Luzifers Kathedrale
hin.
Er riss sich zusammen und ging weiter. Er spie aus, er kochte vor Wut und sprach davon, dass er Julian höchstpersönlich fertig machen und dann zur Hölle schicken wollte.
»Du entwischst mir nicht mehr! Du bist für mich schon tot!«
Julian lag am Boden. Nach wie vor drückten die harten Schuhe gegen seinen Rücken. Eine Chance, sich zu erheben, hatte er nicht, und er versuchte es auch nicht mehr.
Als Plummer in seiner Nähe stand, gab er einen weiteren Befehl. »Zieht ihn hoch und stellt ihn hin!«
Kräftige Hände griffen zu. Sie zerrten den Schäfer auf die Beine, der sich wie eine Stoffpuppe vorkam, mit der man machen konnte, was man wollte. Gegen zwei Männer hätte er noch versucht, sich wehren. Aber sie hingen gleich zu viert an ihm. Die Fackeln hatten sie auf den Boden gelegt, so dass sie dort einen Kreis bildeten.
Er saugte die kalte Luft in die Lungen. Jeder Atemzug schmerzte. Etwas war mit seinem Rücken nicht in Ordnung. Der Druck der Schuhe war einfach zu hart gewesen. So musste sich jemand fühlen, der seine Rippen angebrochen hatte.
Plummer blieb vor ihm stehen. Auch er kämpfte mit gewissen Schwierigkeiten, und das erfreute Julian.
»Du kannst nicht gewinnen, McBell. Nicht gegen uns. Du kannst uns auch nicht von unserer Mission abhalten. Was getan werden muss, das müssen wir tun. Ist das klar?«
»Ihr seid Verbrecher!«
»Na und?«
»Ihr seid Mörder!«
»Es diente nur der Sache, Schäfer. Du hättest verschwinden können, das hast du nicht getan. Wir werden jetzt drei Typen rösten, statt nur zwei. Das wird ihm gefallen.«
»Wen meinst du mit ihm ? Den Teufel?«
»Ach, halt’s Maul!«
Luke Plummer bewegte sich etwas von dem Schäfer weg. Er griff unter seine Jacke, deren linken Schoß er in die Höhe geklappt hatte, und holte ein Fischmesser hervor. Eines von diesen höllisch scharfen Dingern mit verdammt scharfen Schneiden an beiden Seiten.
»Ich werde dich damit von oben bis unten zerteilen, wenn du versuchst, dich zu wehren. Klar?«
»Natürlich«, flüsterte Julian.
Plummer sprach an ihm vorbei. »Ist der Draht heiß?«
»Ja!«, rief Lumley, der Schmied. »Ich habe alles vorbereitet.«
»Super, dann komm her!«
Der Schmied kam.
Aber es kam zugleich noch ein anderer Mann, und der war schnell, wie ein Phantom tauchte er aus der Dunkelheit auf und stand plötzlich hinter Luke Plummer.
Der Mann spürte den harten Druck des Waffenlaufs in seinem Nacken. »Wenn du dich einmal nur falsch bewegst, Mann, schieße ich dir schräg von unten her dein weniges Gehirn aus dem Schädel«, sagte Bill Conolly...
***
Genau das war der Tick zu viel für Luke Plummer. Er jaulte auf und wollte sich trotzdem drehen, aber Bill merkte es früh genug und verstärkte den Druck.
»Weg mit dem Messer!«
»Okay«, flüsterte Plummer, »das ist schon okay.« Die Waffe fiel zu Boden, und Bill Conolly war zunächst zufrieden. Jetzt musste er nur noch den Schäfer aus der Gefahrenzone bringen.
»Geh zur Seite, Julian!«
Der überlegte noch. Er wurde zwar nicht mehr bedroht, doch wohl konnte er sich auch nicht fühlen. Die anderen Schergen warteten noch. Ja, sie kamen ihm vor wie mittelalterliche Schergen, die nur darauf warteten, eingreifen zu können. Die Flammen tanzten an den Enden der Fackeln. Im Innern sahen sie dunkel aus, an den Rändern heller, und sie bewegten sich oft wie huschende Geister.
Der Schäfer spürte, wie sich in seinem Innern etwas aufbaute. Es erfolgte eine Gegenreaktion. Die Starre und die Angst waren verschwunden, dafür wurde die Wut in ihm hochgespült.
Er kannte jeden der Männer. Aber er wollte sich nicht vorstellen, dass sie einfach zu Mördern geworden waren. Dagegen sträubte er sich, und das musste er ihnen noch sagen.
Er ließ seine Blicke über die Gestalten gleiten. Lumley, den Schmied, sah er neben dem Kohlebecken stehen. Es war von einem heißen Draht gesprochen worden. Den gab es bereits, denn er lag in der Glut und wurde erhitzt.
Es musste raus, es musste. Er konnte sich nicht mehr zurückhalten. Da war einfach zu viel auf ihn eingestürmt, das er noch nicht verarbeitet hatte.
»Verdammt noch mal, was wolltest du mit dem Draht? Was? Ich will es wissen.«
»Nur drohen, Julian.«
Er lachte, aber er schrie mehr. »Nein, das sind keine Drohungen gewesen. Ich weiß es. Es ist schon ein Mensch gestorben. Man hat ihn umgebracht. Grausam getötet. Und ihr wisst Bescheid. Verdammt noch mal, das kann ich nicht verstehen. Das ist unmöglich. Wie können aus
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