Luzifers Geliebte (Geschichtentrilogie Band 2 Fantastische Geschichten)
innerlich jubelnd, die Bosporusbrücke nach Europa und war nun nicht mehr aufzuhalten.
Mit Tempo ging es durch Bulgarien, Sofia, Kosovo, Nisch, Belgrad, Zagreb, Slowenien nach Österreich.
Hier erst hielt er ausgiebig Rast, trank einen Kaffee und nahm seit Teheran die erste Nahrung zu sich. Danach duschte er an der Tankstelle und schlief im Auto einige Stunden.
Als er aufwachte, wunderte er sich, dass es so warm war. Es war doch erst Februar. Aber nicht die Spur von Schnee zu sehen. Und die Sonne stand hoch am Himmel.
Verwirrt fuhr Sanders weiter.
Noch etwa fünf Stunden Fahrt bis München, sagte er sich, und hatte es nun nicht mehr so eilig.
An der Grenze bei Salzburg rechnete er noch in Minuten bis nach Hause. Etwa neunzig Minuten oder hundertzwanzig Kilometer. Nur noch siebzig, noch vierzig, dreißig ...
Da überfiel ihn plötzlich ein seltsames Verlangen. Er wollte unbedingt Rotwein trinken. Und so sehr er sich auch gegen das ungewöhnliche Begehren wehrte, fuhr er doch ohne seinen Willen rechts zur Tankstelle, obwohl ihm unerklärlich war, warum er ausgerechnet hier stehen geblieben war.
Sollte denn der Spuk nie ein Ende nehmen?
Welch magische Kräfte waren hier im Spiel.
Es waren doch nur noch fünfzehn Kilometer bis zur Stadt. Dann wäre er schon in seinem Landhaus und könnte sich endlich wieder richtig ausschlafen, und vor allem ein ausgiebiges Bad nehmen.
Es war schon später Abend.
Wie in Trance verließ Sanders das Auto. Sorgfältig sperrte er die Türen ab, ging dann um den Wagen herum und überzeugte sich, dass alles in Ordnung war. Immerhin hatte er ja eine wertvolle Ladung mit und dementsprechende Verantwortung.
Dann betrat er die Raststätte.
Der große Raum war leer. Nur der Wirt stand am Spielautomaten; er schoss die Kugeln ab und bewegte dabei seinen Körper so, als könne er den Lauf der Kugel bestimmen. Von Sanders nahm er keine Notiz.
Sanders setzte sich auf einen Platz, von dem aus er den Raum überblicken konnte und auch die Tür im Auge hatte.
Plötzlich sah er einen Mann, den er lieber nicht gesehen hätte. Ein kahler Kopf, übersät mit braunen Hautflecken, ein längliches, knochiges Gesicht, straff überzogen mit fahler Haut. Und diese Brille. Sie hatte so starke Gläser, dass man von dem Gesicht nur die riesig großen Augen sah. Der Kerl rauchte eine Zigarre, lächelte ihm höflich zu und zeigte dabei seine gelben, wackligen Zähne, die schier endlos aus dem fleischlosen Kiefer ragten.
Dieser Anblick störte ihn so sehr, dass er den Platz wechselte und so dem Mann den Rücken zudrehte. Doch da erblickte er ihn im Spiegel an der Wand gegenüber. Und dieser Unmensch lächelte noch immer. Am liebsten hätte Sanders dem Kerl eins in die Fresse gegeben. Doch das verbot ihm selbstverständlich seine gute Erziehung.
‚Aber schön wäre es doch. Und bestimmt sehr erleichternd‘, dachte er missmutig.
Während also Sanders darüber grübelte, ob er dem Kerl eins überziehen sollte oder nicht, kam ihm der rettende Gedanke.
‚Dort hinten scheint ein Nebenraum zu sein‘, hoffte er zumindest, und stand auf, ohne den Glatzkopf aus den Augen zu lassen. Langsam ging er an dem Wirt vorbei, der jedoch noch immer keine Notiz von ihm nahm. Er öffnete eine Tür und stand sogleich, wie er vermutet hatte, in einem Nebenzimmer. Unsicher versuchte er den Lichtschalter zu finden. Es gab keinen. So stand er in völliger Dunkelheit und wartete. Worauf? Er wusste es nicht. Minuten vergingen. Er wagte sich nicht zu rühren.
Da spürte er einen eisigen Luftzug und mit ihm ein menschliches Wesen. Furchtsam zuckte er zusammen.
"Komm doch her", vernahm er eine angenehme Frauenstimme, "her zu mir."
Wie ein Raubtier versuchte er mit seinem Blick das Dunkel zu durchdringen und erkannte tatsächlich die Konturen einer Frau.
Das schwarze Haar der Frau war in der Mitte gescheitelt, an den Schläfen spiralig eingedreht.
So würde eine Spanierin vor hundert und noch mehr Jahren ausgesehen haben. Vielleicht auch eine Andalusierin oder Mexikanerin.
Eine rote Rose steckte im Haar hinter dem zierlichen Ohr der Unbekannten. Das Kleid, das sie trug, hatte einen weiten Ausschnitt, der vorteilhaft ihren üppigen Busen betonte, und einen weiten Rock. .
"Ich habe hier auf dich gewartet", sagte die Frau leise.
"Schön für mich", erwiderte Sanders, als er sah, dass die Konturen immer attraktiver wurden, fast klassisch in dem bunten Operettenkleid. Er hatte sich entschlossen, mitzuspielen. Was blieb
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