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Lycana

Lycana

Titel: Lycana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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zu. »Man muss zusehen, dass man etwas erfährt, will man nicht dumm sein Dasein beenden.«
    »Still jetzt!«, zischte Luciano. Die vier spitzten die Ohren, aber bisher gab Ulicia nur ihren Servienten Anweisungen, wo die Gäste unterzubringen seien. Erst als die beiden verschwunden waren, wandten sich die Gespräche einem interessanteren Thema zu. Und doch wurden die Freunde enttäuscht, denn Neues erfuhren sie nicht. Entweder hatten die Lycana wirklich keine Ahnung, warum sie verfolgt wurden …
    »Oder sie wollen es Ulicia nicht auf die Nase binden«, vermutete Franz Leopold.
    »Warum sollten sie es ihr nicht sagen, wenn sie es wissen?«, wunderte sich Luciano.
    »Vielleicht trauen sie ihr nicht?«, schlug Alisa vor.
    Luciano schien nicht überzeugt. »Sie ist zwar schroff und ein wenig merkwürdig, wie so mancher Altehrwürdige, dennoch ist sie eine Lycana! Wenn sie ihr nicht trauen würden, hätten sie uns doch wohl nicht nach Dunguaire geführt. Meinst du, sie bringen uns aus der Höhle fort, nur um zu riskieren, dass Ulicia unseren Verfolgern die Tore öffnet?«
    »Was für eine Rede!«, spottete Franz Leopold. »So durchdacht. Das sind wir von dir gar nicht gewöhnt!«
    Alisa legte Luciano beruhigend die Hand auf den Arm. »Das war eine gute Überlegung. Und ich bin mir sicher, dass Donnchadh - oder Catriona - Ulicia und ihren Servienten zumindest so weit vertrauen, dass sie nicht fürchten, sie könnten uns den Feinden ausliefern.«
    »Und doch haben wir einen Verräter in unseren Reihen«, sagte Ivy bedrückt.
    »Das ist nur Catrionas Vermutung«, wehrte Luciano ab.
    »Ich halte es für gewiss.«
    Alisa kniff die Augen zusammen. »Und Donnchadh?«
    »Sie sind sich in diesem Punkt einig, wie meist. Die Auseinandersetzung vorhin war sehr ungewöhnlich, und es tut mir leid, dass wir sie zufällig hören konnten.«
    »Ach, es tut dir leid, dass wir die Wahrheit erfahren haben?«, brauste Franz Leopold auf. »Dass wir dahintergekommen sind, dass ihr Lycana alle anderen Clans zum Narren gehalten habt?«
    Ivy schüttelte vehement den Kopf. »Niemand wird zum Narren gehalten! Donnchadh ist unser Clanführer, hinter dem wir Lycana stehen. Er ist ein im Leben und Kampf erfahrener Vampir reinen Blutes, der uns seit vielen Jahrzehnten ein guter Anführer ist.«
    »Aber Catriona trifft die Entscheidungen! Eine Unreine, die nur sein schweigender Schatten sein sollte!«
    »Weise Frauen sind eine uralte Tradition in Irland«, sagte Ivy  ein wenig ausweichend. »Die Kelten haben Druidinnen geschätzt, Hochbardinnen, ja selbst Kriegerinnen, die ihre Sippe in den Kampf geführt haben. Frauen konnten Land besitzen, erben, sich von ihren Männern scheiden lassen und ihr Recht selbst vertreten. Doch als die Christen kamen und die alten Götter in den Hintergrund traten, mussten auch die Frauen lernen, sich mit einer Rolle in der zweiten Reihe zu begnügen.«
    »Und?«, warf Franz Leopold in aggressivem Tonfall ein. »Was willst du uns damit sagen? Oder versuchst du nur, vom Thema abzulenken? Es geht nicht darum, dass sie eine Frau ist.«
    »Ich versuche, dir zu erklären, dass es nicht so schwarz und weiß ist, wie du denkst. Es geht hier nicht um Betrug oder Vorspiegelung falscher Tatsachen. Das hat mit den anderen Clans gar nichts zu tun. Es ist eine gewachsene Tradition. Catriona ist die mächtigste, die älteste und die weiseste Vampirin der Lycana, und deshalb richtet sich Donnchadh nach ihren Vorschlägen, obwohl er unser Clanführer ist. Niemand spricht darüber. Er ist der Clanführer und sie ist sein Schatten. Wichtig ist nur das Wohl der Lycana.«
    »Dann wissen gar nicht alle Lycana, dass eigentlich Catriona die Entscheidungen trifft?«, fragte Alisa ein wenig ungläubig.
    »Nein«, sagte Ivy. »Ich denke, sie wollen es gar nicht wissen.«
     

DIE REISE GEHT WEITER
    Sie waren schon tagelang unterwegs und auch nicht schlecht vorangekommen, doch nun hatte der Regen wieder eingesetzt, und je weiter sie nach Westen vorstießen, desto enger und schlammiger wurden die Wege. Bram Stoker hatte sich in den vergangenen Tagen unzählige Male die Frage gestellt, was ihn geritten hatte, sich auf ein solches Unternehmen einzulassen. Oder zumindest darauf zu bestehen, die bequemere Eisenbahn bis Galway zu nehmen. Statt die Errungenschaften der Zivilisation in London zu genießen, saß er in einer Kutsche und wurde bei jedem Stein von einer Seite auf die andere geschleudert. Nachts musste er in zunehmend verlausten Betten schlafen,

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