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Lycana

Lycana

Titel: Lycana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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stumpfsinnig im Kreis gingen und das hölzerne Fass drehten, um die Last über ein großes Rad und zwei mehrere Meter lange Seile aus dem Schacht zu ziehen. Die Pferde schnaubten, als sie das gefährliche Raubtier witterten, aber Áine war an ihrem Blut nicht interessiert.
    Lautlos näherte sie sich dem Haus. Genau genommen waren es mehrere schmale, aneinandergebaute Häuser. Die Menschen,  nach deren Blut die Vampirin gierte, schliefen hinter diesen Türen, die kein Hindernis für sie darstellten. Áine blieb vor der letzten stehen. Hier schliefen die Kinder, deren junges Blut sie lockte. Für einen Moment stand sie ganz still, um den Nebel zu rufen, sich in den wirbelnden Wolken zu verlieren und schwerelos zu werden. Der grünliche Nebel kroch durch die Ritzen der Tür und schmolz im Innern des Häuschens wieder zu einer Gestalt zusammen.
    Áine sah sich in dem Raum um, der den unteren Teil des Hauses einnahm: eine Feuerstelle, in der die Torfreste noch schwelten und beißende Schwaden durch den Raum ziehen ließen, ein roher Tisch mit einigen Hockern, ein Regal mit Tongeschirr und ein paar Lebensmittel. Eine einzelne Gestalt war am Tisch eingeschlafen und nach vorn gesunken. Nun ruhte der struppige Schädel auf den Armen. Der Leib hob und senkte sich im Rhythmus des rasselnden Atems. Der Mann hatte nicht einmal seine schweren Stiefel ausgezogen, an denen noch die lehmigen Gesteinssplitter der Grube klebten. Die Vampirin trat näher und roch an seinem Hals. Sie spürte das Blut unter der Haut pulsieren, obwohl sie so von Schweiß und Dreck bedeckt war, dass man die blaue Bahn nicht sehen konnte. Der scharfe Geruch des Schweißes störte sie nicht, doch die Ausdünstungen der Erde, die die Arbeiter ihrer Schätze beraubten, würden unangenehm bitter auf ihrer Zunge liegen: Schwerspat und Zink, Kupfer und Pyrit, Flussspat und Schwefel. Sie klebten nicht nur auf seiner schon lange nicht mehr gewaschenen Haut, sie flossen durch die Adern des alten Mannes, der seit mehr als zwei Dutzend Jahren in dieser Mine schuftete. Seine Lungen hatten sie aufgesogen, mit dem Wasser seiner Trinkflasche und seinem abendlichen Mahl hatte er sie zu sich genommen. Áine wandte sich ab. Nein, hier gab es Besseres als sein vergiftetes Blut. Sie eilte die schmale, leiterartige Treppe hinauf. Unter den schräg abfallenden Dachbalken schliefen mehrere Männer, Frauen und Kinder auf ihren Strohmatratzen. Áine trat an das erste Lager, in dem ein kleiner Junge sich an ein Mädchen klammerte, das sich schon bald zu den Erwachsenen zählen würde. Áine  konnte spüren, dass ihr Körper bereit war, sie mit ihrer ersten Blutung zur Frau zu machen. Während der Knabe recht wohlgenährt wirkte, war das Mädchen erschreckend dürr, und dennoch reizte es die Vampirin, ihr Blut zu kosten. Vorsichtig wand sie die dünne Wolldecke aus den von harter Arbeit schwieligen und an einigen Stellen aufgeschürften Händen. Dann beugte sie sich hinab. Das Mädchen seufzte leise, als die spitzen Zähne ihre Haut durchbohrten. Das warme Blut schoss der Vampirin in die Kehle, sodass sie vor Lust aufstöhnte. Es war so wunderbar berauschend und belebend. Auch wenn bereits im Blut des Mädchens ein leicht bitterer Geschmack auszumachen war, so war er doch noch nicht stark genug, den Genuss zu trüben. Ja, er machte das Blut interessant.
    Es kostete die Vampirin Mühe, sich zu beherrschen und aufzuhören, ehe der Herzschlag schwächer wurde. Ein paar Blutstropfen tränkten die Decke, als sie sie behutsam wieder über die Schlafende breitete. Das Mädchen würde sich erholen. Vielleicht, wenn die harte Arbeit und die karge Verpflegung ihren Körper nicht schon zu sehr geschwächt hatten. An diesem Tag allerdings und an einigen weiteren würde es nicht in der Lage sein, in einen Schacht zu kriechen oder mit einem Hammer Erzbrocken aus dem Gestein zu schlagen.
    Als Nächstes versuchte Áine den Knaben. Sein Blut war rein. Er hatte noch nicht von der Schwere der Arbeit und der Finsternis der Mine gekostet. Auch von ihm konnte sie nicht so viel rauben, als dass sie sich gesättigt gefühlt hätte. Daher trank Áine zum Schluss noch von einem kräftigen, jungen Mann, der mit einer hochschwangeren Frau das Lager teilte. Befriedigt verließ sie das Haus und schlenderte über die Lichtung davon. Ganz satt würde sie sich allerdings nie fühlen, das lag in ihrer Natur als ruheloses Wesen der Nacht.
    Wie so oft schweiften ihre Gedanken in die Vergangenheit, und sie bemerkte

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