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Luzifers Geliebte (Geschichtentrilogie Band 2 Fantastische Geschichten)

Luzifers Geliebte (Geschichtentrilogie Band 2 Fantastische Geschichten)

Titel: Luzifers Geliebte (Geschichtentrilogie Band 2 Fantastische Geschichten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: RosMarin
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lag jetzt Linda. Ihre langen Locken umhüllten den Kreuzstein wie ein schwarzes Totentuch. Dunkle Augen brannten übergroß aus einem reglosen Gesicht.
Sie schien nicht sehr überrascht, sich unter diesen Gestalten zu finden. Sie konnten sie nicht mehr erschrecken mit ihren starren Augen, den angemalten Gesichtern.
Etwas Schlimmes würde geschehen, etwas überaus Grausames. Unmenschliches. Dämonisches.
Doch sie war bereit. Das geschah ihr immer. Deshalb war sie gekommen. Freiwillig. Und der Schmerz und die Scham würden alles, wo auch immer sie war, ihr nur allzu vertraut erscheinen lassen.
Sie hatte keine Drogen erhalten, die ihre Reaktionen hätten abtöten können. Sie war hellwach, als der scharfe Dolch zwischen ihre Beine schnitt, das Blut aus ihr lief. Sie spürte nichts, als ihr der Priester lächelnd ihr eigenes Blut zu trinken gab. Sie schmeckte nichts. Und sie fühlte noch immer nichts, als Männer und Frauen eindrangen in ihre geschändete Nacktheit.
Sie wusste, dass die Dinge, die da geschahen, wehtaten. Doch sie fühlte keinen körperlichen Schmerz. Sie wusste: Die Handlungen waren beschämend. Doch sie fühlte keinen emotionalen Schmerz. Und sie wusste: Sie würde sich rächen. Ja, eines Tages würde sie sich rächen, und mit ihr all die anderen, die sie als Teile von sich selbst empfand.
Deshalb war sie gekommen. Sie. Linda.
Endlich waren die vermummten Gestalten es müde, sie zu quälen; sie wandten ihre Aufmerksamkeit einander zu, zogen sich erregt in Paaren vom Feuer zurück, um ihren eigenen Absonderlichkeiten zu frönen. Sie lachten, tanzten, tranken immer mehr Wein, legten ihre roten Wollkutten ab, vereinten, nackt, wie sie waren, ihre Körper in sinnlichem Rasen aus Blicken, Berührungen, Gerüchen.

Linda erwachte im Dämmer des Morgens auf dem verlassenen Friedhof. Verschwunden waren die mystischen Gestalten, der Mond hing ungerührt am Himmel.

*

Ein Schlüsselbund klappert überlaut, ein Schlüssel dreht sich geräuschvoll im Schloss der Zellentür.

"Frau Hass! Zum Verhör!"

Nur langsam findet Linda in die Realität, lächelt, folgt dann entschlossen der Wärterin.
    Ja, heute wird sie ein Geständnis ablegen. Ja, sie hat ihn umgebracht. Erstochen mit dem blutigen Dolch.
    Diesen Satansanbeter.
    Diesen Hurenbock.
    Diesen Hohepriester.

Mit stolz erhobenem Haupt schreitet die Frau den langen Gang entlang. 
     
     
    Der magische Ring
     
    D ie Vorstellung verlief anders als sonst. Und auch das Vorher war so sonderbar.
Nachdem ich aus dem Auto gestiegen war, stand ich wie verloren auf dem Parkplatz und starrte in den dunklen Himmel.
Wolken schoben sich düster übereinander; ab und zu leuchtete gespenstisch der Vollmond.
Wie befremdlich er doch heute wirkte, wie bedrohlich.
Ein unheimliches Gefühl beschlich mich, so eine Vorahnung von Es wird bestimmt etwas Schreckliches geschehen.
Mehr und mehr verdunkelte sich der Himmel, schon fielen die ersten Regentropfen.
    Nun aber schnell!
Ich lief über den Parkplatz, fuhr mit dem Fahrstuhl in den fünften Stock.
    Wie kann ein Theater aber auch im fünften Stock sein.
    Es war höchste Zeit, hatte schon zum dritten Mal geläutet.
Mein Platz war in der ersten Reihe. Leise setzte ich mich, versuchte, mich zu konzentrieren, starrte auf die dunkle Bühne, kannte das Stück ja fast auswendig.
    ‚Die Stadt der Krieger‘.
    Ich wusste, was geschehen würde.
Doch das beunruhigende Gefühl verschwand nicht; es verstärkte sich eher noch, hielt mich in mir selbst gefangen.
    Und plötzlich wusste ich: Sandra, die Hexe. Ja, Sandra ist hier. Hier. In mir drin. Diese unheilschwangeren, rätselhaften, mystischen Gefühle kamen von der Hexe Sandra. Versonnen drehte ich ihren magischen Ring, den Ring mit dem grünen Stein und dem schwarzen Kreuz.
    Ich musste ihn ausprobieren. Ihre Aura erstickte mich. Ihr Geheimnis ertränkte mich. Ich vernahm ihre Stimme:

"Du bist eine Hexe. Mach das Exempel zur Probe. Setz deine angeborenen Hexenkräfte in die Tat um. Jetzt!“
    Also blieb mir nichts übrig, als diesen verderblichen Einflüsterungen zu gehorchen, ich konnte der Versuchung einfach nicht  widerstehen.
Doch, was würde geschehen, wenn die Hexe Recht hatte? Wenn ich tatsächlich eine Hexe war?
    Was hatte sie gestern gesagt? 
"Hexen riechen sich auf viele Meilen Entfernung."
    Und das Grün ihrer Augen schwamm magisch in meinen. Ich fühlte mich gefangen, wollte fliehen und stand doch wie angewurzelt.
     
    In Sekundenschnelle eilte das Erlebnis

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