer saß noch immer wie angewachsen in seinem Sessel. »Ihr Kaufleute habt
     mit euren Hundenasen erschnüffelt, woher der Wind weht. Früher, als es euch um euren Gewinn ging, waren wir gutgenug. Damals habt ihr euch bis zum Boden vor uns verneigt, weder Arbeit noch Mühen gescheut und auch nicht mit Bakschisch
     und Schmiergeldern gegeizt. Dank uns habt ihr eure jetzige Position erreicht, dank uns seid ihr gewachsen. Und jetzt macht
     ihr euch mit unseren Todfeinden gemein, mit Zauberern, Hussiten und Polen. Ist es dafür nicht ein bisschen früh? Fortuna dreht
     das Rad des Lebens. Es heißt, der Antichrist zieht herauf. Habt ihr von Luck in Wolhynien gehört? Heute haltet ihr uns für
     schwach, besiegt, glaubt, wir seien unseres Einflusses beraubt, hätten keine Zukunft, also streicht ihr uns aus euren Büchern
     und schließt die Bilanzen. Ihr schätzt die Kräfte, die hinter uns stehen, falsch ein. Die Macht, über die wir verfügen. Und
     das ist eine gewaltige Macht, das kann ich euch versichern. Die gewaltigste, die die Natur kennt. Und auch eine, die die Natur
     nicht kennt.«
    Der Mauerläufer streckte die Hände aus und spreizte

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