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Lycana

Lycana

Titel: Lycana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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zwang, blieb sie auf einer Wiese stehen, um zu grasen und ein wenig zu ruhen, dann setzte sie von sich aus ihren Weg fort. Die beiden Wölfe blieben neben ihr. Nur einmal schlugen sie sich in die Büsche, um ein geschwächtes Reh zu jagen und zur Strecke zu bringen. Sie holten die Reiterin wieder ein, die gerade im Schritt einem steilen Pfad hinabfolgte. Im Tal jedoch war der Grund grasig und eben und sofort fiel das Pferd in einen flotten Trab. Eine bleiche Mondsichel stand am Himmel und mahnte die Druidin, wie wenige Nächte ihr noch bis Neumond blieben.
    Die weitläufige Weide verengte sich auf einen Weg zu. Schafe glotzten schläfrig zu ihnen herüber. Die Stute verfiel in Galopp und setzte in einem eleganten Sprung über die Feldsteinmauer am Ende der Schafsweide.
    »Große Ereignisse stehen ins Haus, wenn nächtliche Reiter durch das Land jagen!«
    Tara zügelte das Pferd und wandte sich im Sattel um. Sie hatte die Gestalt in ihren Kleidern aus dunklen Stoffen und Fellen gar nicht gesehen. Der Mann trat unter dem alten Baum am Wegesrand hervor. Die Mondsichel warf keinen Schatten über den Weg. Tara ließ die Stute ein wenig näher treten, ehe sie ihn erkannte.
    »Turlough, ich grüße dich. Möge das Mondlicht deinen Weg erhellen.« Der alte filí neigte das Haupt.
    »Das wünsche ich dir auch, Tamara Clíodhna. Noch schenkt der Schein der schmalen Sichel dir einen sicheren Ritt durch die Nacht, doch die Schatten werden länger und überziehen das Land mit Finsternis.«
    Die Druidin nickte. »Ja, das fürchte ich auch.«
    »Es sind die finsteren Tage, die große Epen reifen lassen und den Dichtern Lieder und Geschichten für die Ewigkeit diktieren. Noch in Hunderten von Jahren wird man sie singen und erzählen. Sind es nicht die gemeinsamen Erinnerungen und der Schatz der Dichtung, die ein Volk zusammenhalten?«
    Tara zog ein ärgerliches Gesicht. »Mag sein, dass du solchen Zeiten mit erwartungsvoller Spannung entgegenblickst, ich sehe meine Aufgabe darin, sie zu verhindern. Es ist die Finsternis des Krieges, die mit ihrer Knochenhand nach Irland greift.«
    »Wieder einmal«, sagte Turlough. »Ein Krieg der Menschen?«
    »Vielleicht auch das, doch ich sehe vor allem neue Kämpfe zwischen Werwölfen und Vampiren.«
    Turlough hob die Schultern. »Sie haben immer gekämpft, mal mehr, mal weniger. Sie können sich nicht in Freundschaft und Harmonie verbinden, dazu sind sie zu verschieden.« Er verzog seinen Schädel zu einem Grinsen. »Es ist wie zwischen Engländern und Iren, zwischen Anglikanern und Katholiken. Selbst wenn es an der Oberfläche ruhig scheint. Der Brand schwelt im Verborgenen weiter, bis die Flammen neue Nahrung finden, um wieder hoch in den Himmel zu schlagen. Was nährte sie dieses Mal?«
    »Eine Vampirin und ein Werwolf, deren Liebe die Grenzen ihrer Art überwinden wollte.«
    »Sie wurden getötet? Von den Vampiren oder den Werwölfen?« Der alte filí nickte wissend.
    »Er wurde getötet, von wem, kann ich nicht sagen. Sie ließen  mich seine Leiche nicht sehen. Es ist gleichgültig, ob es die Vampire waren oder die Menschen oder gar die eigene Sippe als Strafe für seinen Verrat, was zählt, ist, dass Áthair Faolchu zwar das Richtige für seine Sippe will, aber die falsche Entscheidung getroffen hat.«
    »Darf ich nach deinem Ziel fragen? Du bist auf dem Weg nach Norden.«
    Die Druidin nickte. »Ich reite nach Dunluce.«
    »Um das zu holen, was du zu schützen gelobt hast«, ergänzte Turlough.
    Sie neigte den Kopf. »Dir entgeht nichts.«
    »Das macht einen guten filí aus. Wie soll er sonst die wahren Heldentaten seines Volkes in Geschichten bewahren?«
    Tara wollte etwas erwidern, doch das Rauschen von Flügeln ließ sie zum Himmel aufsehen. Ein Schatten huschte über sie hinweg und sie streckte instinktiv den Arm aus. Der Adler zog noch eine Schleife und landete dann auf ihrem Unterarm.
    »Dein Bote?«
    Turlough schwieg, als Tara nickte, und ließ ihr Zeit, mit dem Tier stumm Zwiesprache zu halten.
    »Schlechte Nachrichten?«, vermutete der Dichter, der in ihrer Miene las.
    »Die, die ich suche, sind nicht mehr in Dunluce. Sie sind nach Süden in den Burren gesegelt.«
    Der Dichter hob erstaunt die Brauen, und so berichtete ihm Tara in knappen Sätzen, was der Adler ihr in Bildern vermittelt hatte. »Ich muss mich eilen. Ich habe viel der wertvollen Zeit, die uns bleibt, verloren. Vielleicht zu viel Zeit.« Sie hob zum Abschied grüßend die Hand. »Ich muss umkehren und nach Süden

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