Lycana
beachtete.
Franz Leopold grinste breit. »Kein Glück heute«, raunte er ihm zu. »Alisa hat Wichtigeres zu tun, als sich einem Vyrad mit mäßigen Kräften zu widmen. Wenn du eine Nachhilfelehrerin suchst, dann musst du dich heute anderswo umschauen!«
Malcolm war empört und sah Alisa an - offensichtlich erwartete er von ihrer Seite Unterstützung -, doch sie hatte anscheinend nicht zugehört und antwortete nur abwesend. Mit dem Finger zeichnete sie Linien auf den staubigen Boden. Malcolm gab es auf und kehrte zu den Seinen zurück.
Drüben am Kamin brachten Mervyn und Sören den beiden Fledermäusen, die Mervyn seit Tagen ständig begleiteten, neue Kunststücke bei. Rowena sah ihnen sehnsüchtig dabei zu.
»Ich könnte mir auch welche rufen«, sagte sie und trat an eine der Fensternischen. »Seht, dort draußen fliegen vier. Sie umkreisen immer wieder den Turm.«
»Nicht!«
Ivy stand so plötzlich neben ihr, dass Franz Leopold blinzeln musste. Er hatte nicht gesehen, wie sie den Raum durchquerte. »Du darfst sie nicht rufen! Sie prallen an dem Schutzschild ab.«
»Ja, aber wenn ich sie einlade und hereinlasse, dann müssten sie die Barriere passieren können!«, wand Rowena ein. »So hat es die Druidin gesagt.«
»Das ist richtig«, gab Ivy widerstrebend zu. »Und sie hat auch zu uns gesagt, dass wir niemanden hereinlassen dürfen! Es ist zu unserem eigenen Schutz.«
Rowena warf noch einen Blick nach draußen. Ireen war neben sie getreten. »Es sind doch nur Fledermäuse!«
»Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Das können wir von hier aus nicht feststellen.«
Rowena zuckte mit den Schultern. »Dann eben nicht.« Sie fixierte eine von Mervyns Fledermäusen. Das Tier machte eine scharfe Wendung und flog direkt in ihre geöffnete Hand.
»He, was soll das?«, protestierte Mervyn.
Ivy kehrte zu den Freunden zurück und setzte sich neben Franz Leopold auf den Boden, so nah, dass ihr betörender Duft ihn einhüllte. Es überkam ihn das Verlangen, sie zu küssen, stärker und drängender als jeder Blutdurst, doch hier vor den anderen kam das nicht infrage. Wo aber hätten sie in diesem Turm, in dem sich achtzehn junge Vampire tummelten, ungestört sein können? Er unterdrückte einen Seufzer. Bis zu diesem Augenblick hatte er gedacht, unerfüllte Gier nach Menschenblut sei die schlimmste Qual, die man erdulden können musste. Nun stellte er mit Erstaunen fest, dass es ein Verlangen gab, das noch stärker war. Es kam ihm vor, als verdichte es sich wie eine Aura um ihn. Konnten die anderen es etwa spüren? Luciano, der Versager, sicher nicht. Der saß Ivy gegenüber und himmelte sie mit seinem waidwunden Blick an. Wie sie das nur ertrug!
Und Alisa? Sie war zum Glück mit ihren Gedanken woanders. Irgendetwas beschäftigte sie so sehr, dass sie nicht auf ihre Umgebung und ihre Freunde achtete. Das war ungewöhnlich.
Er richtete seine Sinne wieder auf Ivy aus. Für etwas anderes war kein Platz mehr. Konnte Ivy sein Verlangen spüren? Teilte sie es gar? Seine Sinne stießen auf eine undurchdringliche Mauer. Warum nur verbarrikadierte sie sich noch immer vor ihm? War es nun nicht an der Zeit, ihre Gedanken zu teilen? Die Leidenschaft, mit der sie seinen Kuss erwidert hatte, war nicht gespielt gewesen! Und dennoch hatte sie ihn danach kalt zurückgewiesen, als dieser Kerl aufgetaucht war, der Ansprüche auf sie erhob. Ivy war Franz Leopold immer noch eine Erklärung schuldig, doch er zögerte, sie zu verlangen. Er ahnte, dass sie ihm eine Abfuhr erteilen würde. Und dennoch musste er es wissen: Wer war er und, vor allem, wie stand Ivy zu ihm? Franz Leopolds Hand rutschte ohne sein Zutun ein wenig näher, bis seine Finger die ihren berührten. Er spürte, wie sie sich kurz versteiften, doch sie zog sie nicht zurück. Ermutigt legte er seine Hand über die ihre. Ivy sah ihn nicht an, doch eine warme Woge traf ihn und schäumte Glückseligkeit in ihm auf, bis Alisa sich plötzlich mit einem Ruck aufrichtete und die Freunde anstarrte. »Verflucht! Ich kann es nicht fassen!«
Ivy zuckte zusammen und zog die Hand zurück. »Was kannst du nicht fassen?«, fragte sie vorsichtig.
»Dass ich so dumm war - dass wir alle so dumm waren!«
Die drei starrten sie fragend an. »Wovon sprichst du?«, erkundigte sich Franz Leopold.
»Wovon wohl? Worum geht es denn seit Nächten? Von dem Stein und dem Versteck, das die Werwölfe aufsuchen! Gibt es im Augenblick noch etwas anderes Wichtiges?«
Er spürte fast so etwas wie
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