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Luzifers Hammer

Luzifers Hammer

Titel: Luzifers Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven & Jerry Pournelle
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dann auf den Bürgersteig. Er zwängte sich zwischen einer Wand und einem Telefonmast hindurch, wobei an der rechten Flanke der Lack abgeschürft wurde.
    Der Wagen, der dahinter gestanden hatte, war jetzt frei, und er war nicht abgesperrt. Die Schlüssel baumelten im Zündschloß. Eileen steuerte Tim auf den Wagen zu. »Wie gut fährst du eigentlich?« fragte sie.
    »Ganz ordentlich.«
    » Ich fahre«, sagte sie bestimmt. »Ich kann’s verdammt gut.«
    Sie setzte sich auf den Fahrersitz und ließ den Motor an. Es war ein älterer Chrysler, ehemals ein Luxuswagen. Jetzt waren die Matten abgenützt, und auf den Polstern zeigten sich häßliche Flecken. Als der Motor leise zu summen begann, meinte Tim, es sei der schönste Wagen, den er je gesehen hatte.
    Eileen fuhr dem anderen Wagen nach. Sie überfuhr ein weißes Gewand, es rumpelte, aber sie fuhr einfach weiter. Die Lücke zwischen Wand und Telefonmast war eng, aber sie segelte schwungvoll hindurch, immerhin mit 20 Meilen in der Stunde, ohne sich was dabei zu denken. Tim hielt den Atem an, bis sie durch waren.
    Die Straße vor ihnen machte eine leichte Biegung. Auf beiden Fahrbahnen waren Autos ineinander verkeilt. Eileen hielt sich an den Bürgersteig und raste durch Vorgärten, wenn sie irgendwelchen Masten ausweichen mußte. Sie fuhr durch Rosenbeete und über gepflegte Rasenflächen, bis sie den Verkehrsstau hinter sich hatten.
    »Guter Gott, du fährst phantastisch«, sagte Tim.
    Eileen schaute nicht auf. Sie war damit beschäftigt, Hindernissen auszuweichen. Manchmal waren es Menschen. »Sollen wir sie warnen?« fragte sie.
    »Würde es etwas nützen? Aber meinetwegen«, sagte Tim. Er kurbelte das Fenster auf seiner Seite herunter. Jetzt prasselte der Regen schwer nieder, und das Salz brannte ihm in den Augen.
    »Lauft in die Berge«, rief er in den aufkommenden Wind. »Flutwellen! Die Flut kommt!« Die Leute starrten ihn an, als sie vorüberfuhren. Einige blickten wild um sich, und einmal sah Tim einen Mann, der eine Frau packte und plötzlich wild entschlossen auf einen Wagen zusteuerte.
    Sie bogen um eine Ecke, und da züngelten rote Flammen. Ein ganzer Häuserblock war in Brand geraten, trotz des Regens. Der Wind wirbelte glühende Flocken in die Luft.
    Dann mußte sie einmal langsamer fahren, um dem Schutt auf der Straße auszuweichen. Da lief eine Frau auf sie zu mit einem Deckenbündel im Arm … Bevor noch Eileen beschleunigen konnte, hatte die Frau den Wagen erreicht. Sie schob das Bündel durchs Fenster. »Er heißt John!« rief sie. »Sorgen Sie für ihn!«
    »Aber – wollen Sie nicht …«
    Tim konnte nicht ausreden. Die Frau hatte sich abgewandt.
    »Ich habe noch zwei!« schrie sie. »John. John Mason. Vergessen Sie den Namen nicht!«
    Eileen gab Gas. Tim öffnete das Bündel. Ein Baby lag drin. Es rührte sich nicht. Tim tastet nach dem Herzschlag, und als er die Hand zurückzog, war sie voll Blut. Es war hellrot, und der süßliche Geruch verbreitete sich im Wagen trotz des warmen salzigen Regendufts.
    »Tot«, sagte Tim.
    »Wirf es raus!« sagte Eileen.
    »Aber …« »Wir werden es nicht essen. So hungrig sind wir noch lange nicht.«
    Tim war so schockiert, daß er das Baby durchs Fenster schob und fallen ließ. »Ich – ich habe das Gefühl, als hätte ich einen Teil meines Lebens zum Fenster hinausgeworfen«, sagte er.
    »Glaubst du, daß es mir Spaß machte?« Eileens Stimme klang schrill. Tim schaute sie besorgt an. Tränen rannen über ihre Wangen. »Die Frau glaubt, ihr Kind gerettet zu haben. Zumindest hofft sie es. Das ist alles, was wir für sie tun konnten.« »Ja«, sagte Tim leise.
    »Wenn … Wenn wir weiter oben sind und wenn wir erst wissen, was vorgeht, können wir wieder anfangen, zivilisiert zu denken«, sagte Eileen. »Bis dahin müssen wir durchhalten und überleben.«
    »Wenn wir’s schaffen.«
    »Wir werden es schaffen.« Sie fuhr grimmig weiter. Es regnete so stark, daß sie kaum etwas sehen konnte, obwohl die Scheibenwischer wie wild über die Windschutzscheibe glitten, sie aber mit Schmutz und Salzwasser verschmierten.
    Der Golden State Freeway war eingestürzt. Die Unterführung war durch Wracks blockiert. Ein Knäuel Autos und ein großer Tanklaster lagen mitten auf der Fahrbahn in einer brennenden Lache.
    »Himmel«, sagte Tim. »Das ist … sollten wir nicht lieber anhalten?«
    »Warum?« Eileen bog links ab und fuhr parallel zur Fahrbahn weiter. »Jeder, der diese Katastrophe überleben wollte, ist schon

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