Lycana
nicht nur Dunluce und seine Klippen zeigen zu können. Ich liebe den rauen Burren und die Weite von Connemara. Wäre es nicht ein Verlust, wenn sie es nie zu Gesicht bekämen? Es ist unser Land. Unsere Seele!« Donnchadh brummte nur.
»Doch du weißt, dass dies nichts mit meinem Entschluss zu tun hat, die Erben von Dunluce wegzubringen. Hast nicht auch du die Aura erkannt? Sie haben uns eindrucksvoll demonstriert, warum sie gekommen sind. Ich dachte, es gelingt uns, sie abzuschütteln. Mein Fehler war, sie zu unterschätzen. Ich hätte nicht gedacht, dass wir einen Verräter in unseren eigenen Reihen haben, doch anders kann ich mir das nicht erklären. Und gerade deshalb kann ich es jetzt nicht zulassen, dass Ivy und Seymour alleine nach Norden reisen.«
»Wir könnten ihnen jemanden zum Schutz mitgeben«, sagte Donnchadh lahm.
»Wen? Wie viele reine Lycana oder Servienten würde es benötigen, ihren Schutz zu garantieren?«
»Es ist ja nur, bis sie mit Tara zusammentreffen. Wir könnten auf sie warten …«
»Warst du heute schon einmal draußen und hast einen Blick auf den abnehmenden Mond geworfen? Sein Licht schwindet schnell. Sie können es nicht mehr schaffen, wenn wir Tara nicht entgegenreisen. Wir wissen nicht, was die Werwölfe vorhaben, wenn das Ultimatum verstrichen ist.«
»Sie haben kein Recht, ein Ultimatum zu stellen!«
»Und dennoch tun sie es. Die Nacht des Neumondes, hat Áthair Faolchu gesagt.«
Donnchadh seufzte. »Und doch kann ich es nicht gutheißen, dass wir uns alle auf diesen Weg machen. Sie können sich ja noch nicht einmal verwandeln!«
»Nein, wir müssen in unserer menschlichen Gestalt bleiben. Und nun lass sie uns zusammenrufen. Mitternacht ist bereits nah.«
»Ich bin dennoch dagegen«, beharrte Donnchadh.
»Das ist dein Recht. Ich aber habe entschieden, dass Ivy nicht ohne meine Begleitung gehen wird.«
Donnchadh seufzte. »Dann gehen wir alle. Lass sie sich draußen vor dem Eingang versammeln.«
Die vier Vampire und der weiße Wolf duckten sich hinter die Steinblöcke, die den Tag über den Zugang zur Höhle blockiert hatten, als Donnchadh und Catriona an ihnen vorbeigingen.
»Dann kommt. Wir werden bald aufbrechen«, sagte Ivy betont munter. »Habt ihr noch etwas in euren Kisten, das ihr mitnehmen wollt? Ich vermute, sie bleiben hier. Sie würden uns zu sehr behindern.«
Luciano schien ihr nicht zugehört zu haben. Verwundert schüttelte er den Kopf. »Dass sie so mit ihm reden darf. Conte Claudio würde sich das von seinem Schatten nicht gefallen lassen.«
»Sein Schatten?«, murmelte Alisa. »Das ist wohl keine sehr zutreffende Beschreibung.«
Ivy wandte sich ab und ging mit Seymour in flottem Schritt voran, sodass die anderen sich eilen mussten, wollten sie sie nicht aus den Augen verlieren. Alisa packte noch ein kleines Bündel mit ihren wichtigsten Habseligkeiten, dann machten sie sich auf den Weg zum Höhlenausgang, wo sie schon erwartet wurden, wie Hindrik ihnen im Vorbeigehen ausrichtete. Er war noch auf der Suche nach Tammo und Sören.
»Tammo treibt sich sicher wieder mit diesen verfluchten Pyras herum«, schimpfte er und verschwand. »Als ob es nicht würdigere Erben gäbe, denen er seine Freundschaft schenken sollte!«
»Er mag die beiden wohl nicht«, stellte Luciano fest.
Alisa hob verwundert die Schultern. »Offensichtlich. Aber warum? Bestimmt nicht, weil sie ein wenig roh und schmutzig sind.«
»Vielleicht weil sie aus Frankreich stammen?«
Alisa antwortete nicht. Sollte Hindrik solchen Vorurteilen verhaftet sein? Sie würde dem bei Gelegenheit nachgehen!
Franz Leopold blieb ein wenig hinter den anderen zurück und rief sich eine eigene Fledermaus, die ihm den Weg zeigte. Wäre er nicht so tief in Gedanken versunken gewesen, hätte er vielleicht so etwas wie Stolz empfunden, dass ihm dies nach nur wenigen Nächten so spielend leicht gelang. Er dachte auch nicht darüber nach, wie Alisa ohne ihn zurechtkam. Ja, ihm war nicht einmal bewusst, dass sie forsch neben Luciano herschritt, als würden die Sterne ihren Weg beleuchten. Franz Leopold konnte im Moment nur an eines denken: an den Wortwechsel, den er zwischen Donnchadh und Catriona gehört hatte. Der Clanführer und sein schöner Schatten? Sie hatten alle hinters Licht geführt! Nun gut, Ivy schien nicht überrascht, und vielleicht wussten die Lycana Bescheid, doch den anderen Clanführern war es sicher nicht bewusst, wie die Iren sie genarrt hatten. Wenn er das Baron Maximilian
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