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Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch

Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch

Titel: Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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chaotisch, der Mund ein bisschen schief, die Nase voller Sommersprossen. Aber man konnte mich erkennen. Wiedererkennen. Die suchten mich! Übers Fernsehen! Noch schaute der Mann auf den Bildschirm, doch wenn er mich jetzt entdecken würde, war alles vorbei.
    Ich ließ mich flach auf den Boden fallen und robbte um die Ecke, bevor ihm auffallen konnte, dass genau dieses gesuchte Mädchen gerade Croissants und Quark bei ihm kaufen wollte. Aber was, wenn sie Serdan auch schon suchten? Wenn der Polizist ihnen einen Tipp wegen »die Schüh« gegeben hatte? Und meiner amour? Wahrscheinlich würde es nur noch Stunden dauern, bis Serdans Eltern bemerkten, dass er getürmt war, und dann würden sie uns beide suchen … nicht nur uns, sondern auch ein gestohlenes Mofa.
    Ohne ein Geräusch zu verursachen, schlängelte ich mich auf dem kühlen, staubigen Boden bis zur Eingangstür. Im Schatten eines Regales wartete ich mit pochendem Herzen, bis ich Serdans Stimme an der Kasse hörte. Serdans Französisch war wie meines eine Katastrophe, doch offenbar verstand der Mann Deutsch. Ich konnte die Worte »Fußball« und »Özil« ausmachen, ergriff meine Chance und flitzte nach draußen, wo ich sofort über einen Blumentrog sprang und mich dahinter verbarg. Eine graue Katze lugte über den Rand des Trogs und blinzelte mich neugierig an, beließ es aber beim Gucken und Schnurren. Nun hätte ich wieder etwas darum gegeben, unsichtbar zu sein. Wenigstens hatte ich Serdans Mütze auf dem Kopf. Meine roten Haare hätten mich sonst sofort verraten.
    Nach schier unendlichen Minuten tauchte Serdans Schatten neben mir auf. In stummem Einverständnis stiegen wir auf das Mofa und brausten davon. Serdan fuhr in Zickzacklinien von Dorf zu Dorf, bis die Weiler immer kleiner wurden und wir uns über einen unbefestigten Feldweg einer einsamen Scheune näherten. Noch im Fahren machte Serdan den Motor aus und ließ die Maschine langsam ausrollen. Als sie hinter der Scheune zum Stehen kam, warteten wir eine Weile, lauschten und sahen uns argwöhnisch um. Doch niemand folgte uns. Wir atmeten erleichtert auf.
    Serdan versteckte die Maschine zwischen zwei Strohballen und kletterte auf den Heuboden. Von mir aus sollte er sich da oben erst einmal in Ruhe abregen. Ich wollte noch ein bisschen hier unten bleiben. Einfach nur dasitzen und auskühlen.
    Es war Abend geworden. Die Sonne war bereits untergegangen, doch im Westen schimmerte der Himmel noch rötlich. Neben mir fiel eine Plastikwasserflasche ins Stroh, eine großzügige Gabe vom Türken auf dem Heuboden. Dankbar nahm ich sie, schaffte es aber kaum, sie zu öffnen. Meine Hände waren von den vielen Mückenstichen angeschwollen und brannten wie Feuer.
    Serdan war also da. Er war gekommen, obwohl er der Meinung war, dass ich nur rumspinnen würde wie jedes andere Mädchen auch. Er war hier. Aber er hatte gar nicht erst versucht herauszufinden, wo Johnny sich aufhielt. Wir hatten eine Menge dummes Zeug angestellt und doch nützte es nichts. Ich konnte Serdan nicht einmal erklären, warum ich Johnny finden musste.
    Aber immerhin lebte ich noch.

Quark und Türkenwitze
    Als es dunkel war und mein leerer Magen beim Knurren zu schmerzen begann, gab ich mir einen Ruck und kletterte zu Serdan auf den Heuboden. Er lehnte an einem großen Rundballen, hatte die Kopfhörer seines Handys in den Ohren und mampfte ein Croissant. Ich nahm mir ebenfalls eins. Meine Übelkeit hatte sich gelegt und so tat jeder Bissen gut, obwohl ich die Dinger langsam nicht mehr sehen konnte.
    Nach einigen Minuten zog Serdan die Stöpsel heraus. Wieder musterte er mich eindringlich. Ich hörte auf zu kauen und erwiderte seinen Blick. Sah ich so furchtbar aus? Oder …?
    »Was gibt’s da zu gucken? Hab ich etwa einen grünlichen Schimmer auf der Haut?«, rutschte es mir heraus. Vielleicht wirkte ich ja doch nicht so normal, wie ich mir vorkam. Ich hatte mein Erscheinungsbild nicht mehr überprüfen können, seitdem ich unsichtbar und wieder sichtbar geworden war.
    Serdan zog die Brauen hoch. »Eher rot, würde ich sagen. Grün um die Nase warst du, als ich dich gefunden hab. Jetzt siehst du aus wie ein gekochter Krebs.«
    Mir wurde ein wenig unbehaglich zumute. Ja, Sonnenbrand hatte ich, schlimmen Sonnenbrand sogar. Meine Haut spannte bei jeder Bewegung und die Mückenstiche waren sicher auch keine Zierde. Aber ich musste ja keinen Schönheitswettbewerb gewinnen.
    Nein, es war etwas anderes, was mir das unbehagliche Gefühl verschaffte,

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