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Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch

Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch

Titel: Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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unsichtbar werden zu lassen – was konnte sie dann alles mit einem Wächter anstellen? Trotz der Wärme erschauerte ich.
    »Le Plan-de-la-Tour«, sagte Serdan unvermittelt in das Zirpen der Grillen hinein.
    »Was?«, entgegnete ich verwirrt und strich ihm eine Spinne von der Wange. Ich tat das ganz selbstverständlich, als hätte ich in meinem Leben nie etwas anderes gemacht, als Serdan Ungeziefer vom Kopf zu entfernen. Verlegen nahm ich meine Hand wieder zu mir. »Was hast du eben gesagt?«
    »Le Plan-de-la-Tour. Das ist der Ort, in dem Johnny Depp angeblich ein altes Weingut besitzt. Steht in Wikipedia.«
    Ungläubig guckte ich ihn an. »Du hast doch nachgeschaut? Du weißt, wo er ist?«
    »Luzie, jetzt flipp nicht aus. Das ist ein Filmstar. Den kann man nicht mal eben so finden. Wenn er in Frankreich ist, dann wohl meistens auf seinem Gut in Le Plan-de-la-Tour. Aber das Dorf liegt unten im Süden, an der Côte d’Azur …«
    »Na und? Wir haben noch ein bisschen Zeit, das müsste gerade so reichen, bis Sonntag muss ich dort sein und …«
    »Ey, Katz, wach mal auf. Was soll das alles überhaupt? Der ist doch mindestens dreimal so alt wie wir.«
    »Ja, aber er hat Kinder und …« Ich unterbrach mich selbst. Und diese Kinder hatten Schutzengel. Mehrere. Darunter mein Exschutzengel. Falls ich mit meiner Vermutung richtig lag.
    Serdan rieb sich angestrengt über das Kinn. »Was willst du von ihm? Luzie, das kann doch nicht sein, dass du jetzt auch so bist wie die anderen Mädels, die nix Besseres im Kopf haben, als irgendeinem Star zu begegnen, oder? Ich kapier das nicht. Warum willst du zu ihm?«
    »Das kann ich dir nicht sagen. Ich kann es nicht! Ich muss zu ihm, um jemandem zu helfen, und vielleicht schaffen wir das auch, denn Leander hat gesagt, Johnny ist ein netter … Scheiße …« Ich schlug mir die Hand vor den Mund, doch es war schon zu spät.
    »Leander? Wer ist Leander?« Serdan löste seinen Blick von den Deckenbalken und sah mich misstrauisch an. »Ist das dein heimlicher Freund?«
    »Ich hab keinen heimlichen Freund«, log ich. »Ist auch egal, wer Leander ist. Er ist nicht wichtig. Bitte, Serdan, frag nicht mehr. Ich bin kein Fan von Johnny Depp und auch nicht eines von diesen Groupies … Es ist anders …«
    »Sagt meine Schwester auch immer. Glaube ich ihr nicht. Kein Mädchen hält sich für ein Groupie, aber die meisten sind es doch.«
    »Ich bin es nicht«, beharrte ich. »Ich will nur zu ihm.«
    Serdan lachte tonlos auf und strich sich erneut übers Kinn.
    »Und wo ist der Unterschied? Ach, egal. Dann aber kein Wort zu Seppo und Billy. Kein Wort davon, dass ich wegen so einem Scheiß von zu Hause abgehauen bin. Hand drauf.«
    Ich ließ meine Hände bei mir. Ich musste Serdan nichts versprechen. Ich würde freiwillig kein Sterbenswörtchen davon erzählen. Konnte ich ja auch gar nicht. Meine Eltern durften es niemals erfahren und seit seinem Parkour-Verrat traute ich Seppo nicht mehr über den Weg. Die wahre Geschichte konnte ich ohnehin keiner Menschenseele erzählen.
    »Wenn das denn alles so ein Scheiß ist, wie du behauptest, warum bist du dann überhaupt hergekommen?«, fragte ich leise.
    Serdan schwieg so lange, dass ich dachte, er sei schon eingeschlafen, denn seine Lider waren nach unten gesunken und er regte sich nicht mehr.
    »Weil …«, begann er schließlich und gähnte, bis sein Kiefer knackte. »Weil ich gemerkt hab, dass du mich brauchst. Ganz einfach.«
    Zum Glück, dachte ich. Zum Glück hast du das gemerkt. Nun musste auch ich gähnen. Ich schob etwas Heu auf meine Füße und meinen Rücken, weil es langsam kühl wurde. Mondlicht schimmerte durch die Ritzen und Lücken im Dach und legte sich in Streifen über Serdans Gesicht. Leander hätte jetzt wahrscheinlich blau geleuchtet. Irgendwo rief ein Käuzchen, ein schaurig-schönes Geräusch.
    »Gib mir mal deine Hand, Katz«, durchbrach Serdans tiefe Stimme das Zirpen der Grillen.
    »Warum?«
    »Damit du nicht wegläufst und irgendeinen neuen Mist baust«, sagte er müde und war beim nächsten Käuzchenruf eingeschlafen. Als ich Stunden später endlich auch einschlief, hielt er meine Hand immer noch fest.

Wassersport
    So ist das also, wenn man neben einem Menschenjungen die Nacht verbracht hat, dachte ich, als ich von den ersten Strahlen der Morgensonne wach gekitzelt wurde. Man muss keine Angst davor haben, unsichtbar geworden zu sein, und auch keine Angst davor, dass ein anderer Wächter einem auf die Schliche kommt und

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