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Luzifers Geliebte (Geschichtentrilogie Band 2 Fantastische Geschichten)

Luzifers Geliebte (Geschichtentrilogie Band 2 Fantastische Geschichten)

Titel: Luzifers Geliebte (Geschichtentrilogie Band 2 Fantastische Geschichten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: RosMarin
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sollte und drückte wieder auf die Klinke. Beherrscht von dem einzigen Gedanken, dieser Frau zu entfliehen, dieser selbsternannten Hexe.
    „Schön, dich kennen gelernt zu haben“, sagte ich, so forsch es mir möglich war. „Vielleicht komme ich ein andermal wieder vorbei.“
Sandra stand noch immer unbeweglich hinter dem Ladentisch und sah zu, wie ich mich vergeblich bemühte, die Tür zu öffnen.  
Hatte sie mich hypnotisiert?
    Mir wurde ziemlich unbehaglich zumute.
    Plötzlich nahm ich den betörenden Duft von Weihrauch wahr, der schwer und süßlich alles um mich herum einhüllte und keinen Raum mehr für eigene Gedanken ließ. 
In einer Ecke, gleich links neben einer Wendeltreppe, standen auf einem indischen Seidentuch verschiedene Duftöle, Seifen, Kerzen, Wässerchen, Kräuter. Unentbehrliche Dinge für Hexenrituale. Und aus einem sechseckigen, grauen Tiegel flackerten graue, duftende Wölkchen.
„Die Treppe führt in mein Heiligtum“, sagte Sandra, die meinem Blick gefolgt war, mit ihrer erotischen Stimme. „Es birgt die abgründigen Geheimnisse aller Geschöpfe. Nur wenigen Auserwählten ist es vergönnt, ihr eigenes Geheimnis zu ergründen. Ihre Zukunft zu erahnen. Ich bin auserkoren, dir dabei zu helfen.“

Natürlich antwortete ich nicht. Was sollte ich auch sagen?
    Meine Aufmerksamkeit galt wieder der Kristallkugel, die auf dem Ladentisch stand und deren Größe und Schönheit mir schon beim Eintreten aufgefallen war. Jetzt schien mir, als hätte sich das Glas verdunkelt. Es sah aus, als zögen graue Sturmwolken in gleichmäßigen Wellen über dunstige Weiße.
„Das hat nichts zu bedeuten“, sagte Sandra, „es gilt nicht dir.“ Wie eine Königin schritt sie langsam zu der Wendeltreppe. „Folge mir.“
Ich folgte ihr, wie unter Zwang, die Treppe hinauf und befand mich sogleich in einem kleinen Gemach.
Der Raum war ohne Fenster. Wände und Fußboden bedeckten kostbare orientalische Teppiche, Altarkerzen wuchsen wie Blumen daraus hervor, verbreiteten ein angenehmes, warmes Licht.
Überall lagen Kissen aus kostbaren Stoffen herum, wie kleine Inseln, die zum Verweilen einluden.
Und auch hier roch es betörend nach Weihrauch.
Sandra drückte mich sanft auf ein Rosenkissen, ließ sich selbst anmutig auf eines mir gegenüber nieder, blickte einige Sekunden stumm in meine Augen. 
    Plötzlich hielt sie die Kristallkugel in ihren Händen.
    „Schau hinein“, forderte sie mit einem unergründlichen Lächeln. „Du wirst finden, was du suchst.“
Gebannt starrte ich in das kristallene Nichts.
Die Welt war draußen. Neugier und Leidenschaft nahmen Besitz von mir. Und Sehnsucht. Ich kam mir vor, wie Aladin mit der Wunderlampe, sah sie förmlich vor mir,  gefüllt mit rotem Duftöl. Es fehlte nur noch,  dass ich mir etwas wünschen könnte.
„Du darfst“, sagte da Sandra. „Doch ob es sich erfüllen wird, liegt nicht in meiner Macht. Alles in dieser Welt unterliegt einer ganz bestimmten, wohldurchdachten, göttlichen Ordnung. Und nun reich mir deine rechte Hand.“

Natürlich kam ich gar nicht dazu, mir etwas zu wünschen, denn Sandra hatte meine Hand genommen und strich nun kaum spürbar über meine Handlinien.
„Ich sehe Übel“, murmelte sie nach einigen konzentrierten  Minuten des Schweigens. „Verhängnis. Verderben. Fluch. Mondlicht. Blut.“

Entsetzt wollte ich aufspringen. Nur weg hier. Weg von diesem verflixten, verzauberten Ort.
    Doch ich war nicht fähig, mich zu rühren, schien gekettet an das Rosenkissen. Blick in Blick mit der verrückten Hexe, die noch immer meine Augen festhielt.  
    Mit all meiner Kraft versuchte ich, meinen Blick aus ihrem zu lösen, was mir nach einiger Zeit auch gelang. Und im selben Augenblick wich auch die Starre, die meinen ganzen Körper erfasst hatte, von mir.
    „Alles Humbug“, schrie ich erleichtert. „Fauler Zauber! Ich glaube dir kein Wort! Du scheinheilige Möchtegernhexe!“

Aus der Traum. Verflüchtigt der Zauber.

Ich stand auf. Sandra ebenfalls. Schweigend verließen wir das Heiligtum.

Wieder im Laden, zog Sandra ein kleines, goldenes Kästchen unter dem Tisch hervor, klappte den mit Gold verzierten Deckel auf und entnahm dem Kästchen einen schwarzen Ring, der mit einem grünen Stein und einer  goldenen Schlange verziert war. Die Schlange wand sich verführerisch um einen grünenden Zweig. Und ganz oben auf der Spitze steckte ein winziges, schwarzes Kreuz.
 
    „Halt ihn in Ehren.“ Sandra nahm meine Hand und

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